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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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gemeint?«
    Ich sagte einen Moment lang nichts. Dann: »Das weißt du doch.«
    »Dann komme ich zu dir. Sag mir einfach, wohin.«
    »Ich hab nur zwei Tage …«
    »Stell es gleich ins Bulletin Board, dann kann ich morgen Nachmittag da sein.«
    Mir fielen noch ein Dutzend Einwände mehr ein. Aber ich sagte bloß: »Ich muss einen Computer finden.«
    »Okay. Und sag mir, welchen Namen du benutzt. Ich reserviere irgendwo ein Zimmer und sag ihnen, sie sollen dich reinlassen. Wenn du einen Ausweis vorlegst, musst du nicht auf mich warten.«
    Wir schwiegen einen Moment. Ich fragte: »Was hast du an?«
    Sie lachte leise. »Wir sehen uns morgen.«
    Ich spürte, wie widerstreitende Gefühle in mir rumorten. Ich wartete, wollte noch etwas sagen, wollte, dass sie noch etwas sagte, doch sie hatte schon aufgelegt.
    Ich fand ein Internetcafé in West Hollywood und teilte Delilah mit, dass ich in L.A. war. Dann fuhr ich ins Hotel. An einem der Hotelkunden zur Verfügung stehenden Computer rief ich die Webseite von Air France auf – ich ging davon aus, dass Delilah mit der nationalen Linie flog, weil die die meisten Nonstop-Flüge ab Paris bot. Es kamen zwei in Frage: einer um 15.50 Uhr, der nächste ein paar Stunden später um 18.55 Uhr.
    Ich lag lange im Bett, dachte nach, versuchte, mich zu entspannen. Ich wollte sie sehen, aber gleichzeitig hatte ich auch Angst davor. Angst davor, was sie von mir halten würde. Was natürlich bescheuert war. Wieso sollte ich mich überhaupt darum scheren, was sie dachte, was irgendwer dachte? Und ob es jemand verstehen könnte …
    Niemand kann das verstehen. Niemand.
    Wie ich so dalag, in einem weiteren anonymen Bett in einem weiteren beliebigen Hotelzimmer, zurück in meinem alten Leben, als hätte ich es nie verlassen, dachte ich, ich sollte mich einfach von Delilah trennen. Die Beziehung zu ihr kam mir bereits unmöglich vor, nicht lebbar, absurd. Was könnte ich schon mit ihr haben? Getrennte Wohnungen in einer fremden Stadt, Gedanken und Leben, über die wir nicht sprechen konnten?
    Es spielte keine Rolle. Was wir auch hatten, es war vorbei, ein weiterer Moment, verwandelt in Erinnerung. Ich sollte mich einfach damit abfinden. Ich sollte einfach weiterziehen, allein. Nur dafür war ich je gut. Nur darauf konnte ich wirklich vertrauen.

18
    DELILAH LANDETE NACHMITTAGS UM kurz vor vier kalifornischer Zeit in Los Angeles. In Paris war es jetzt fast ein Uhr nachts, aber sie hatte im Flugzeug geschlafen und fühlte sich kein bisschen müde. Nach Westen fliegen war einfach. Der Rückflug dagegen konnte richtig hart werden.
    Sie hatte nur eine Schultertasche dabei, eine dunkelbraune Bottega Veneta aus klassischem geflochtenem Leder, und saß keine zwanzig Minuten nach der Landung schon in einem Taxi. Sie bat den Fahrer, der etwa Mitte zwanzig war, ein nettes Lächeln hatte und, so ihre Vermutung, aus Westafrika stammte, sie zum Beverly Wilshire zu bringen, obwohl sie im Bel-Air ein Zimmer reserviert hatte. Es war zwar unwahrscheinlich, dass jemand am Flughafen gewartet hatte, um ihr zu folgen, doch sie wollte auf Nummer sicher gehen.
    »Und nehmen Sie den Sepulveda Boulevard zum Jefferson Boulevard«, fügte sie hinzu.
    »Sind Sie sicher, Miss? Der Vier-Null-Fünf wäre schneller.«
    Sie wusste das, aber genau deshalb bestand sie auf der Route durch die Stadt. Auf den stark befahrenen Freeways von L.A. könnte sie unmöglich erkennen, ob jemand ihnen folgte, wenn das Verfolgerfahrzeug Abstand hielt. Der Weg durch die Stadt war dagegen weniger befahren und wurde überwiegend von Einheimischen benutzt. Jedes Mal, wenn das Taxi abbog, vergewisserte Delilah sich mit einem Blick nach hinten, ob ihnen irgendwer folgte. Wenn ein Auto einige Male hinter ihnen blieb, konnte das noch Zufall sein, aber die ganze Strecke vom Flughafen nach Beverly Hills wäre etwas anderes.
    »Ich möchte mir einfach ein bisschen die Stadt ansehen«, sagte Delilah.
    Der Fahrer zog die Stirn kraus und schmunzelte. »Klar, klar. Sie wohnen in L. A.?«
    Delilah konnte sich denken, was ihm durch den Kopf ging. Sie kannte die Stadt offensichtlich gut, aber wenn sie hier wohnte, wieso wollte sie dann die Panoramastrecke fahren? Und so, wie sie aussah, fragte er sich, ob sie vielleicht eine Prominente war, womöglich ein Hollywoodstar, den er nicht einordnen konnte. Ihr Outfit passte zu dieser Theorie: ein klassischer Burberry-Trenchcoat, den sie an dem relativ warmen südkalifornischen Nachmittag offen trug; ein cremefarbener

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