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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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halten. »Echt wahr? Ich bin wegen Fotoaufnahmen für Micro/Con hier«, vertraute sie ihm an. »Sie wollen richtig scharfe Bilder von ihren neuen Motherboards.«
    Heiliger Strohsack! »Könnten Sie mir vielleicht ein paar Fotos zeigen? Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte er.
    »Geben Sie mir doch einfach Ihre Nummer, und wenn ich ausgepackt habe, lasse ich Ihnen eine Mappe zukommen.«
    »Klar.« Jon konnte kaum glauben, wie einfach das war. Sie wollte seine Telefonnummer! Na schön, sie ging von einer falschen Annahme aus, aber was soll’s! »Haben Sie was zum Schreiben?«
    Die Schöne wühlte in ihrer Tasche und fand schließlich einen Kugelschreiber, aber kein Papier. »Hier«, sagte sie und hielt ihm ihre Handfläche hin. »Schreiben Sie’s einfach da drauf.«
    Wow! Hätte es besser laufen können? Jon nahm ihre Hand, und als er sie berührte, lief ihm ein Schauder den Rücken herunter. Ganz ruhig, sagte er sich. Er schrieb seine Nummer auf und schloss ihre Finger darum. »Aber nicht verlieren«, scherzte er, während er langsam seinen Griff um ihre Hand lockerte.
    »War aber auch höchste Zeit«, sagte sie, und Jon fragte sich schon, ob sie damit etwa andeuten wollte, dass er sich zu lahm angestellt hatte. Dann trat sie auf ihn zu. Junge, die geht aber ran, dachte er, aber sie schritt an ihm vorbei und streckte die Hand aus. Erst da bemerkte Jon, dass sie auf ihre Tasche aus war.
    »Lassen Sie mich das machen«, sagte er. Die Chance konnte er sich nicht entgehen lassen. Wunderbar – sie würde ihre Tasche bekommen, mit seiner Nummer abziehen und überhaupt nicht mitbekommen, dass sein Gepäck auf dem falschen Band lag. Er
packte die Tasche am Griff, warf einen schnellen Blick auf das Namensschildchen und wollte sie schon von der Gummimatte heben, als er merkte, dass er soeben im Begriff war, gegen sämtliche Regeln zu verstoßen. Was hatte Tracie ihm einzubläuen versucht? Nehmen, nicht geben. Das war das Verhalten des alten Jon. Rasch ließ er die Tasche los, als wäre ihr Griff brennend heiß. Die Schöne – laut Gepäckanhänger hieß sie Carole Revere – blickte ihn leicht überrascht an. »Tut mir Leid, Carole, ich hab einen Krampf in den Fingern«, versuchte er sich herauszureden. Die Tasche war halb auf, halb neben dem Band und bewegte sich weiter. Sie warf ihm einen sonderbaren Blick zu und holte die Reisetasche selbst vom Band.
    Dann stand sie einfach nur da, die Tasche in der Hand. Worauf wartete sie noch? Er hatte sich dafür entschuldigt, dass er die Tasche hatte fallen lassen. Was konnte er jetzt noch tun? Er musste wohl etwas belämmert dreingeschaut haben, denn die Schöne erklärte: »Ich habe zwei Taschen.«
    »Ah«, sagte Jon und lächelte sie an. »Ich glaube allmählich, mein Gepäck kommt überhaupt nicht mehr.« Früher oder später hätte sie ohnehin bemerkt, dass er ohne Koffer war. Was konnte er nur sagen? Die Leute vom Flug aus Tacoma wurden immer weniger. Dann rang er sich ein Lachen ab. »Wäre es nicht ein merkwürdiger Zufall, wenn unsere Gepäckstücke beide verloren gegangen wären?«, fragte er. »Dann wären wir verwandte Seelen.« Hoppla, dachte Jon, damit bin ich vielleicht zu weit gegangen. War das schon zu freundlich gewesen? Hatte ihm Tracie nicht erklärt, dass er die Frauen dazu bringen sollte, ihn zu wollen, statt durchblicken zu lassen, dass er sie wollte? Wenn er vom Gesichtsausdruck der Schönen ausging, schien er sich bisher aber wacker zu halten. Vermassel das bloß nicht, sagte er sich, aber das machte ihn nur noch nervöser. Ganz ruhig bleiben, ermahnte er sich streng. Dann schaute er sie noch einmal an. Mann, war die schön.
    »Vielleicht sind unsere Taschen ja beschlagnahmt worden, und sie durchsuchen sie nach Waffen«, meinte er. Mein Gott,
klang das blöde. Was würde sie jetzt bloß von ihm halten? Er versuchte doch nur, witzig zu sein. »Sie wissen schon, wie bei Ted Kaczynski oder so.« Aber diesmal lächelte sie nicht. Vielleicht wusste sie nicht, wer das war. »Der Unabomber.« Sie nickte, und er lachte erleichtert auf.
    »Warum sollten sie unser Gepäck durchsuchen«, fragte sie nüchtern.
    Genau, warum eigentlich? Was für eine dämliche Bemerkung. Er war übergeschnappt und auf dem besten Weg, die Sache zu vermasseln. Er musste sie beruhigen, geriet aber in Panik. »Wer weiß, was denen alles einfällt, stimmt’s? Aber für eines kann ich garantieren – in meinem Gepäck finden sie garantiert keine Schreibmaschine. Der Unabomber wäre nie

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