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Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florine Roth
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Unsere Eltern würden sauer sein, wenn ich um diese Uhrzeit ohne Leo nach Hause käme. Immerhin hatten wir uns extra den Wagen ausgeliehen, damit wir sicher zurückkamen. Aber warten kam für mich nicht mehr infrage. Und wer wusste schon, ob Leo vielleicht noch mit Are ins Hotel ging?! Dann stand ich hier bis zum Morgengrauen, zum Eiszapfen erstarrt. Wahrscheinlich würde ich mir ohnehin eine Erkältung einhandeln.
    Ich checkte kurz meine Barschaft und entschied, mit der S-Bahn nach Hause zu fahren. Dummerweise fuhren die Züge um diese Zeit seltener und ich musste auch ein ganzes Stück laufen, um zur nächsten Halte zu kommen. Aber die Alternativen hielten sich in Grenzen. Ich entfernte mich vom Rockdom und stiefelte eilig über den großen, wenig beleuchteten Parkplatz. Ein mulmiges Gefühl hatte ich schon. Ich war nicht gern in der Dunkelheit allein unterwegs. Vereinzelt standen geparkte Autos herum, aber die meisten der noch wartenden Fans schienen anders hergekommen zu sein. Die hatte ich aber auch schon hinter mir gelassen. Hier war kein Mensch zu sehen. Ich war allein. Nur ich, meine schnellen Schritte und mein kurzer Atem. Ich hatte plötzlich den Eindruck, als würde die Welt um mich herum immer enger werden. Als säße ich in einem Gefrierbeutel, aus dem alle Luft herausgesogen wurde. Vakuumverpackt. Rechts und links bog sich der Parkplatz mit allen Autos in meine Richtung. Ich blieb stehen und atmete einmal tief durch. Doch dann hörte ich etwas. Schnell und sirrend näherte sich ein Geräusch, ich fuhr herum, stolperte und sah mich plötzlich zwei dunklen Gestalten gegenüber, die vorher auf keinen Fall da gewesen waren. Alles ging viel zu schnell. Ich hatte keinen Überblick, wusste nicht, was die beiden wollten, aber ich wurde zu Boden gestoßen, landete hart auf dem Hinterkopf und sah einen Moment lang nur noch Sternchen, bis der Schmerz einsetzte. Entsetzt versuchte ich, wieder hochzukommen, aber die zwei Angreifer standen über mir, einer packte mich an der Jacke, zog mich hoch, als wäre ich eine Puppe und schüttelte mich etwas.
    Ihre Gesichter waren im Schatten, doch ich konnte erkennen, dass es zwei Typen waren, die mich in die Mangel nahmen.
    „Was w-w-wollt ihr?“, presste ich zwischen den Schüttlern heraus. Ich wäre ja bereit gewesen, mein Portemonnaie auszuhändigen, aber danach wurde ich nicht einmal gefragt.
    Der eine Typ lachte zischend. Ein unheimliches Geräusch. Erst jetzt fiel mir auf, dass meine Füße nicht einmal den Boden berührten. Scheiße, was hatte der denn für Kräfte?! Ich schloss kurz die Augen, doch eine Ohrfeige ließ sie mich gleich wieder erschrocken aufreißen.
    „Nicht einschlafen“, bellte der Kerl, der mich festhielt.
    Er kam mit seinem Gesicht ganz nah, und ich begann zu strampeln. Plötzlich wurde ich von Todesangst überwältigt. Ich zappelte, trat und schlug um mich, versuchte alles, um diesen beiden Typen zu entkommen. Aber ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Oh Himmel, was passierte hier nur? Wollten die mich umbringen? Ich spürte seinen kalten Atem auf meinem Gesicht und wandte mich ab. Einen Augenblick dachte ich an meine Eltern. Ob sie mich gleich finden würden? Oder ob sie jahrelang im Unklaren waren, ob ich vielleicht noch lebte?
    Ich zuckte heftig zusammen, als der eine Typ mit seiner rauen Zunge an meinem Hals entlangleckte. Das war voll ekelig! Und unheimlich. Ich hatte so eine panische Angst, dass ich wie gelähmt innehielt mit meiner Gegenwehr.
    Er grunzte leise.
    „So ist’s besser.“
    Aber, was auch immer sie vorhatten, ich sollte es nicht erfahren. Denn auf einmal änderte sich alles. Ich wurde losgelassen und fiel wie ein Mehlsack auf den Asphalt. Die Luft wurde komplett aus meinen Lungen gedrückt. Um mich herum kam es zu einem kurzen Kampf, der so schnell vonstattenging, dass ich völlig den Überblick verlor. Ich konnte nicht sagen, wer da miteinander rang. Nicht einmal, wie viele Personen beteiligt waren. Dazu kam, dass sie so leise waren! Ich hatte ja – ehrlich gesagt – noch keine Schlägerei live erlebt, aber ich war immer davon ausgegangen, dass sie mit lauteren Geräuschen verbunden war. Diese Typen hier kämpften still, nicht lautlos, aber ohne wildes Geschrei, ohne Flüche oder Schmerzenslaute. Oder war ich vor Schreck schwerhörig geworden?
    Ich verlor jegliches Zeitgefühl und hatte daher den Eindruck, als sei der Spuk nach Sekunden vorüber gewesen. Fassungslos starrte ich zwei schwarzen Schatten nach, die sich

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