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Tolstoi, A. K.

Tolstoi, A. K.

Titel: Tolstoi, A. K. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Familie des Wurdalak
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dass sie sich nur vom Blut junger Leute ernähren kann. Er vernichtet sie, um sich selbst und was von seinem Königreich übrig bleibt zu retten, doch am Ende ist er trotz allem verdammt und wird von seiner neuen Ehefrau, die sich in eine Riesenschlange verwandelt, zerdrückt. Sein Schloss stürzt in Flammen zusammen.

    Auch bei Staggs „The Vampyre“ lassen sich keine Gemeinsamkeiten finden. Stagg erzählt von einem sterbenden Ehemann, der seiner Frau berichtet, er würde von einem alten, verstorbenen Freund in der Nacht heimgesucht und seines Blutes entleert. Er gibt seiner Frau Anweisungen, wie diese den bereits existierenden Vampir vernichten kann und ihn selbst nach seinem Tod auch noch endgültig töten soll.

    Die erste Geschichte im 19. Jahrhundert, die ein wenig Einfluss auf Tolstoï hatte, ist John William Polidoris „The Vampyre“. Diese Geschichte gleicht schon eher der uns bekannten klassischen Vampirerzählung, in der ein junger, neugieriger Mann mit einem Unbekannten auf Reisen geht. Der junge Protagonist namens Aubrey entdeckt schnell, dass sein Begleiter Lord Ruthven unbeliebt ist, doch folgt er ihm voller Bewunderung trotzdem weiterhin. Bald aber entdeckt der junge Aubrey, dass Lord Ruthven nicht ganz das ist, was er zu sein scheint; er kann von den Toten auferstehen. Ruthven nimmt Aubrey das Versprechen ab, dass dieser ein Jahr lang darüber schweigen würde. Lord Ruthven heiratet am Ende Aubreys Schwester, während Aubrey, als Irrer diagnostiziert, in einer psychiatrischen Anstalt landet. Seine Schwester wird nach der Hochzeitsnacht tot, ihres Blutes entleert, aufgefunden und Lord Ruthven ist verschwunden.

    Diese Geschichte ist insofern interessant, weil wir den jungen (naiven) Reisenden Aubrey haben, der in weit entfernten Ländern auf das Übernatürliche stößt. Doch dieser Einfluss ist minimal und Tolstoï könnte die Idee des jungen Reisenden irgendwoher genommen haben – nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. Was unsere Aufmerksamkeit auf diese Geschichte zieht, ist die Einführung. In der Einführung berichtet Polidori einen Vampirfall aus Ungarn aus dem Jahre 1732, in welchem Ähnliches geschehen ist, wie in dem uns bereits bekannten Fall von 1725 von Kisolova. Des Weiteren beschreibt er den griechischen Vampir:

    In many parts of Greece it is considered as a sort of punishment after death, […] that the deceased is not only doomed to vampyrise, but compelled to confine his infernal visitations solely to those beings he loved most while upon earth — those to whom he was bound by ties of kindred and affection. (7) (2004: The Project Gutenberg)
    Zum ersten Mal finden wir eine Definition, die mit dem Wurdalak übereinstimmt. Denn den Begriff Wurdalak muss Tolstoï wohl selbst erfunden haben; nirgends findet man Informationen dazu, ohne auf Tolstoïs Erzählung zu stoßen. Wenn wir auch noch Bunsons Erklärung dazunehmen, wird uns schnell klar, dass es da zweifelsohne einen Zusammenhang geben muss. Bunson schreibt, dass Wrukolakas die „Bekannteste Vampirspezies Griechenlands […]“ (2001: 300) ist, er schreibt weiter, dass „Das Wort wrukolakas […] vermutlich mazedonischer bzw. slawischer Herkunft [ist] und bezeichnete ursprünglich den Werwolf“ (2001: 301). Interessant an diesen Aussagen ist, dass der Begriff slawischer Herkunft ist und dass er griechische Vampire bezeichnet. Wenn man dazu Polidoris Definition von griechischen Vampiren nimmt, ist man schon fast beim Wurdalak selbst. Bunson erklärt auch noch, dass
    Gemäß griechischer, slawischer und deutscher Überlieferung […] die ersten Opfer eines Wiedergängers in der Regel dessen eigene Angehörige [sind]. Dies wird damit erklärt, daß der Verstorbene nicht «allein gehen» will […]. So kann es zu einem «Nachsterben» kommen, dem eine ganze Familie – manchmal auch eine ganze Dorfgemeinschaft – zum Opfer fällt. (2001: 85)
    Polidoris und Bunsons Erklärungen zusammen betrachtet geben uns nun eine klare Definition von Tolstoïs Wurdalak, die wir sonst in keinem Zusammenhang gefunden haben. Tolstoïs Vampire sind die einzigen ihrer Art in der Vampirliteratur – sogar Polidoris „The Vampyre“ eingeschlossen. Doch diese Vampirdefinition und wahrscheinlich auch die Namensidee für die Wurdalaks, ist der einzige Einfluss, den wir aus Polidoris Geschichte nehmen können.

    Die letzte bekannte Vampirerzählung, die vor der „Familie des Wurdalak“ erschienen ist, ist Gogols „Wij“. Wie im vorherigen Kapitel

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