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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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sich Gustavs Bildersammlung vom Jahrmarkt ins Gedächtnis. Das Karussellfoto hatte es ihr immer besonders angetan. Sie gähnte ausgiebig und schloss die Augen. Eine Schiffsschaukelfahrt wäre allerdings auch nicht zu verachten. Unbeabsichtigt berührte sie den Schnitt an der Hand. Bei all der Aufregung unten im Abwasserkanal war ihr entgangen, dass Charlie die Klinge von ihrem Hals abgewandt gehalten hatte. Er hatte nie vorgehabt, sie ernsthaft zu verletzten. Kate lächelte, glücklich und zufrieden mit dem Tag. Ein einziger Besuch in der Welt dort draußen und schon hatte sie Freunde gefunden.
    Das Leben versprach, wunderschön zu werden.

13. V ersuchsobjekt
    Die Idee mit der Salzsäure erwies sich als ausgesprochen schlecht. Gustav hörte ihrer Lügengeschichte über die zerbrochene Flasche mit versteinerter Miene zu und funkelte sie aus seinen hervorstehenden Augen an, als hätte sie ihm ein Kapitalverbrechen gestanden. Ein zorniger Gustav sprach betont langsam. Diesmal würgte er jedes Wort einzeln hervor. »Wie oft habe ich dir gepredigt, vorsichtig zu arbeiten? Du hättest dein Augenlicht verlieren können!«
    Unbewusst biss sie sich auf die Unterlippe, was ihr gleich noch einen weiteren Strafpunkt einbrachte.
    Er deutete auf sie und sagte: »Die Konsequenzen werden dir nicht gefallen. Mitkommen.«
    Verunsichert folgte sie ihm. Wie er die Treppen hinunter hinkte, quälte ihn das Knie, was ihn zusätzlich unleidlich machte. Keine gute Ausgangslage.
    War es denkbar, dass er von dem Ausflug in die Kanalisation erfahren hatte?
    Tatsächlich führte er sie in den Keller. Mit klopfendem Herzen erwartete sie, dass er vor der Einstiegsluke anhielt und sie zur Rede stellte. Stattdessen passierte er die Stelle ohne jede Reaktion. Kates Erleichterung dauerte nur kurz. Er riss die Tür zur dunklen Kammer auf. Sie schüttelte den Kopf und flehte: »Bitte nicht, Master Gustav, bitte!«
    »Hinein«, knurrte er.
    Sie vermochte nicht einen Finger zu rühren vor Panik. Er kannte keine Gnade, packte sie und schob sie in die Dunkelheit.
    Die Tür klappte zu, der Riegel wurde vorgeschoben und sie stand in völliger Schwärze. Sie tastete nach dem niedrigen Hocker und ließ sich darauf fallen. Der Verstand sagte ihr längst, dass Gustav die Ratten damals nur erfunden hatte, um sie einzuschüchtern. Dennoch. Ein Knacken. Dann das Gefühl, etwas streife an ihrem Bein vorbei. Die Luft verwandelte sich in Sirup. Hände und Füße kribbelten, als liefen tausend winzige Tiere auf ihnen herum. Kate biss sich in die Faust, bis der Schmerz die Furcht überstieg.
    »Ich bin ein kleiner Zwerg«, stieß sie hervor.
Was kam nun?
Ihr angstvernebeltes Gehirn weigerte sich, den nächsten Satz freizugeben. Endlich.
    »Und wohne hinterm Berg. Ich trinke jeden Tag vom roten Wein.« Sie hustete und beendete den Vers: »Deshalb bin ich so winzig klein.«
    Gebetsmühlenartig wiederholte sie den idiotischen Kinderreim, den sie bei Tante Eula aufgeschnappt hatte, konzentrierte sich ausschließlich darauf.
    Die Tür ging auf.
    Gustavs Stimme drang nur langsam zu ihr durch: »Ich erwarte, dass der kurze Aufenthalt dich gelehrt hat, bedachter vorzugehen.«
    Damit ließ er sie stehen.
    Sie wollte nur weg von diesem schrecklichen Ort und eilte ihm auf unsicheren Beinen hinterher. Ab und zu hielt sie sich an den Wänden fest, um nicht hinzufallen.
    Die Treppe fühlte sich steiler an als je zuvor. Ihr Handrücken brannte und blutete.
    Den Ausflug auf den Jahrmarkt würde sie besser ausfallen lassen. Nichts, aber auch überhaupt nichts konnte es rechtfertigten, nochmals eine derartige Bestrafung ertragen zu müssen. Kopflos lief sie fast in das Hausmädchen. Das junge Mädchen übergab Gustav gerade eine Nachricht.
    »Von ’nem Boten gebracht, gnädiger Herr«, erklärte sie mit gesenktem Kopf.
    Gustav las den Zettel mit gerunzelter Stirn. Dann wandte er sich Kate zu und befahl: »Ab mit dir nach oben. Du kopierst die Anweisungen für Migränepulver, bis ich dir erlaube, damit aufzuhören.«
    Kate nickte, froh, sich von ihm und dem Keller entfernen zu dürfen. Der kurze Blick auf das Blatt in Gustavs Hand hatte ihr verraten, dass es Madames schwungvolle Unterschrift trug.
    Auf der Treppe hörte sie, wie Gustav dem Mädchen auftrug: »Teile der Köchin mit, die Herrin weilt heute Abend im Haus und wird hier speisen.«
    Madames Aufenthalte nehmen in letzter Zeit zu
, dachte Kate und lief weiter. Im Labor tippte sie Einnahmeempfehlung um Einnahmeempfehlung ab. Zu

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