Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
auf die Tür zu, noch immer vornübergebeugt. Ich erwischte ihn an einem Hosenbein und riss es zu mir nach hinten. Er fiel vorwärts aufs Gesicht. Ich stieß ihm ein Knie in den Rücken, drückte sein Gesicht auf den Boden und schob das Messer unter seinen Hals. Ich presste ihm die Klinge an die Kehle und zog sie einmal nach außen und weg.
Ein nasses gurgelndes Geräusch ertönte, halb Schrei, halb brodelnde Flüssigkeit. Ich sprang zurück, um kein Blut abzukriegen, und drehte mich zu seinem Partner um. Der saß jetzt auf dem Hintern und schob sich rückwärts von mir weg. Sein Gesicht war blutverschmiert – ob von der Tür oder dem Knie oder beidem wusste ich nicht.
Er stieß gegen die Wand und wollte aufstehen. Ich trat ihm in den Schritt, und er klappte mit einem Ächzen nach vorn. Ich trat hinter ihn, hakte meine Finger in seine Augen und riss ihm den Kopf nach hinten. Dann schwang ich das Messer nach vorne und trennte ihm beinahe den Kopf ab. Blut spritzte aus der klaffenden Wunde, und ich stieß ihn von mir weg. Er krachte gegen eine Kabinentür und sackte zu Boden.
Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich war überall voll Blut. Die Jacke, die ich trug, war zum Glück so dunkel, dass sie das Problem kaschierte. Ich zog den Reißverschluss höher. Ich spülte meine Hände ab, klappte das Messer zu und steckte es in die Hosentasche. Dann klatschte ich mir Wasser ins Gesicht und machte mein Haare nass, was das Blut abwusch und gleichzeitig mein Aussehen veränderte.
Die Schwingtüren gingen auf. Ich sah hinüber. Ein Schwarzer in einem Anzug machte einen Schritt in den Raum. Er erstarrte bei dem Anblick, der sich ihm bot. »Großer Gott«, sagte er.
»Ich wurde überfallen«, sagte ich mit hoher verängstigter Stimme und starrte dabei auf seine Füße, damit er mein Gesicht nicht so genau sah. »Holen Sie die Polizei. Bitte.«
Er wich rückwärts durch die Tür nach draußen. Jetzt musste ich mich wirklich beeilen.
Ich trat in die Behindertentoilette und stopfte Schuhe und Hose in die Reisetasche. Als ich herauskam, musste ich über die Blutlache springen, die sich auf dem Fliesenboden ausbreitete. Ich hätte gern noch alle Oberflächen abgewischt, die ich berührt hatte, aber dazu war einfach keine Zeit mehr. Ich ging durch die Schwingtür hinaus. In dem Bereich davor war die Luft rein. Mit gesenktem Kopf steuerte ich schnurstracks auf einen Taxistand zu.
Zehn Minuten später saß ich im Fond eines Taxis und fuhr in Richtung Manhattan. Mir wurde ein bisschen schwindelig. Ein verrückter Gedanke schoss mir durch den Kopf- Verdammt schwer, in New York an ein Messer zu kommen – und ich hätte fast gelacht.
Die Sache mit Yamaoto war endlich vorbei. Ich hatte soeben meinen letzten Job erledigt. Und Midori und Koichiro waren in Sicherheit.
52
I CH RIEF M IDORI VOM T AXI aus an, um ihr zu sagen, dass ich auf dem Weg zu ihr war. Aber sie meldete sich nicht. Über den Handybrowser rief ich ihre Webseite auf. Sie hatte einen Auftritt in einem Club namens Detour im East Village. Ich rief dort an. Die Frau, die sich dort meldete, erklärte mir, dass Midori das Konzert abgesagt hatte.
»Wissen Sie warum?«, fragte ich.
»Nein, tut mir leid. Eine Privatangelegenheit, mehr weiß ich nicht.«
Ich bat den Fahrer, mich nach Greenwich Village zu bringen, zu der Kreuzung von Seventh Avenue und Bleecker Street. Von dort aus würde ich zu Fuß zu ihrer Wohnung gehen.
Als das Taxi mich absetzte, herrschte im Village Hochbetrieb in den angesagten Restaurants. Ich beobachtete, wie lachende, zufriedene Hipster und Yuppies in ihren auf alt getrimmten Lederjacken und Tods-Schuhen an mir vorbei zum Dinner strömten. Ich kam mir vor wie am Set eines surrealen Films.
Ich näherte mich langsam Midoris Wohnung. Tatsu hatte zwar nur von zwei Yakuzas gesprochen, aber Vorsicht ist bei mir ein lebenslanger Reflex.
Als ich sicher war, keinem weiteren Empfangskomitee in die Arme zu laufen, ging ich zur Eingangstür. Der Portier war da, derselbe Typ wie beim letzten Mal.
»Ich möchte zu Midori Kawamura«, sagte ich.
»Werden Sie erwartet?«
»Davon gehe ich aus.«
Er nickte und ging hinein. Ich spürte, dass ich eigentlich draußen warten sollte, aber ich folgte ihm trotzdem. Er protestierte nicht.
Er griff zum Telefon und tippte eine Nummer ein. Einen Augenblick später sagte er: »Hallo, Ms. Kawamura. Hier unten ist jemand, der zu Ihnen möchte. Er sagt, Sie erwarten ihn.«
Er lauschte, dann sah er mich an. »Wie ist Ihr
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