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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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Alleinsein.
    Dennoch, sie musste dorthin zurückkehren. Ihre Arbeiten erledigen und vermutlich auch ihre Kleidung säubern.
    Als sie dies anmerkte, nickte Charlie.
    Simon kratzte sich am Ohr und sagte: »Gut. Justin bringt dich zurück.« Er beugte sich in ihre Richtung und fuhr fort: »Eine Sache noch. In zwei Wochen ist Jahrmarkt. Mit der Münze vom Boss kannst du dir dort die wunderbarsten Dinge kaufen. Was hältst du von ’ner gemeinsamen Fahrt mit der Schiffsschaukel? Wir laden dich ein.«
    Wie oft hatte Kate sich heimlich Fotos vom Jahrmarkt angesehen? Tatsächlich in einer Schaukel zu sitzen, zusammen mit Freunden, was für ein Gedanke! Einer ihrer Kindheitsträume würde wahr werden.
    Simon musste ihr die Begeisterung angemerkt haben.
    Er streckte ihr die Hand hin.
    »Also abgemacht. In vierzehn Tagen holen wir dich ab. Samstag Mittag, gegen zwölf Uhr«, bot er an. »Können wir uns auf dich verlassen? Als Freunde?«
    Kate nickte und schlug ein.
    Nun drängte Justin zum Aufbruch. Nacheinander bot sie Simon und Charlie die Hand an. Charlie zögerte kurz und ergriff sie dann mit seiner riesigen Pranke.
    »Lass mich sie zurückbringen«, sagte er zu Simon.
    Der verdrehte nur die Augen und antwortete: »Du bleibst schön an meiner Seite, kapiert?«
    Kate verstand nicht, was zwischen ihnen vorging.
    Charlie führ sich ein weiteres Mal über den rasierten Schädel und zuckte die Schultern.
    Einige der Budenbesitzer begannen bereits, die unverkauften Waren in Kisten und Säcke einzupacken. Vermutlich war es auch für sie höchste Zeit, und sie musste sich beeilen, um rechtzeitig zum Abendessen mit allem fertig zu werden.
    Justin schien das ebenfalls zu denken, denn er lief schon los. Sie hastete an den Marktständen vorbei hinter ihm her. Ohne jede Rücksicht drängelte er sich durch die Menschenmenge, als wollte er sie möglichst schnell zum Einstiegsloch in die Kanalisation bringen. Sie öffnete den Mund, um ihn zu bitten, langsamer zu gehen, da hörte sie eine bekannte Stimme.
    Vor Schreck blieb ihr die Luft weg. Da stand Madame, in eine Unterhaltung mit einem Mann vertieft. Kate erkannte in ihm den Schläger wieder. Diesen Rufus, der so grausam auf die Frau eingeprügelt hatte.
    Justin war zurückgekommen und zischte: »Ich habe nicht ewig Zeit. Mach zu.«
    Nur weg von hier, alles andere war unwichtig.
    Vielleicht ließ sie das mit dem Jahrmarkt besser sein? Nicht auszumalen, was wäre, wenn Madame in ihre Richtung gesehen hätte. Das Denken fiel schwer. Ihr Kopf fühlte sich seltsam durcheinander an und die Welt um sie herum schwankte, als würde sie krank. Das Bier bekam ihr nicht.
    Justin bemerkte nichts von ihrer Misere, zog sie weiter durch das Gewühl.
    Kate riss sich los und schaffte es gerade noch, in einen Hauswinkel zu flüchten, wo sie sich erbrach. Als ihr Magen sich beruhigt hatte, schämte sie sich entsetzlich. Wenigstens ließ die Übelkeit nach.
    Justin stand schweigend dabei und kommentierte alles nur mit einem Kopfschütteln. Von den anderen Leuten beachtete sie zum Glück niemand. Mit zusammengebissenen Zähnen setzte sie den Weg fort. Bei jedem Schritt gruben sich die Holzschuhkanten tiefer in ihre geschundenen Füße.
    Wenigstens verhielt Justin sich wieder freundlicher. Er drückte ihr sogar einen in buntes Papier eingewickelten kleinen Klumpen in die Hand. »Lass das Saufen. Verträgst es nicht!«, knurrte er.
    Sie wickelte das Bonbon aus und steckte es in den Mund. Als sie sich bedankte, winkte er nur ab.
    Sobald sie in den Schacht hinuntergeklettert waren und im Licht der Lampen durch den Kanal hasteten, lenkten seine Fragen sie ein wenig von ihrem Elend ab. Ganz genau wollte er wissen, wie die Räume in Madames Haus angeordnet waren und ob und wo die Frau besonders wertvolle Sachen aufbewahrte.
    Kate wunderte sich ein wenig, warum ihn solche Dinge interessierten. Bereitwillig antwortete sie, nur erzählte sie weder von Gustavs Labor noch von der Bibliothek. Die Art und Weise, wie die Jungen auf ihre Arbeit reagiert hatten, ließ sie diesbezüglich vorsichtig sein. Sie brauchten auch nicht zu erfahren, dass sie mit Begeisterung las. Schließlich beherrschte nicht jeder Lesen und Schreiben, da wollte sie sich nicht unnötig unbeliebt machen.
    Gegen Ende des Rückwegs kam ihre Unterhaltung ins Stocken. Justin ging stumm neben ihr und beachtete sie nicht weiter. Kate gab sich die Schuld. Sie langweilte ihn, denn sie wusste nicht, worüber andere Mädchen redeten. Schließlich kamen sie zu

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