Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

rang. »Mich stören?«, krächzte er schließlich. »Deine Anrufe sind das Einzige, worauf ich mich freue. Und auf Besuch von meinem Enkel.«
    »Irgendwas Neues über das Treffen heute Abend?«
    »Ja, der Informant hat es soeben bestätigt. Kein Wunder, dass ich Schmerzen habe, ich komme einfach nicht zum Schlafen. Das Treffen ist um zehn Uhr.«
    »Gut. Unsere Planung steht. Und ich werde heute Abend jemanden im Club haben.«
    »Was brauchst du sonst noch von mir?«
    »Wie ich beim letzten Mal gesagt hab: jemanden, der auf mein Zeichen hin in dem Laden den Strom abdreht.«
    »Du willst, dass das Licht ausgeht.«
    »Ja.«
    »Was ist mit dem Notstrom?«
    »Ist alles bedacht.«
    »Ich habe einen Mann an der Hand, der dir helfen kann. Aber … du wirst schnell handeln müssen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Von dem Umspannwerk aus, zu dem mein Mann Zugang hat, kann er nicht den Strom von einzelnen Gebäuden abschalten, nur von ganzen Häuserblocks. Und wenn in Tokio in einem ganzen Block länger als zwei Minuten der Strom ausfällt, verlangen die städtischen Vorschriften eine Untersuchung.«
    »Kannst du nicht einfach …«
    »Ich habe Einfluss auf nationaler Ebene, nicht auf städtischer. Glaub mir, eine Untersuchung wäre äußerst unangenehm. Sie würde gute Leute gefährden. Schaffst du das, was du tun musst, in weniger als zwei Minuten?«
    Ich überlegte kurz.
    »Ich habe wohl keine andere Wahl«, sagte ich.
    »Gut. Heute Abend steht jemand mit klaren Anweisungen parat.«
    »Ich brauch seine Handynummer. Ich möchte direkt mit ihm reden. Sag ihm genau, was er zu tun hat. Und ich muss mit ihm sprechen können, um ihm das Signal zu geben, wenn ich heute Abend so weit bin reinzugehen.«
    »Er wird dich anrufen.«
    »Alles klar. Gut.«
    Wir schwiegen einen Moment. Ich sagte: »Hältst du durch?«
    Eine Pause trat ein. Er sagte: »Bring es heute Abend zu Ende.«
    Ich nickte mit einem düsteren Gefühl.
    »Mach ich«, sagte ich.

35
    D ELILAH RIEF SPÄTER AM V ORMITTAG an. Wir trafen uns alle wieder bei Dox. Ich brachte noch einmal einen Snack von Dean & DeLuca mit.
    »Ich hab mir Folgendes gedacht«, sagte ich beim Essen zu ihnen. »Wir verdrahten uns alle genau wie gestern Abend. Aber diesmal trägt Delilah das Haar offen und hat den Ohrhörer von Anfang an drin. Etwas nördlich vom Club ist eine Baustelle. Dox, hast du sie dir angesehen?«
    Er nickte. »Gestern Nacht noch, wie besprochen. Ich komm problemlos rein und hab da auch eine prima Deckung. Das Problem ist der Winkel. Ich bin circa hundert Meter entfernt, aber in nur drei Metern Höhe. Das heißt, unvorhergesehene, bewegliche Hindernisse könnten die Sache erschweren.«
    »Du meinst Passanten«, sagte Delilah.
    Dox zuckte die Achseln. »Passanten, Autos. Schwer zu sagen. Auf jeden Fall ist es nicht so, als könnte ich vom Turm der University of Texas schießen. Aber dieser Weg von der Straße zum Club führt gut vier Meter geradeaus, ehe er rechts abbiegt und hinter einer Mauer verschwindet. Das verschafft mir ein bisschen Zeit, wenn mir nichts in die Quere kommt.«
    »Was ist mit kugelsicheren Westen?«, fragte Delilah. »Du hast gesagt, Yamaoto ist paranoid. Bist du sicher, dass er keine trägt?«
    Dox schüttelte den Kopf. »Die meisten Westen, die sich unauffällig tragen lassen, haben keine Chance gegen ein Projektil aus einem Hochgeschwindigkeitsgewehr. Die paar, die was nützen, wiegen an die zwanzig Pfund und sind entsprechend dick. Die würde man sich ungern unter einen Anzug schnallen.«
    »Also«, sagte ich. »Falls sich die Gelegenheit zum Schuss ergibt, wenn Yamaoto vorfährt, erledigt Dox ihn, und wir können alle ein Bier trinken gehen. Ansonsten bleibt Dox als Unterstützung auf seinem Posten, falls Yamaoto es trotz meiner Bemühungen im Club nach draußen schafft. Und Delilah, wenn du kannst, sieh dir Yamaoto gut an, und wenn du meinst, er trägt eine Weste unter der Kleidung, gib uns Bescheid. Irgendwelche Fragen oder Anmerkungen?«
    Sie schüttelten beide den Kopf.
    »Delilah, du triffst vor zehn Uhr ein. Du musst vor Yamaoto da sein, damit du siehst, wo er hingeht, wenn er reinkommt …«
    »Falls er reinkommt«, fügte Dox hinzu.
    Ich nickte. »Falls er reinkommt. Aber das Wichtigste ist, ich muss wissen, wo sich Yamaoto im Club befindet. Wer bei ihm ist, wäre ebenfalls hilfreich. Und natürlich auch, wie viele Bodyguards und Leute von der Security da sind und wo sie sind. Mit ein wenig Glück siehst du Yamaoto und Kuro hereinkommen und