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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Ermordung beauftragt hatten. Schließlich, als sie sicher war, hatte sie mich aufgespürt, um mich mit ihrem Verdacht zu konfrontieren, wer ich war und was ich getan hatte. Das alles war so intensiv gewesen, dass wir nie Gelegenheit hatten, einfach zu entspannen und herauszufinden, was da zwischen uns war.
    Was war da zwischen uns?, dachte ich. Du hast ihren Vater getötet.
    Großer Gott. Was bildete ich mir bloß ein? Ich würde nie mit ihr herkommen können, weder hierher noch sonst wohin. Die Sache war verrückt, sie würde niemals funktionieren.
    Ich wollte nur noch weg, mit der nächsten Maschine irgendwohin fliegen und vergessen, dass Midori hier lebte, einfach alles vergessen. Was ich mit Delilah hatte, war gut. Ich war ein Idiot, das überhaupt aufs Spiel zu setzen.
    Aber ich musste das Kind sehen. Ich musste es wissen.
    Das Problem war, ich setzte nicht nur Delilah aufs Spiel. Nein, es war noch sehr viel mehr, und das wusste ich auch.
    Aber ich konnte jetzt nicht über die Risiken nachdenken. Konnte mich ihnen nicht richtig stellen.

5
    W IE VERABREDET RIEF ICH D OX am Montagabend an. Er war bereits angekommen und hatte ein Zimmer im 60 Thompson in S0H0 bezogen. Auf seinen Vorschlag hin trafen wir uns im Ear Inn, einem Lokal auf der Spring Street, zwischen der Washington Street und der Greenwich Street. Es lag rund dreißig Minuten zu Fuß vom Ritz entfernt, und die Luft draußen war kalt und frisch. Daher spazierte ich am Fluss entlang, um dann nach Osten in Richtung Restaurant abzubiegen. Als ich es betrat, war ich angenehm überrascht: ein dunkler, schlichter, in Holz und Backstein gehaltener Raum mit einem spürbaren Sinn für Geschichte und darin verteilt etwa ein Dutzend Holztische sowie eine lange Bar.
    Ich schaute mich um, und da war Dox, massig wie ein Footballspieler und reglos wie ein Buddha, an einem Ecktisch mit Blick auf den Eingang sitzend. Als er mich sah, stand er auf, kam auf mich zu und umarmte mich wie immer stürmisch. Abgesehen davon, dass es mir vorübergehend die Luft abschnürte, tat es gut, wie ich zugeben musste, und ich merkte, dass ich die Umarmung unbeholfen erwiderte.
    »Schön, dich zu sehen, Mann«, sagte er und schlang einen Arm um meine Schultern. »Und noch dazu im Big Apple.«
    Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen und sah eine merkwürdige, aber irgendwie natürliche Mischung aus Durchschnittsbürgern und Szeneleuten, wie ich sie einordnete. Keiner machte einen auf Show, keiner telefonierte mit einem Handy, keiner achtete auf uns. Alle amüsierten sich einfach. Keiner aktivierte mein Radar.
    »Es ist auch schön, dich zu sehen«, erwiderte ich. »Wo ist dein Spitzbart?«
    Er grinste und rieb sich das Kinn. »Du hast doch Delilah gehört, Partner. Als sie mir in Hongkong gesagt hat, ich hätte eine gute Kinnpartie, hieß das Lebewohl Gesichtsbehaarung.«
    Ich lachte. Wir gingen zurück zu seinem Tisch, damit wir den Raum im Auge hatten und uns vertraulicher unterhalten konnten.
    »Bist du heute eingeflogen?«, fragte ich.
    »Nee, bin mit dem Wagen gekommen. War lange fort und wollte mir ein paar Tage gönnen, um die Landschaft vorbeiziehen zu sehen. Außerdem werden mir die Flughäfen heutzutage zu stark kontrolliert. Ich entscheide mich nur ungern zwischen Tod durch Papierkram auf der einen Seite und Entwaffnung auf der anderen Seite, nur weil ich ein bisschen rumreisen will. Verstehst du, was ich meine?«
    »Du meinst, sie würden dir nicht erlauben, ein Gewehr mit an Bord zu nehmen? Es gibt keine Gerechtigkeit mehr auf der Welt, Dox.«
    Er lachte. »Na, zum Glück gibt’s immer eine Notlösung. Hab meine treue M40A1 im Kofferraum, für alle Fälle. Wie heißt es so schön in irgendeiner Werbung: Geh nie ohne aus dem Haus.«
    Wir bestellten Hamburger und Guinness. Während wir aßen, erzählte ich ihm alles: Midori und meine Rolle beim Tod ihres Vaters; meine letzte Nacht mit ihr in Tokio; Tatsus Neuigkeit über das Baby; wie es zwischen mir und Delilah stand. Alles.
    »Meine Fresse, Mann, da hast du dich ja in was reingeritten«, sagte er, als ich fertig war.
    »Wie würdest du an meiner Stelle reagieren?«
    »Tja, berechtigte Frage. Mir ist diesbezüglich schon so einige Male die Düse gegangen, aber die Sache hat sich jedes Mal in Wohlgefallen aufgelöst, ehe ich Grund zu richtiger Panik hatte.«
    »Ich weiß nicht, was ich fühlen soll. War noch nie so unsicher.«
    »Und? Was hast du jetzt vor?«
    »Ich muss sie sehen. Und den Kleinen. Aber da Yamaoto sie

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