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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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desto leichter fiel es ihm, und desto häufiger fragte er sich, ob das, was andere erzählten, eigentlich wahr war. Wie das wohl bei seinem Vater gewesen war? Hatte er Jon in all den Jahren genauso angelogen wie seine Mutter? Er überlegte und starrte auf den Tisch.

    »Ich komm einfach nicht darüber weg, wie falsch ich Sie eingeschätzt habe«, sagte Samantha. »Ich meine, ich habe Sie zwar registriert, aber irgendwie hielt ich Sie für einen...« Sie suchte nach dem richtigen Wort, und Jon war schon gespannt, für welches Synonym von »Langweiler« sie sich wohl entscheiden würde. »Na ja, ich habe Sie mir eben ganz anders vorgestellt«, sagte sie.
    Er nickte und ließ ein perfektes James-Dean-Achselzucken folgen. »Ja, das kenne ich. Die meisten Leute sehen nicht mein wahres Ich.« Er seufzte und schaute auf den Pez-Spender hinab. »Mein Bruder war ein großer Pez-Fan.« Er hatte bereits gemerkt, dass es am besten war, wenn er nicht zu viel redete. Andernfalls bestand nur die Gefahr, dass er wieder alles vermasselte oder sich in eine Lüge verwickelte, die er sich dann einprägen musste. Vielleicht war das ja der Grund dafür, warum Männer wie sein Vater die Frauen wechselten wie die Anzüge: Irgendwann wurden die Lügen einfach zu kompliziert, und da sie die Wahrheit nicht eingestehen konnten, begannen sie einfach wieder von vorn.
    Samantha vernahm seinen Seufzer und reagierte mit noch größerer Aufmerksamkeit. »An was denken Sie gerade?«, fragte sie. »Sie dürfen es mir ruhig erzählen.« Ihre Augen flehten ihn an. Lüg mich an, sagten sie. Erzähl mir was richtig Dramatisches – etwas, das mich zur Mitwisserin in deinem Drama macht. »Und was ist dann passiert?«, fragte Sam und beugte sich erwartungsvoll zu ihm vor.
    »Er saß hinter mir auf dem Motorrad, als ich gestürzt bin. Ich hatte kaum einen Kratzer, aber er« – Jon zögerte ein wenig, um die Spannung zu steigern -, »er hat es nicht überlebt.« Wieder schwieg er ein paar Augenblicke, während er den Blick zur Küche wandte und seine Kiefermuskulatur so auffällig wie nur irgend möglich arbeiten ließ. Mein Gott, wenn ich so weitermache, kriege ich noch Backenknochen wie Jay Leno, dachte er. Er erzählte die Geschichte besser gleich zu Ende. »Ich hab deswegen immer Schuldgefühle mit mir herumgeschleppt, aber seither habe ich vor nichts mehr Angst.«

    Sam nickte. »Ich glaube, ich verstehe Sie«, meinte sie – was eine feine Sache war, weil Jon selbst das wahrlich nicht von sich behaupten konnte. Was für ein absoluter Blödsinn! Und die Frauen fielen auf diesen Mist auch noch rein.
    Die hübsche junge asiatische Bedienung kam an ihren Tisch. Jon schaute von Sam zu ihr auf und legte ihr, sichtlich überrascht, die Hand auf den Arm. »Hat sie nicht wunderschöne Augen?«, fragte er Sam, während er das Mädchen anlächelte. Als er die Reaktion auf Samanthas Gesicht sah, wusste er, dass er goldrichtig lag.
     
    Als Jon am nächsten Morgen den Flur von Micro/Con hinunterging, war er stolz wie Oskar. Er hatte sein Radar auf Samantha geschaltet, als er in der Ferne eine Frau sah, die ihm bekannt vorkam. Um ein Haar wäre er in der Nacht zuvor bei Samantha geblieben, und auch wenn es nicht zum Letzten gekommen war, fand Jon, dass ein exzellentes Flötenspiel auch nicht zu verachten war. Und irgendwie ahnte er, dass oraler Sex bei Samantha das Vorspiel vor dem Eigentlichen war – ihre Art eben, ihm zu zeigen, dass sie nicht die Art Frau war, die schon beim ersten Treffen alles gab.
    Samantha hatte sich als sehr anschmiegsam und großzügig erwiesen, was auf den ersten Blick überraschend schien bei einer Frau, die in der Arbeit so erfolgreich und selbstbewusst war. Aber vielleicht war es so überraschend auch wieder nicht. Allmählich erkannte er nämlich, dass die sexuelle Persönlichkeit einer Frau nicht unbedingt von ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit abgeleitet werden konnte. Während er noch darüber nachdachte, hielt er den Blick auf die Frau gerichtet, die er in der Ferne erspäht hatte – bis er merkte, wer sie war. »Carole!«, brüllte er. Es war die Schöne vom Flughafen! Hatte sie nicht etwas davon erzählt, dass Micro/Con ein Kunde von ihr war?
    Sie drehte sich um, und Jon tat sein Bestes, um seine Coolness wiederzuerlangen. Er hätte ihren Namen natürlich nicht herausschreien dürfen und wollte jetzt auf keinen Fall rennen, um zu
ihr aufzuschließen. Wenn Sie auf ihn wartete, konnte er ja vielleicht so tun, als wollte er an

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