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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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»Ich melde mich wieder.«
    Er streckte mir seine Hand hin, und nach kurzem Zögern schüttelte ich sie.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte ich. »Schließlich bin ich Ihnen noch einen Gefallen schuldig.«

17
    D IE F AHRT NACH W AJIMA AM nächsten Morgen dauerte knapp fünf Stunden. Auf japanischen Autobahnen, für die man häufig sündhaft hohe Mautgebühren zahlen muss, herrscht auch meistens angenehm wenig Verkehr. Ich zahlte an allen Mautstellen in bar, nachdem ich das Angebot der Mietwagenfirma abgelehnt hatte, mich mit der neuesten elektronischen Inkassotechnologie auszustatten. Kartenzahlung hinterlässt einfach zu viele Spuren.
    Unterwegs hielten wir an einem verlassenen Baugelände, um unsere Ausrüstung zu überprüfen. Dox hatte noch nie mit einem CO 2 -Gewehr geschossen, und allein aus dem Grund, damit er es ein wenig ausprobieren konnte, hatte ich mehr Bolzen gewollt. Doch mit nur fünf Bolzen im Arsenal meinte ich, dass wir nur einen zum Üben opfern konnten.
    »Gib dir Mühe«, sagte ich zu ihm, als er im Abstand von achtzig Metern zu einer Blechdose, die ich auf einen Zaun gestellt hatte, auf dem Bauch liegend in Anschlag ging.
    Ein leiser Knall ertönte, als sich das komprimierte Gas plötzlich entlud, und einen Augenblick später machte es achtzig Meter weiter pling. Ich spähte durchs Fernglas, und die Dose war verschwunden. Ich wollte es Dox sagen, doch er wusste es bereits. Er blickte zu mir hoch und lächelte. »Mensch, achtzig Meter«, sagte er. »Von so nah könnte ich die Burschen mit einem Stein treffen.«
    Ehe ich wieder in den Van kletterte, kämmte ich mir mit einer Zahnbürste weiße, flüssige Schuhcreme ins Haar. Die Creme erzeugte einen hübschen graumelierten Effekt, weitaus deutlicher als das, was sich in letzter Zeit bei mir an den Schläfen und über den Ohren zeigte, und würde mich in einer Zeugenbeschreibung zehn Jahre älter machen. Eine hoffnungslos unmodische Brille mit dickem Gestell, die ich mir vor unserer Abfahrt in Tokio gekauft hatte, komplettierte diese Wirkung.
    Wir trafen kurz nach Mittag in Wajima ein, und ich rief im Gasthof an, um zu fragen, ob ich bereits einchecken könne. Wie erwartet, baten sie mich, erst um zwei zu kommen. Mir war das nur recht. Es bedeutete, dass Yamaotos Männer auch noch nicht da waren.
    Dox und ich nutzten die nächsten anderthalb Stunden, um herumzufahren und uns mit Wajima vertraut zu machen. Die Gegend hatte noch immer einige hübsche Ecken, dachte ich, doch wie viele Gebiete Japans litt auch sie unter der zunehmenden Erschließung und Bebauung. Die einheimischen Laubbäume, orange und rot in der kühlen Luft, wurden überall gefällt und mit Rücksicht auf die Interessen der regionalen Holzindustrie durch eine Monokultur von Zedern ersetzt. Was übrig blieb, sah aus wie ein Flickenteppich aus Heimaterde, notdürftig mit grünen Verbänden verdeckt, die es jedoch nicht schafften, die Wunden darunter zu stillen. Alles wurde asphaltiert – die Flussbetten, die Berghänge, sogar die Küste. Allein das Meer, so schien es, blieb von der aggressiven Kultivierung verschont, doch als wir an der Küste entlangfuhren, sah ich, dass irgendeine Kommune oder Interessengruppe oder Bürokratie dabei war, den Hafen von Wajima mit einer riesigen Betonwand zu umfassen. Ich dachte daran, was Dox gesagt hatte, dass Amerikaner sich als friedliebend betrachten, obwohl sie stets irgendwo Krieg führen. Japaner haben eine traditionelle Achtung vor der Natur, aber hier begruben sie alle Spuren davon in einem Betonsarkophag. An welchem Punkt würde diese Kultur in den Spiegel schauen und zugeben müssen, dass aus ihrer traditionellen Liebe zur Natur eine Lebenslüge geworden war?
    Als wir vom Van aus genug gesehen hatten, parkten wir, weil ich mich auch noch zu Fuß umschauen wollte. Dox wäre gern mitgekommen, sah aber ein, dass seine normalerweise ausgeprägten Fähigkeiten, sich unsichtbar zu machen, durch sein weißes Gesicht und seine massige Statur im verschlafenen Wajima versagen würden. Er legte sich hinten im Wagen aufs Ohr, während ich unter einem kalten, von Regenwolken verdüsterten Himmel lostrottete.
    Die Stadt kam mir müde vor. Ich sah viel graues Haar und keine Kinder, obwohl es bestimmt irgendwo welche gab. Geld verdienten die Leute hier anscheinend hauptsächlich in der Forst- und Landwirtschaft sowie mit Fischfang. Eine zusätzliche Einnahmequelle waren die wenigen Kurgäste und die Souvenirläden mit von

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