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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sofort.«
    »Alles klar. Ich biege jetzt von der Canal auf die Bowery. Du müsstest mich jede Sekunde sehen.«
    Ich lugte aus der Gasse hervor. Da war er.
    »Ich seh dich«, sagte ich. »Ich leg jetzt auf.«
    Ich klappte das Handy zu und marschierte auf die Bowery. Die Beifahrertür öffnete sich, und als ich sie erreicht hatte, warf Dox auch schon eine dicke Wolldecke auf den Sitz. Wir breiteten sie über Polster und Boden, und ich stieg ein. Dox musterte mich kurz und gab Gas.
    »Mann, schmutzig ist die Untertreibung des Jahres«, sagte er. »Zum Glück bin ich auf so was vorbereitet. Die Decke da hat im Laufe der Jahre einiges an Körperflüssigkeiten abgekriegt, von mir und diversen vom Glück gesegneten Ladys, aber noch keinen Tropfen Blut, soweit ich weiß.«
    »Ich besorg dir genauso eine wieder. Gleich rechts auf der Delancey Street ist ein Obdachlosenheim.«
    Er lachte leise, lässig wie eh und je. »Wohin?«
    »Zum Müllcontainer. Wenn die Luft rein ist, werd ich Wong entsorgen.«
    »Hast du das Messer bei Chans Leiche liegen lassen?«
    »Nein. Das wäre zu offensichtlich. Außerdem hatte ich es in der Hand. Es ist kontaminiert.«
    »Das heißt dann wohl, ich kann es nicht behalten.«
    »Und ob es das heißt.«
    »Schon gut, schon gut, man wird ja wohl noch fragen dürfen.«
    Wir fuhren zurück ins Village. Mir war vorher kalt gewesen, aber jetzt schwitzte ich. Polizei war nirgends zu sehen, und Waverly Place war menschenleer. Dox hielt direkt vor dem Container. Ich kletterte hinein und schaffte es, Wong hochzuwuchten und so lange aufrecht an der Seitenwand zu halten, bis Dox von oben herablangte und ein Handgelenk zu fassen bekam. Wir zogen ihn raus, legten ihn auf die Rückbank des Pick-up und fuhren davon.
    »Was für Waffen trägst du zurzeit?«
    »Meinst du messermäßig?«
    »Ja.«
    »Mensch, Partner, du weißt doch, ich hab mehr Klingen als ein Pürierstab. Ich hab noch immer das Fred Perrin La Griffe, das wir in Bangkok ergattert haben, und …«
    »Ich meine, welches benutzt du vorzugsweise? Im Augenblick.«
    »Just in diesem Augenblick wäre das ein Emerson CQC-12 Comrade. Wahnsinnsmesser. Damit könntest du eine Autotür aufschneiden, wenn es sein müsste. Moment.«
    Er angelte das Messer aus seiner Hosentasche und reichte es mir. Ich klappte es auf. Ja, das würde reichen. Dicke.
    In Flüssen versenkte Leichen tauchen wieder auf, weil Gase, die von Fäulnisbakterien produziert werden, den Verdauungstrakt und andere Bereiche in regelrechte Ballons verwandeln können. Um zu verhindern, dass der Körper schwimmt, muss man die Ballons durchlöchern, damit sie sich nicht aufblähen können. Das Problem ist, nicht nur der Magen wird zum Ballon. Das Phänomen kann in den Gliedmaßen, im Rumpf oder Gesicht oder sonst wo vorkommen, und es restlos auszuschließen ist daher ein grausiges Unterfangen.
    Wir suchten uns südlich vom Holland Tunnel an den Piers des Hudson River einen ausreichend dunklen Abschnitt. Dox bog vom West Side Highway ab, machte die Scheinwerfer aus und hielt hinter einem leeren Spielplatz. Der Fluss war gleich nebenan.
    Wir zogen Wong heraus und ließen ihn auf die Erde plumpsen. Dox wollte ihn anheben.
    »Nein«, sagte ich. »Ich mach das. Du verschwindest von hier und fährst alle fünf bis zehn Minuten vorbei. Wenn ich fertig bin, warte ich auf dich.«
    »Ach komm, Mann, ich kann dir doch helfen. Das geht schneller.«
    »Ich will den Wagen weg haben. Der ist zu auffällig. Außerdem hab ich dich schon genug in Gefahr gebracht. Ich mach das. Fahr nur.«
    »Na schön. Ich bin in fünf Minuten wieder da, und dann wieder in fünf Minuten.«
    Ich nickte. Dox fuhr davon. Ich hievte mir Wong über die Schulter und trug ihn ans Ende des Piers. Mein Atem hing als Nebelwölkchen in der kühlen Luft. Die Leiche kam mir verdammt schwer vor, und ich merkte, wie erschöpft ich war.
    Ich legte ihn möglichst nah am Ufer ab, nahm Dox’ Messer zur Hand und machte mich an die notwendige Arbeit. Auf den Planken würden Flecken zurückbleiben, wenn ich fertig war, ganz sicher. Aber Tote bluten wesentlich weniger stark als Lebende, weil das Herz nicht mehr schlägt. Außerdem sah es wieder nach Regen aus, der das meiste wegspülen würde. Und überhaupt, wer würde schon an einem Kai am Hudson River auf dunkle Flecken achten?
    Ich arbeitete. Ich versuchte, mich auf die Sache zu konzentrieren, doch vor meinem geistigen Auge tauchten immer wieder Bilder aus Midoris Wohnung auf. Mein Sohn in meinen

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