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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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uns unterhalten.« Er stockte und sagte dann: »Ganz unverbindlich.«
    Ja klar. »Bald«, sagte ich. »Aber nicht jetzt.« Ich legte auf.
    Ich fuhr mit dem Narita Express zum Tokioter Hauptbahnhof. Ich nahm mir ein Zimmer in einem Businesshotel, wo ich mich duschte, rasierte und umzog. Anschließend suchte ich einen Spirituosenladen und ging dann Tatsu besuchen.
    Der Bodyguard ließ mich hinein. Tatsus Tochter war wieder da und saß am Bett, seinen Enkel auf dem Schoß. Außerdem war eine sympathisch aussehende ältere Japanerin da, bei der es sich um Tatsus Frau handeln musste.
    Tatsu schlief. Die Tochter begrüßte mich und stellte mir ihre Begleiterin vor – meine Vermutung war richtig, ihre Mutter und Tatsus Frau.
    »Er hat gesagt, wir sollen ihn wecken, wenn Sie kommen«, sagte die Tochter. »Aber jetzt bin ich mir unsicher.«
    »Nein, lassen Sie ihn schlafen«, sagte ich. »Er braucht das.«
    Wie auf Stichwort schlug Tatsu die Augen auf und sah mich an. Er sagte: »Keiner hört mehr auf mich.«
    Ich lachte. Verschlagen bis zuletzt.
    »Kannst du ein bisschen bleiben?«, fragte er mich.
    Ich nickte. »Solange du mich ertragen kannst.«
    Er sah seine Frau und seine Tochter an. »Geht ihr zwei doch nach Hause, ja? Ihr seid schon den ganzen Tag da, und ich weiß, dass ihr müde seid. Ich unterhalte mich nur ein Weilchen, und dann schlaf ich wieder ein wenig. Ja?«
    Die Frauen standen auf. Wie am ersten Abend, als ich hier war, gab Tatsu seinem Enkel einen Kuss zum Abschied und flüsterte ihm etwas zu, ehe sie gingen. Diesmal fiel es ihm erheblich schwerer, und zweimal stöhnte er vor Schmerzen auf, aber er tat es.
    Als wir allein waren, sagte er: »Ich habe gehört, was in New York passiert ist.«
    Ich fragte mich, woher er das mit Midori gehört haben konnte, und dann erst fiel mir ein, dass er die Sache am Flughafen meinte. Ich sagte: »Kuro?«
    Er nickte. »Er ist nicht unglücklich darüber. Die beiden Männer waren für ihn nutzlos und hätten eine Gefahr darstellen können. Kuro hat keinen Streit mit dir.«
    »Gut. Ich bin die Streitereien leid.«
    »Hast du Midori und deinen Sohn gesehen?«
    Ich nickte.
    »Und konntest du ihr alles erklären?«
    Ich nickte wieder. »Ich denke ja. Ich glaube, wir schaffen das. Es wird ein Weilchen dauern, aber ja.«
    Er lächelte. Es zeigte, wie erschöpft und ausgezehrt er von seinem Kampf gegen die Krankheit war, dass ich mit meiner Lüge bei ihm durchkam.
    »Ich hab dir was mitgebracht«, sagte ich und holte die Flasche hervor, die ich in dem Spirituosenladen gekauft hatte.
    Ich reichte sie ihm, aber er war so schwach, dass ich ihm helfen musste, sie zu halten. »Ein Lagavulin, sechzehn Jahr alt«, sagte er mit Blick auf die Flasche. »Oh, wie ich guten Whiskey vermisse.«
    »Willst du ihn mal riechen?«
    »Ja. Und du trinkst einen für mich, okay?«
    »Okay.«
    Ich goss je einen Fingerbreit in zwei Plastikbecher. Wir stießen an und sagten: »Kanpai. «
    Ich kippte meinen mit einem Schluck hinunter. Tatsu atmete tief ein und lächelte. »Es sind die kleinen Dinge, nicht?«, sagte er.
    »Ja, ich glaube, das stimmt.«
    »Weißt du was? Kanezaki hat mich heute besucht.«
    »Im Ernst?«
    Er nickte. »Du solltest mit ihm in Kontakt bleiben. Wir … haben mal zusammen an was gearbeitet. Könnte für dich interessant sein.«
    Ich fragte mich, ob das irgendetwas mit dem »Gefallen« zu tun hatte, den Kanezaki früher oder später von mir einfordern würde.
    »Ja«, sagte ich. »Ich hatte so das Gefühl, dass ihr zwei ein bisschen mehr kollaboriert habt, als jeder von euch je zugeben wollte.«
    »Er ist ein guter Mann.«
    Ich lachte. »Er erinnert dich einfach an dich selbst.«
    Er lächelte. »Weißt du, er ist genauso alt, wie mein Sohn jetzt wäre.«
    »Du vermisst ihn, nicht?«, sagte ich.
    Er nickte. »Jeden Tag. Aber ich werde ihn bald sehen.«
    Ich widersprach ihm nicht. Es war unübersehbar, dass er nicht mehr lange hatte.
    Wir schwiegen einige Minuten. Er sagte: »Na los, trink noch einen. Ich hab noch.«
    Ich schenkte mir nach, und wir prosteten einander erneut zu. Ich trank, und er sog den Duft ein, und wir schwiegen wieder eine Weile.
    »Ich muss dich um einen Gefallen bitten«, sagte er.
    »Jeden.«
    »In dem Schrank da liegt ganz oben ein Päckchen. Holst du es mir bitte?«
    Ich stand auf und brachte ihm das Päckchen. Es war in braunes Packpapier eingeschlagen und verschnürt. Ich wollte es ihm geben, doch er schüttelte den Kopf. »Na los, mach schon auf«, sagte

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