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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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gehabt hatte – entweder er oder Dox. Ich dachte an Hilger, und Reue und Gewissensbisse wurden von Hass und kalter Wut verdrängt.
    Erst Dox, rief ich mir in Erinnerung. Dann Hilger. Hab nur Geduld. Du schaffst es.
    Ich machte halt in Santa Monica und checkte die Bulletin Boards. Nichts von Kanezaki. Eine kurze Nachricht von Hilger: Rufen Sie um 08.00 GMT an.
    Acht Uhr Greenwich Mean Time … also um Mitternacht in Kalifornien. Verdammt, es war schon kurz vor acht. Ein paar Stunden weiter, und ich hätte den Zeitpunkt für den Anruf verpasst. Ich überlegte, ob ich den Anruf sein lassen und behaupten sollte, ich hätte die Nachricht zu spät gelesen, damit Kanezaki mehr Zeit für seine Recherchen hatte. Aber ich entschied mich dagegen. Wenn Kanezaki bis jetzt noch nichts gefunden hatte, dann würde er auch nichts mehr finden, zumindest nicht ohne weitere Informationen. Ein Anruf bei Hilger könnte neue Anhaltspunkte bringen. Und außerdem wollte ich mich nach Dox erkundigen und sehen, ob es ihm einigermaßen gutging.
    Ich dachte kurz nach. Hilgers Nachricht war um fünf Uhr abends kalifornische Zeit eingegangen. Ich hatte meine um neun Uhr morgens verschickt, als es fast in ganz Asien Mitternacht oder später war. Ich stellte mir vor, dass Hilger, bevor ich die Nachricht verschickte, schlafen gegangen war, sie am Morgen seiner Zeit erhalten und darauf geantwortet hatte, als es bei mir früher Abend war. Somit war einigermaßen sicher davon auszugehen, dass er noch irgendwo in Asien war, auf einem Boot, wie Dox gesagt hatte. Das war nicht viel, aber je mehr Puzzleteile ich hatte, desto besser wäre ich in der Lage, jedes einzelne zu erkennen und zu verwerten, bis sie sich hoffentlich irgendwann zu einem Bild zusammenfügen ließen.
    Ich rief Kanezaki von einem Münztelefon an. »Achtung«, sagte ich. »Um null-achthundert GMT erfolgt ein Anruf. In weniger als vier Stunden von jetzt an gerechnet. Wenn Sie eine Möglichkeit haben, das Signal zu verfolgen, dann ist das Ihr großer Augenblick. Ich halte ihn so lange hin, wie ich kann.«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Wenn unser Mann so vorsichtig ist, dass er das Handy den Rest der Zeit ausgeschaltet lässt, bezweifele ich, dass er so blöd ist, damit an einem Ort zu telefonieren, wo er abgehört werden kann.«
    Kanezaki war zwar erheblich reifer geworden, seit ich ihn kennengelernt hatte, aber er hatte nach wie vor die nervige Neigung, beweisen zu wollen, wie clever er war. »Natürlich ist er nicht so blöd«, sagte ich. »Aber wir haben auf jeden Fall ein Puzzleteilchen mehr, womit wir arbeiten können. Mir ist es lieber, ich weiß, wo er den Anruf tätigt, als wenn ich es nicht weiß. Ihnen nicht?«
    Eine kleine Pause entstand, während er den Rüffel verarbeitete. Dann sagte er: »Sie haben recht.«
    »Was ist mit dem Typen, über den Sie Nachforschungen anstellen sollten? Irgendwas rausgefunden?«
    »Nein.«
    »Das Risiko-Kapital aus Steuergeldern? Sie glauben doch nicht, dass das ein Zufall ist, oder?«
    »Ich glaube nicht an einen Zufall, aber ich kann mir bislang auch noch keinen Reim darauf machen.«
    »Also schön. Null-achthundert GMT. Ich rufe Sie dann gleich anschließend an.«
    Ich aß einen Burrito und trank dazu einen Fruchtshake in einem Imbiss am Pier. Dann schlug ich die Zeit mit einem Spaziergang tot, der meine Muskeln nach der langen Fahrt lockerte. Um Punkt Mitternacht ging ich zu einem Münztelefon und rief an.
    Einmal klingeln, dann Hilgers Stimme: »Ja.«
    Mir fiel auf, dass er sich direkt gemeldet hatte. Vielleicht hielt er es nicht mehr für nötig, Stärke zu demonstrieren.
    »Die Sache ist erledigt«, sagte ich.
    »Ich weiß. Gute Arbeit. Sie hatten sich über fünf Tage beschwert, aber am Ende haben Sie nur zwei gebraucht.«
    Vielleicht wusste er das mit Jannick bereits. Vielleicht bluffte er, um mich mit seiner Allwissenheit zu beeindrucken. Es spielte eigentlich keine Rolle.
    »Lassen Sie mich mit Dox sprechen«, sagte ich.
    Es trat eine kurze Pause ein, und dann hörte ich den Bariton des kräftigen Scharfschützen, blechern wegen der aktivierten Freisprechfunktion. »Dox hier.«
    »Wie geht’s dir?«
    »Mir ist langweilig. Das hier ist die stumpfsinnigste Truppe von Armleuchtern, mit der ich je meine Zeit verplempern musste. Ein finsterer Tag für einen Marine.«
    Er wollte mir sagen, dass sie ihn nicht allein ließen, dass ständig einer bei ihm war. Mit ein bisschen Glück achteten sie nur auf die Beleidigung und nicht auf die

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