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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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der Stelle im Tunnel, an der ihre neuen Bekannten ihr aufgelauert hatten. Die Karbidlampe stand noch da und das abgerissene Laken lag im Dreck. Sie nahm beides an sich und hinkte die letzten Schritte zum Hauszugang, heilfroh, endlich angekommen zu sein.
    Justin, der stehen geblieben war, rief ihr nach: »Samstag Mittag in zwei Wochen. Zwölf Uhr. Vergiss es nicht. Warte auf uns. Nicht auf eigene Faust losgehen.«
    Kate dreht sich zu ihm um und nickte.
    »Gut. Bis in zwei Wochen«, sagte sie erschöpft und lehnte sich an die Einstiegsleiter.
    Er verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln.
    Sie zog die Holzschuhe aus und schlüpfte in die eigenen. Gleich besser! Sie hätte weinen können vor Erleichterung und hängte die Holzschuhe um den Hals. Das Laken faltete sie zusammen und kletterte mit ihm und der Lampe in der Hand die Leiter empor. Justin stand immer noch an derselben Stelle, als wartete er auf etwas. Sie winkte ihm zu und rief: »Ich bin da, versprochen.«
    Da drehte er sich um und ging.
    Kate sah ihn verschwinden. Trotz ihrer Erschöpfung verschloss sie die Luke und richtete alles so her, wie sie es vorgefunden hatte. Nur kein Risiko eingehen, auch wenn vermutlich niemand nachsehen würde.
    Die Karbidlampe schob sie gemeinsam mit den Holzschuhen unter den Treppenabsatz. Dann griff sie das Laken und schleppte sich die Treppen bis ins Labor hoch. Beim Anblick der unzähligen Dreckspritzer auf ihrer Kleidung stöhnte sie laut auf und entkleidete sich hastig bis auf das Unterzeug. Vergessen war alle Müdigkeit. Eilig ließ sie warmes Wasser in das Abwaschbecken ein und machte sich an die Arbeit.
    Bei der Strickjacke wusch sie nur die verschmutzten Bereiche aus. Kleid, Schürze und Strümpfe bearbeitete sie mit Kernseife, spülte sie zweimal und wrang sie aus.
    Dann folgte der Rest: Hände, Füße und Kopf. Selbst die blutigen Stellen an Hacken und Zehen sparte sie nicht aus. Die scharfe Seife brannte höllisch in den Wunden. Tränenblind suchte sie den Weg zu den Handtüchern, stieß sich den nackten Fuß an einer Schrankkante und hüpfte vor Schmerzen jammernd herum.
    Leider war sie noch nicht fertig.
    Sie wählte eine beinahe leere Flasche mit verdünnter Salzsäure. Den Rest goss sie in den Abfluss, wusch das Gefäß aus und zerschlug es am Beckenrand.
    Die Scherben sammelte sie ein, um sie morgen vorzuzeigen. Die Schnitte von Charlies Messer sahen nicht anders aus als die von einer Glasscherbe.
    Gustav würde sie für die angebliche Ungeschicklichkeit ausschimpfen, aber nun konnte sie behaupten, sie hätte einen Unfall gehabt und deshalb die mit Säure bespritzten Sachen auswaschen müssen.
    Mit den Schuhen in der Hand lief sie in ihr Zimmer. An der Wand hingen ihr altes Sommerkleid und eine saubere Schürze. Schnell zog sie beides an und nahm sich Leinenstrümpfe. Sie wärmten zwar nicht besonders, doch reizte das Material die Schrunden nicht zusätzlich.
    Das Kleid endete ein ganzes Stück oberhalb der Fußknöchel, obwohl es am Saum bereits angeflickt worden war. Sie seufzte. Es ging halt nicht anders. Um angeklebten Schmutz aus den Haaren zu entfernen, durchkämmte sie diese mit den Fingern. Sobald sie damit fertig war, schlüpfte sie in die Schuhe, ignorierte den Schmerz und lief ins Labor zurück. Gespannt betrachtete sie ihr Spiegelbild in einem der glänzenden Metallbecher. Sie erkannte nichts, was verräterisch aussah. Graue Augen, kurz geschnittenes, dunkelblondes Haar und eine Nase, deren Spitze sich ein wenig nach oben bog. Nur die Wangen glühten, als hätte sie links und rechts eine deftige Ohrfeige erhalten.
    Das verschmutzte Laken weiß zu bekommen, stellte sie vor eine Herausforderung. Letzten Endes öffnete sie die Fenster und bleichte den Stoff mit Chlorkalk. Endlich zufrieden mit dem Ergebnis, wrang sie das Tuch aus und brachte es in den Raum zurück, aus dem sie es ausgeborgt hatte.
    Ihr Magen knurrte längst wie ein ganzes Wolfsrudel. Heute hätte sie sogar eine alte Schuhsohle mit Appetit verspeist.
    Die Köchin beachtete ihr verspätetes Erscheinen nicht. Sie und ihre Hilfe hatten den Nachmittag damit verbracht, Schmalz herzustellen. Die abgepackten Päckchen lagen auf der Fensterbank und die beiden Frauen reinigten jetzt die Arbeitsgeräte, bevor sie nach Hause gingen.
    Erschöpft von dem aufregenden Tag legte Kate sich sofort nach dem Abendessen schlafen. Die Münze, die ihr der Chef der jungen Burschen geschenkt hatte, stopfte sie tief in das Matratzenversteck. Im Bett rief sie

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