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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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er und streckte die Arme nach ihr aus.
    »Phil. Hör auf. Jetzt mal ernsthaft! Hör mir doch mal eine Minute zu«, flehte Tracie, als er sie an den Schultern packte und an sich zog. »Wenn du bei mir einziehen würdest...«
    Phil nahm den Arm von ihrer Schulter und schob ihn unters Kopfkissen. Das Gefühlsthermometer fiel schlagartig um fünfzig Grad. »Hey, ich brauche meinen Freiraum«, erklärte er und
drehte sich zur Wand. Offensichtlich wollte er, dass sie das Thema fallen ließ oder, noch besser, einfach einschlief.
    »Aber du warst dir doch so sicher mit Jon. Hast du vielleicht Angst zu verlieren?«, provozierte Tracie ihn. »Wenn ich aus Jon einen coolen Typen mache, würdest du dann deine Wohnung aufgeben und hier bei mir die halbe Miete zahlen?«
    »Das passiert sowieso nie«, beteuerte er.
    »Aber falls doch?«
    Er drehte sich um, schaute sie an und grinste wie ein Wolf. »Dann würde ich tun, was immer du willst. Aber was ist, wenn du es nicht schaffst?«
    Tracie dachte nach. »Dann kannst du diese Wohnung hier als kostenloses Hotel benutzen, wo du deine Wäsche abgibst und deine Mahlzeiten einnimmst, aber nie das Bett machen musst.« Nach einer kurzen Denkpause fügte sie hinzu: »Moment mal. Das tust du ja sowieso schon.«
    Phil setzte sich auf. »Also, ich hab dir doch gesagt, dass Beziehungen für einen Musiker problematisch sind. Du wusstest das von Anfang an, stimmt’s?« Sie nickte. »Eine Beziehung ist wie ein heißes Bad: Erst ist es okay, aber nach einiger Zeit kühlt es eben ab.«
    »Findest du, dass das auch für uns gilt? Dass wir nicht mehr so heiß sind wie am Anfang?«, fragte sie und verließ das Bett. Wenn er das glaubte, wollte sie ihn nicht.
    »Aber nein, Baby«, beschwichtigte er sie. »Wie kannst du das bloß denken, nach so einem Nachmittag?« Seine Stimme wurde rauer, und er zog sie wieder an sich, obwohl sie sich bewusst steif machte. »Hey, das war doch nur ein Scherz. Schau mal, ich hab dir was mitgebracht.« Phil hielt ihr die Hand hin und öffnete die Faust. Auf seiner Handfläche lag ein schwarzsamtenes Schmuckschächtelchen. Tracies Herz machte einen Sprung, und sie warf ihm die Arme um den Hals. »O Phil!«, hauchte sie.
     
    Tracie stand vor dem Spiegel in der Damentoilette der Seattle Times und tuschte sich die Wimpern, während Beth ihr zusah.
Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sie und Phil waren bis vier Uhr auf gewesen, hatten gestritten, sich geliebt und wieder gestritten. Mein Gott, ich muss dringend zum Friseur, dachte sie. Sie würde gleich Stefan anrufen und um einen Termin betteln.
    »Und dann?«, fragte Beth.
    »Dann hat er gesagt: ›Ich brauche meinen Freiraum.‹«
    Beth seufzte. »Meine Mutter hat mal gemeint, ein ganzes Lagerhaus würde nicht reichen, um all die Kerle in Seattle unterzubringen, mit denen ich mal gegangen bin und die auch alle ihren Freiraum brauchten.«
    Die Tür der Damentoilette ging auf. Herein kam Allison – die große Blonde, die im Cosmo gewesen war und locker jeden Sharon-Stone-Ähnlichkeitswettbewerb hätte gewinnen können. Beth und Tracie beäugten sie unfreundlich. Sie trat zu ihnen an den Spiegel.
    »Hallo«, sagte Allison und zupfte überflüssigerweise ihr ohnehin bereits perfekt gestyltes Haar zurecht.
    »Hallo«, antworteten Tracie und Beth gleichzeitig und mit demselben Mangel an Enthusiasmus.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, während Allison weiter an ihrem Haar herumnestelte. »Und dann«, fuhr Tracie fort, »hat Phil gesagt, das er mich heiraten will, und darauf ich: ›Ich kenne dich doch noch gar nicht gut genug, wie soll ich wissen, ob du der Richtige für mich bist.‹ Aber den Ring hab ich natürlich schon genommen«, erzählte Tracie, zu ihrem Spiegelbild gewandt.
    Beth hörte auf, ihre Lippen nachzuziehen, und ließ den Stift beinahe fallen. »Er hat dir tatsächlich die große Frage gestellt?«, fragte sie ungläubig. Tracie beobachtete im Spiegel heimlich Allison, die gerade mit ihrem Haar fertig war.
    »Tschüss«, sagte Allison.
    »Tschüss«, hallte es erneut simultan von Beth und Tracie zurück, als Allison die Toilette verließ.
    »Phil hat dir einen Ring gegeben?«, fragte Beth, nachdem die Tür sich ganz geschlossen hatte. »Ehrlich?«

    »Nein, das war nur für Allison. Phil hat mir ein Ring schächtelchen gegeben. Mit einem Gitarrenblättchen darin.«
    »Mit einem Gitarrenblättchen ?«
    Tracie äffte Phils Stimme der vergangenen Nacht nach, um ihre Enttäuschung ins Lächerliche zu ziehen.

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