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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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überrascht? Du ziehst eine giftige Welle hinter dir her, Jun. Und die spült überall an Land, wo du vor Anker gehst.«
    Ich leckte mir über die Lippen und überlegte, was ich sagen sollte. Mir fiel nichts ein.
    »Geh einfach«, sagte sie nach einem Augenblick. »Geh einfach und komm nie wieder.«
    Ich betrachtete Koichiro. Er lächelte mich noch immer an, ohne etwas zu verstehen.
    »Was ist mit Koichiro?«, sagte ich.
    »Wenn er alt genug ist, werde ich ihm sagen, du seist tot. Das hatte ich ohnehin vor. Und das bist du auch. Das bist du wirklich.« Sie drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort mit ihm wieder ins Haus.
    Ich stand noch eine ganze Weile da und starrte auf das Gebäude, dachte, sie würde wieder herauskommen und ich könnte alles besser erklären. Oder wir könnten irgendeinen anderen Weg finden, so tun, als wäre nichts von alledem wirklich passiert. Ich hatte ihren Vater nicht getötet, ich hatte sie und unseren Sohn nicht ständig in Gefahr gebracht, sie hatte mich nicht an die Männer verraten, die zwei Stunden zuvor versucht hatten, mich in einer Toilette am Flughafen abzustechen.
    Aber sie kam nicht zurück. Das alles war tatsächlich passiert.
    Ich hätte alles getan, um sie zu schützen, sogar mein eigenes Leben für sie gegeben. Ich hätte wissen müssen, dass Midori bereit war, mindestens ebenso weit zu gehen.
    Ich beobachtete das Gebäude noch länger. Irgendwann fing ich an zu zittern. Schließlich drehte ich mich um und ging. Es war ein seltsamer Gedanke, dass mein Sohn mir so nah war und doch so unerreichbar weit weg.

53
    I CH FUHR MIT DEM Z UG nach Washington D.C., wo ich in einem Motel ein paar schlaflose Stunden verbrachte. Ich war mir einigermaßen sicher, dass die Polizei in New York Bilder von den Überwachungskameras am Flughafen hatte. Die Fotos von mir würden nicht berauschend sein, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Die Flughäfen im Großraum New York würden eine Weile für mich zu heiß sein.
    Am nächsten Morgen nahm ich eine Maschine nach Los Angeles und flog von dort weiter nach Tokio. Ich wollte nur wieder dorthin, um Tatsu zu sehen. Und das Geld von der Wajima-Operation zu holen.
    Als die Maschine in Los Angeles abhob, war ich endlich so übermüdet, dass ich schlafen konnte. Ich war fast den ganzen Flug über weggetreten, was um einiges besser war, als mich im Wachzustand meinen Gedanken zu stellen.
    Es wurde dunkel, als wir landeten. Ich hatte das Gefühl, allmählich in ewiger Nacht zu leben.
    Als ich am Flughafen Narita durch den Zoll war, schaltete ich das japanische Handy ein. Ich hatte drei Nachrichten. Himmel, nicht mehr lange und ich würde eine Sekretärin brauchen.
    Die ersten beiden waren von Dox und Delilah, die versucht hatten, mich zu erreichen. Die dritte war von Kanezaki. Sie lautete schlicht und ergreifend: »Rufen Sie mich an.«
    Ich hatte zwar keine Lust dazu, aber es konnte ja mit der letzten Operation zu tun haben. Ich tippte seine Nummer ein.
    »He«, sagte er nach nur einmal Klingeln.
    »Sie haben mich angerufen?«, fragte ich.
    »Ja. Dox hat mir die Ausrüstung zurückgebracht. Und er hat mir alles erzählt. Gute Arbeit.«
    »Wenn Sie mir jetzt sagen wollen, dass ich Ihnen einen Gefallen schulde«, sagte ich mit gefährlich ausdruckslosem Tonfall, »dann haben Sie sich einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht.«
    »Nein, nein, darum geht’s nicht. Es geht um Tatsu.«
    Meine Kiefermuskeln verkrampften sich. »Was ist mit ihm?«
    »Ich hab ihn heute besucht, wie Sie gesagt haben. Es geht ihm gar nicht gut.«
    »Ach nee.«
    Er stutzte und sagte dann: »Würden Sie mir vielleicht mal verraten, welche verdammte Laus Ihnen über die Leber gelaufen ist?«
    Sein Mumm verblüffte mich, und ich musste unwillkürlich schmunzeln. »Gern, aber das würde zu lange dauern.«
    Er sagte: »Jedenfalls, das wollte ich Ihnen bloß gesagt haben. Ich weiß, dass Sie das wahrscheinlich schon wissen und wahrscheinlich auch schon vorhatten, ihn zu besuchen, aber ich hab gedacht, ich sag Ihnen trotzdem Bescheid, sicherheitshalber.«
    Ich nickte. »Alles klar. Danke.«
    »Da ist noch was. Sie haben es vermutlich schon gehört.«
    »Was denn?«
    »Unser alter Freund Yamaoto Toshi ist gestorben. Im Krankenhaus. Komplikationen nach einer OP wegen einer Schussverletzung.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Ich hab mich unweigerlich gefragt, ob da nicht vielleicht jemand Sterbehilfe geleistet hat.«
    »Keine Ahnung. Er hatte jede Menge Feinde.«
    Er lachte leise. »Wir sollten

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