Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
Wind schreiben.
Es musste einen Ausweg geben. Es musste einen geben.
Ich ging in Gedanken durch, was ich wusste. Chan war der Boss der Gang. Wong erstattete Chan Bericht. Und es war davon auszugehen, dass Chan direkt oder indirekt Yamaoto Bericht erstattete. Das hieß, Chan war das Bindeglied zwischen Wongs Verschwinden und Yamaotos aktivem Eingreifen.
Was wiederum hieß, falls Chan irgendwas passierte, würde niemand erfahren, wo oder wann Wong verschwunden war. Mensch, wenn ich das richtig hinkriegte, würde niemand überhaupt wissen, was mit Wong passiert war. Ja, man würde vielleicht einfach glauben …
»Weißt du was?«, sagte ich, während ein Plan in mir reifte. »Ich brauche das Balisong doch noch.«
»Wieso?«
Ich hätte es ihm gern gesagt, wusste aber, dass er dann würde helfen wollen. Und ich hatte ihn bereits genug Risiken ausgesetzt.
»Erzähl ich dir später«, sagte ich. »Aber wir haben jetzt nicht viel Zeit. Wie schnell kannst du deinen Wagen holen?«
Er zuckte die Achseln. »Ich hab ihn dem Parkservice vom Hotel übergeben, und die haben ihn in irgendeinem Parkhaus in der Nähe abgestellt. Also vermutlich eine halbe Stunde, fünfundvierzig Minuten.«
»Gut. Hol ihn und kutschier ein Weilchen in der Gegend um East Houston herum. Ich ruf dich in Kürze an.«
Er sah mich forschend an. »Was hast du vor, Mann?«
»Keine Sorge. Du erfährst es dann schon.«
»Du hast vor, Mr. Chan auszuschalten, nicht?«
Ich seufzte. »Vielleicht.«
»Ha, zwei verschlagene Köpfe, ein Gedanke. Aber macht das alles nicht noch schlimmer?«
»Möglich. Aber nachdem wir sie zusammen gesehen haben, wissen wir, dass Wong und Chan sich nicht grün sind. Das wird anderen auch bekannt sein – schließlich haben die beiden ja nicht gerade einen Hehl draus gemacht. Und Wong wird nachgesagt, dass er schnell zum Balisong greift.«
Dox grinste. »Das hier, meinst du«, sagte er und holte es aus der Tasche.
»Genau. Das schreit doch geradezu nach einem strategischen Täuschungsmanöver, und die Chance will ich nutzen.«
»Du hast also vor, Chan mit Wongs Messer alle zu machen und es so aussehen zu lassen, als hätten sie einen Kampf gehabt. Dann verschwindet Wong, und alle denken, er wäre nach der Tat untergetaucht.«
»Richtig.«
»Plump, aber wirkungsvoll. Bist du sicher, dass du die Sache wirklich allein durchziehen willst? Das wäre das zweite Mal heute Nacht, und das erste Mal ist nicht gerade super gelaufen, wenn ich das sagen darf.«
»Ja, das erwähntest du bereits. Ich weiß deine Aufrichtigkeit zu schätzen.«
»Eine meiner besten Seiten, ehrlich.«
»Ich schau nochmal bei dem Nudelladen vorbei. Um diese Uhrzeit ist Chan wahrscheinlich nicht mehr da. Je nachdem, was ich feststelle, entscheiden wir, was wir als Nächstes tun.«
»Ja, aber …«
»Hör zu, ich brauch dein Auto ohnehin, um Wongs Leiche wegzuschaffen. Also hol den Wagen, und ich peil inzwischen die Lage beim Imbiss.«
»Und du unternimmst auch wirklich nichts ohne mich?«
»Hab ich das je getan?«
Er lachte. »Ich hab den guten alten Wong heute Abend für höchstens zehn Sekunden aus den Augen verloren. Und als ich um die Ecke biege, ist er schon mausetot. Also, nein, du hast noch nie was ohne mich unternommen.«
»Das Messer«, rief ich ihm in Erinnerung. Er wickelte es in eine Serviette und schob es mir über den Tisch zu.
»Alles klar«, sagte ich. »Los geht’s.«
9
D OX GING SEIN A UTO HOLEN , und ich fuhr mit dem Taxi zum nördlichen Rand von Chinatown. Die Straßen waren ruhig. Ich ging zum Columbus Park und spähte in das Restaurant. Was ich da sah, war ein klassischer Fall von guter Nachricht und schlechter Nachricht. Die gute Nachricht war, dass Chan da war. Die schlechte, dass er mit zwei anderen brutal aussehenden Chinesen Karten spielte. Wahrscheinlich Gangmitglieder der mittleren Ebene.
Ich beobachtete sie und wartete schlotternd in der Kälte. Um kurz vor vier standen die Männer auf. Okay.
Mein Handy summte. Ich holte es raus und klappte es auf. »Ja.«
»Hab den Wagen und bin in der Nähe. Was machst du?«
»Abwarten und Tee trinken.«
»Ist er da?«
»Ja, mit zwei anderen Typen. Aber ich glaube, die sind gerade auf dem Sprung.«
»Wie wär’s, wenn ich vorbeikomme? Ich hab mein Gewehr dabei. Vom Park aus könnte ich sie alle drei erledigen.«
»Nein, ich hab doch gesagt, schießen ist keine gute Idee.«
»Hör mal, Mann, du musst mit drei Burschen fertig werden. Du brauchst Unterstützung, einen
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