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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Hotel, allein.

6
    A M NÄCHSTEN A BEND SA ß ICH um Mitternacht an einem Fensterplatz im ersten Stock des Pegu Club, einer Bar an der Kreuzung von Houston und Wooster Street, schräg gegenüber vom Zinc. Ich hielt mich an dem Cocktail fest, für den die Bar berühmt ist, eine zugegebenermaßen leckere Mixtur auf Ginbasis, ließ mir einen Snack schmecken und las eine Ausgabe des Economist, damit ich nicht aussah wie jemand, der eine Überwachung durchführt.
    Um halb eins sah ich Dox aus dem Souterrain auftauchen. Er hatte das Nokia am Ohr. Meines vibrierte einen Augenblick später. Ich trug bereits den Ohrhörer und drückte den Empfangsknopf nach dem ersten Summen.
    »Ja«, sagte ich.
    »Er ist da«, sagte er. »Genau, wie du vermutet hast. Chinese, Alter um die zwanzig, fünfundsechzig bis siebzig Kilo. Allein, trinkt kaum was, schaut nur auf die Bühne. Sieht aus wie ein harter Bursche. Hat nicht ein einziges Mal mit dem Fuß gewippt, seit die Musik angefangen hat.«
    Ich konnte die Band drinnen hören. Vor allem das Klavier. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken.
    »Und er ist wirklich allein?«, fragte ich.
    »Ja. Eindeutig.«
    »Hast du ein Foto von ihm machen können?«
    »Drei oder vier. Die kleine Panasonic, die du besorgt hast, arbeitet prima bei Schummerlicht.«
    »Hat er dich bemerkt?«
    »Ich bin im Tarnmodus, Partner, der weiß nicht mal, dass ich da bin. Und ich bin in Begleitung der wunderhübschen und charmanten Miss Jasmine, die ich heute übers Internet kennengelernt habe.«
    »Also schön, geh wieder rein«, sagte ich. »Und folg ihm, wenn er den Club verlässt. Ich will wissen, wo er hingeht, ob er an Midori dranbleibt oder ob er von jemandem abgelöst wird.«
    »Roger.« Er klappte das Handy zu, nickte unauffällig in meine Richtung und verschwand wieder die Treppe hinunter.
    Fünfundvierzig Minuten später sah ich Gäste aus dem Zinc strömen, was mir sagte, dass das Set zu Ende war. Mein Handy summte.
    »Ja?«
    »Er geht«, sagte Dox. Seine normalerweise dröhnende Stimme war jetzt gerade laut genug, dass ich sie hören konnte, aber Miss Jasmine oder sonst wer vermutlich nicht. »Er müsste jede Sekunde oben auftauchen.«
    »Ist Midori noch drin?«
    »Ist sie, unterhält sich mit ein paar Leuten. Hübsche Frau, wenn ich das sagen darf. Toll, dieses lange schwarze Haar. Und sie spielt phantastisch Klavier.«
    Der junge Chinese kam heraus, ging ein paar Schritte die Straße entlang und blieb dann stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden.
    »Ich seh ihn«, sagte ich. »Sieht aus, als wollte er sich eine Zigarettenpause gönnen.«
    »Irgendwer sollte ihm mal sagen, dass die Dinger tödlich sind.«
    Und tatsächlich, der Chinese lehnte sich gegen die Hauswand hinter ihm, blieb dort stehen und rauchte. Ich schmunzelte. Hauptnutznießer des von Bürgermeister Bloomberg durchgesetzten Rauchverbots in Lokalen war, abgesehen von den Herzen und Lungen aller New Yorker, offenbar jeder, der zu Fuß eine Beschattung durchführte und einen Vorwand brauchte, um draußen vor einem Jazzclub zu warten.
    »Ja, er geht nicht weiter«, sagte ich. »Und ich glaube, solange Midori noch da drin ist, wird er sich nicht von der Stelle rühren. Bleib, wo du bist, und sag mir Bescheid, wenn sie rauskommt.«
    »Roger.«
    Ich klappte das Handy zu und beobachtete den Club noch ein paar Minuten länger. Wenn eine Ablösung sich von hier aus an Midoris Fersen heften sollte, müsste der Chinese jetzt irgendwen anrufen. Aber er holte kein Handy hervor. Ich hatte zwar keinen Schimmer, was Yamaoto der Triade für die Überwachung bezahlte, aber anscheinend wurde ihm für sein Geld nur ein Mann zur Verfügung gestellt. Tja, konnte mir nur recht sein.
    Ich bezahlte die Rechnung, ging nach unten und verließ die Bar. Zu ebener Erde hatte ich keinen guten Blick auf das Zinc. Daher überquerte ich die Houston Street ein Stück weiter nördlich und schlenderte dann in westlicher Richtung. Ich rief Dox an.
    »Wie ist die Lage?«, fragte ich.
    »Sieht aus, als würde sie gleich gehen. Sie sagt gerade dem Clubbesitzer gute Nacht.«
    Ich ging an einer Gruppe von Leuten vorbei, die vor einer Bar rauchten, und blieb in ihrer Nähe stehen, war einfach bloß jemand, der so höflich war, die Bar für einen Anruf mit dem Handy zu verlassen.
    »Sie kommt jetzt raus«, sagte Dox.
    Ich schluckte und beobachtete den Eingang des Zinc. Gleich darauf kam Midori die Stufen hoch. Sie blieb am Straßenrand stehen und blickte in meine Richtung. Mein

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