Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
Mistkerl, Tatsu. Das weißt du selbst. Aber ich habe keine Zeit, mit dir darüber zu streiten. Ich habe nicht mal Zeit, dich zu hassen. Ich brauche deine Hilfe.«
»Soll ich sie irgendwohin in Sicherheit bringen?«
Ich wusste, dass er das konnte. Immerhin hatte er dafür gesorgt, dass Midori nach New York ging, um sie vor Yamaoto zu schützen. Aber Yamaoto hatte sie dennoch gefunden.
»Du sollst gar nichts machen«, sagte ich. »Wenn sie mitkriegt, was da draußen los ist, wird sie mich nie wiedersehen wollen. Sag mir einfach, wie ich an Yamaoto rankomme.«
»Du kommst nicht einfach an ihn ran. Er hat Angst vor dir, wie du weißt. Er ist regelrecht besessen. Er geht unregelmäßig aus dem Haus. Immer in Begleitung von Bodyguards. Fährt einen gepanzerten Wagen …«
»Ich hab einen Scharfschützen an der Hand. Ich brauche nur zu wissen, wo und wann.«
»Genau diese Informationen hütet Yamaoto wie seinen Augapfel.«
»Was ist mit seinem Hauptquartier? Seinem Privathaus?«
»Genau dort rechnet er am ehesten mit Gefahr, weshalb er sich dort auch am schärfsten bewachen lässt.«
Wir schwiegen einen Augenblick. Vor lauter Enttäuschung atmete ich schwer.
»Weißt du was«, sagte ich, »ich wünschte, du würdest den Burschen einfach verhaften. Echt.«
»Das Thema haben wir doch schon abgehandelt. Abgesehen von seinen sonstigen Machenschaften ist Yamaoto ein mächtiger Politiker mit einem sicheren Netzwerk aus Vetternwirtschaft und Erpressung. Wenn ich direkt gegen ihn vorginge, würde ich nur gefeuert werden. Glaub mir, ich würde nichts lieber tun, als ihn hinter Gitter zu bringen.«
»Schön, dann sag mir einfach, wie ich an ihn rankomme.«
»Ich versuch’s. Aber falls Yamaoto gleich im Anschluss an den Tod der Chinesen irgendwas zustößt, wirft das ein schlechtes Licht auf dich. Es könnte Ärger zwischen dir und den Triaden geben, den du ja möglichst vermeiden möchtest.«
»Wie dann?«
»Du musst Yamaoto und die Chinesen gegeneinander aufbringen. Sie müssen einander misstrauen, um jeden Verdacht von dir abzulenken.«
»Ich bin ganz Ohr.«
Eine Pause trat ein. Es hörte sich an, als würde er von irgendetwas einen Schluck nehmen. Er hustete, dann sagte er: »In den letzten zehn Jahren hat die Herstellung von Methamphetamin in China und Taiwan einen regelrechten Boom erlebt. Chinesische Triaden schmuggeln das Zeug in Kooperation mit der Yakuza nach Japan.«
»Ist das die Gegenleistung, die Yamaoto für die Beschattung von Midori und dem Jungen angeboten hat?«
»Nicht das Schmuggeln selbst. Das läuft schon lange Zeit. Neu ist, dass Yamaoto den Lieferanten gewechselt hat, wie ich gehört habe. Früher hat er sein Produkt bei koreanischen Banden gekauft. Jetzt ist er zu United Bamboo gewechselt, der Triade mit Sitz in Taiwan, und dafür beschattet UB Midori in New York, wo UB stark vertreten ist. Das ist die Gegenleistung.«
»Wo können wir da ansetzen?«
»Das neue Arrangement steht auf wackeligen Beinen. Die Akteure sind einander noch fremd, und sie sind argwöhnisch. Zwischen China und Japan hat es schon immer böses Blut gegeben und in letzter Zeit ist es noch schlimmer geworden, was sich auch auf die Beziehungen der Banden untereinander auswirkt. Die Banden sind genau wie die Länder selbst stets bereit, dem anderen die schlimmsten Motive zu unterstellen. Ein kleiner Anlass genügt, und schon gehen sie aufeinander los.«
»Was schwebt dir vor?«
»Bis jetzt beschränken sich die Geschäfte zwischen Yamaoto und UB auf relativ kleine Lieferungen Methamphetamin, weil beide Seiten einander noch nicht trauen. Aber ich weiß von einem Informanten, dass gegen Ende der Woche eine besonders große Lieferung eintreffen soll, die bislang größte. Beide Seiten sind nervös wegen der Menge und dem Geld, das im Spiel ist. Wenn da etwas schiefgehen sollte …«
Ich überlegte kurz. Ich konnte nicht davon ausgehen, dass die Chinesen sich das Ableben von Wong und Chan genauso erklären würden, wie ich es mir erhoffte. Und egal, was sie glaubten, wenn Yamaoto von Wongs Verschwinden und Chans Tod erfuhr, würde er seine eigenen Schlüsse ziehen. Falls er Verdacht fasste, dass ich zu Midori und dem Baby Kontakt aufgenommen hatte, könnte er sie attackieren, um mich aus der Reserve zu locken. Es behagte mir ganz und gar nicht, sie allein und schutzlos zurückzulassen. Aber ich sah nur eine einzige Möglichkeit, sie zu schützen, nämlich die, Yamaoto endgültig aus dem Verkehr zu ziehen.
»Traust du
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