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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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blickte ihn an, und plötzlich rannen mir die Tränen über die Wangen, ohne dass ich sie aufhalten konnte. Ich konnte sie nicht mal wegwischen. Ich konnte lediglich blinzeln, um klarer sehen zu können und das kleine Gesicht zu betrachten, bis ich wieder blinzeln musste.
    Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden. Irgendwann legte Midori eine Hand auf meine Schulter, und ich spürte plötzlich einen Schmerz im Kiefer, so sehr hatte ich die Zähne zusammengebissen. Ich reichte ihr Koichiro zurück und wischte mir übers Gesicht, während sie ihn wieder in sein Bettchen legte.
    Wir gingen zurück ins Wohnzimmer. Midori schloss die Tür hinter uns.
    Ich blickte zur Decke hoch und atmete bewusst ein und aus, ein und aus, um die Fassung zurückzugewinnen. Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf.
    »Und wenn …«, begann ich, überlegte es mir aber wieder anders.
    »Wenn was?«
    Ich blickte sie an. »Wenn ich es schaffen würde, dieses Leben aufzugeben? Für immer?«
    Sie seufzte. »Ich glaube nicht, dass du das schaffst.«
    »Aber wenn doch.«
    Ein langer Moment verging. Schließlich sagte sie: »Ich denke, dann würden wir sehen müssen, wie es weitergeht.«
    Ich wollte, dass sie mehr sagt, aber ich hatte Angst nachzufragen.
    Auf dem kleinen Tisch neben der Couch sah ich einen Notizblock und einen Stift liegen. Ich ging hin und schrieb meine Handynummer auf.
    »Hier«, sagte ich. »Falls du irgendwann Hilfe brauchen solltest, egal was, ruf mich an.«
    Sie nahm den Zettel. »Ist das deine Telefonnummer?«
    »Ja. Handy. Wenn ich nicht drangehe, sprich auf die Mailbox. Ich seh regelmäßig nach, ob eine Nachricht drauf ist.«
    »Wow, eine Nummer, unter der ich dich tatsächlich erreichen kann«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln. »Wenn das kein Fortschritt ist.«
    Ich lächelte ebenfalls. »Ich hab doch gesagt, ich kann mich ändern.«
    »Wir werden sehen.«
    Ich streckte die Hand aus und berührte sie an der Schulter.
    »Danke«, sagte ich.
    Sie nickte.
    Ich berührte noch immer ihre Schulter. Ich merkte, dass sie nichts dagegen hatte.
    Ich trat näher, und sie wich nicht zurück.
    Ich schlang die Arme um sie und drückte sie. Dann, plötzlich, drückte sie mich auch.
    Wir standen eine Weile so da, hielten einander einfach fest. Ich küsste sie auf die Stirn, dann auf die Wange. Dann wieder auf die Stirn. Sie roch gut, sie roch so, wie ich es in Erinnerung hatte.
    Sie flüsterte. »Jun, nicht.«
    Sie war die Einzige, die mich so nannte, die Kurzform von Junichi, meinem japanischen Vornamen. Es war schön, sie das sagen zu hören.
    Ich küsste ihre Lider. Wieder sagte sie: »Nicht.«
    Es war mir egal. Mir war alles egal. Ich küsste sie sanft auf die Lippen. Sie erwiderte den Kuss nicht, aber sie wich auch nicht zurück. Ich konnte sie atmen hören.
    Sie legte mir eine Hand auf die Brust. Ich dachte, sie würde mich wegschieben, aber sie ließ sie dort. Ich spürte sie warm durch mein Hemd.
    Ich küsste sie wieder. Diesmal gab sie einen Laut von sich, irgendwas zwischen einem Wimmern und einem Vorwurf, und plötzlich nahm sie meinen Kopf zwischen ihre Hände. Dann küsste sie mich ebenfalls, fest.
    Ich legte meine Hände auf sie, und sie presste sich an mich. Doch als ich ihr die Bluse aus der Jeans ziehen wollte, entwand sie sich mir.
    »Jun, hör auf. Wir müssen aufhören.«
    Ich nickte keuchend. »Ja«, sagte ich.
    »Du musst gehen. Bitte.«
    Ich blinzelte und schüttelte den Kopf. »Rufst du mich an?«, fragte ich.
    »Gibst du dieses Leben auf?«
    »Ich versuch’s.«
    »Dann ruf du mich an. Wenn du es geschafft hast.«
    Mehr konnte ich nicht verlangen. Ich ging zur Tür und zog mir die Schuhe, die Fleecesachen und die Jacke an. Ich nickte ihr zu. Sie nickte zurück. Keiner von uns sagte etwas.
    Im Aufzug setzte ich mir die Baseballmütze auf und eilte mit gesenktem Kopf durch die Lobby. Ich trat nach draußen und überprüfte die Gefahrenpunkte. Alles sauber. Ich ging in östlicher Richtung. Die kalte Luft schlug mir ins Gesicht, aber ich nahm es kaum wahr. Ich fühlte mich erschöpft, leer. Ich hätte wissen müssen, dass ich nicht in der richtigen Verfassung war, mich zu schützen. Ich hätte wissen müssen, was als Nächstes passierte.
     
    Midori stand da und blickte noch eine ganze Weile auf die Tür, nachdem Rain gegangen war. Er war so plötzlich wieder verschwunden, wie er gekommen war, doch seine Gegenwart schwebte noch im Raum und veränderte alles.
    Wie oft hatte sie sich gesagt, dass sie ihn

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