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Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florine Roth
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Kriegsbemalung?“
    „Hm, ich komme m-mir ein bisschen verkleidet vor“, gab ich verlegen zu. Aber ich habe das nur für dich gemacht!
    „Du brauchst das gar nicht. Ich find dich auch ohne hübsch.“
    Ich wollte lieber nicht nachfragen, was genau er mit „ohne“ meinte.
    „ Du bist hübsch“, murmelte ich leise und ohne nachzudenken.
    Er hatte es natürlich gehört und lachte wieder dieses verbotene Lachen.
    Um irgendwie aus diesem Sumpf zu gelangen, in den ich mich hineinmanövriert hatte, sagte ich: „W-warum wolltest du dich allein m-mit mir treffen? Ich dachte, du bist mit Leo zusammen?“
    „Ich mag deine Schwester sehr gerne.“ Er grinste ein wenig diabolisch. „Aber bei dir liegt der Fall noch etwas anders.“
    Wollte ich wirklich wissen, was er damit meinte? Ich traute mich nicht, zu fragen.
    „Hast d-du dir das mit dem Interview ü-ü-überlegt?“
    „Ja. Meinetwegen kannst du deinem Freund sagen, dass ich morgen Zeit hab. Da ist vormittags ein Fo toshooting, mittags könnte ich mich mit ... wie hieß dein Freund?“
    „Philipp.“
    „... mit Philipp im Ambiente treffen. Kennst du das?“
    Ich nickte. Das Ambiente war ein Café oder Bistro, in dem ich noch nie gewesen war, weil da eher wohlhabendere Leute verkehrten. Ich stellte mir Are in diesem Café vor und musste lachen. Er in seinem Outfit unter lauter Managern und Geschäftsleuten. Das war wirklich lustig.
    „Schön, dass du endlich mal lachst.“ Are beobachtete mich genau. „Was schüchtert dich eigentlich so ein?“
    Mit einem Schlag wurde ich wieder ernst. Sollte ich ihm darauf eine Antwort geben? Ich zuckte mit den Schultern. Mein Blick irrte durch mein eigenes Zimmer. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste nicht einmal, was ich jetzt tun sollte.
    Are drehte sich von mir weg, und ich atmete erst einmal erleichtert auf. Dann sah ich, dass er meine Figuren – meine „Gummipuppen“ – interessiert betrachtete.
    „Ich hab die f-früher mal gesammelt“, erklärte ich eilig. Vielleicht hielt er mich nun einfach für einen langweiligen Typen, der ...
    „Kann ich eine Figur haben?“
    Erstaunt sah ich ihn an. Hatte ich mich vielleicht verhört? Aber Are schien es ernst zu meinen. Ich nickte langsam. Überhaupt versuchte ich, so wenig wie möglich zu reden. Was für ein Gespräch natürlich ziemlich ungünstig war.
    Are suchte sich mit sicherem Händchen den Vampir aus dem Regal – eine total seltene Figur, geschätzter Marktwert 200 EUR.
    Ich schluckte einen Kommentar hinunter. Wahrscheinlich würde ich ihm alles geben, schoss es mir durch den Kopf. Hoffentlich fragte er nicht noch nach anderen kostspieligen Dingen. Der Vampir verschwand in Ares Tasche. Erstaunlich, dass er überhaupt etwas in diese Tasche stecken konnte! Ich starrte meinem Vampir hinterher, stellte dann aber fest, dass ich besser NICHT auf Ares Hosentasche glotzen sollte. Die Richtung war brisant. Aber natürlich hatte Are auch das bemerkt. Er quittierte es mit einem feinen Lächeln.
    „Warst du schon mal bei einem Fotoshooting?“
    Ich schüttelte irritiert den Kopf. Was für ein Fotoshooting?
    „Weißt du was? Komm doch einfach mit!“
    „W-wie? Was?“
    „Morgen, ich hol dich ab. Komm schon, sonst ist mir das zu langweilig.“
    Ich konnte doch nicht zu so einem Fotoshooting mitkommen! Wie sah das denn aus? Als wäre ich Ares Schoßhündchen!
    „Los, hast du nicht Ferien?“, drängte er mich. Das Lächeln auf seinen Lippen war unfassbar verlockend.
    „Ja, schon ...“
    „Dann ist ja alles geritzt. Ich hole dich morgen um kurz nach neun ab.“
    „Du ... du kannst mich nicht von zu Hause abholen! Wegen Leo! W-wir treffen uns besser an der nächsten Ecke, da, wo die Tankstelle ist.“
    Are sah mich einen Augenblick nachdenklich an. „Huh, du bist echt rücksichtsvoll“, sagte er schließlich. Täuschte ich mich, oder klang da eine gehörige Portion Ironie in seiner Stimme mit? Und was hieß überhaupt rücksichtsvoll! Ich wollte vermeiden, dass meine Schwester mir das Gesicht zerkratzte! Es war ohnehin total lebensmüde, mich mit ihrem Lover zu verabreden. Wenn das aufflog – und das würde es, da war ich mir sicher –, dann war ich geliefert.
    „Äh ... sag mal, m-möchtest du eigentlich was trinken?“, fragte ich, um irgendwas zu sagen.
    Ares Lächeln veränderte sich unmerklich, wurde noch intensiver, noch betörender. Himmel, wie machte er das bloß?
    „Nein, lieber nicht“, sagte er mit rauer Stimme. Er sah mich bedauernd an.

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