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Tolstoi Und Der Lila Sessel

Tolstoi Und Der Lila Sessel

Titel: Tolstoi Und Der Lila Sessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Sankovitch
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Salt Lake City und verbrachten das Wochenende im Snowed Inn in den Bergen von Park City. Heutzutage sind wir lieber zu Hause, unsere Hingabe zeigt sich in kleinen Liebenswürdigkeiten, einer Tasse Kaffee, dem bisschen Zweisamkeit, das wir den Kindern, Jacks Job und meinen Büchern abringen. Auch die Biss -Momente gibt es bisweilen noch, aber wir haben etwas viel Besseres: eine Liebe, die seit über zwanzig Jahren besteht.
    In dem Roman Family Happiness erzählt Laurie Colwin, wie eine Frau mit dem idealen Leben – Mann, Kinder, Job, reichlich Geld und Freizeit – sich in einen anderen verliebt. Ihre Familie ist ihr nicht mehr genug. Sie erklärt, die Liebe in der Familie sei »intelligent und tief und bleibt nie unerwidert. Sie war die Grundlage von allem Guten, sie hatte nichts Geheimes oder Verborgenes an sich.« Ihre verbotene Liebe, das Verlangen nach einem Mann außerhalb der Familie, war »wertlos, führte zu nichts, produzierte nichts und brachte niemandem irgendetwas Gutes«. Weil Family Happiness nicht auf Tatsachen basiert, sondern Fiktion ist, gelingt es Polly, beide Arten von Liebe in ihrem Leben miteinander zu vereinbaren, die leidenschaftliche, erotische Liebe und die dauerhafte Liebe zu ihrer Familie. Niemand erfährt je etwas von ihrem Geliebten, niemandem wird wehgetan, und Polly muss als einzige »ein Leben voller Konflikte und Schmerzen« führen, ein Preis, den sie gern dafür zahlt.
    In dem Roman Die allertraurigste Geschichte von Ford Maddox Ford kommt die Liebe gar nicht gut weg. Zwei doppelzüngige, emotional bedürftige Paare manipulieren das erotische Verlangen als Waffe auf dem Schlachtfeld des Lebens. Als ganz unerwartet die Liebe auf den Plan tritt, wird sie als Schwäche betrachtet, aber auch als Bedrohung, die von den anderen durch »völlig normales, tugendhaftes, leicht verlogenes Verhalten« vernichtet werden muss. Der Lust darf man in Fords Roman nachgeben, aber die Liebe führt zu Wahnsinn und Selbstmord.
    In Maggie Esteps Alice Fantastic ist es einfach, fundamental und lebenserhaltend, sich zu verlieben. Das, was danach geschieht, ist komplizierter und bringt Begehren, Abhängigkeit und Eifersucht hervor, die erst bekämpft und schließlich angenommen werden. Diese Art von Liebe war mir bekannt, kein Schlachtfeld, sondern immer wieder ein Anlaufnehmen, ein Sprung ins Ungewisse, gelegentlich mit unsanfter Landung und kleiner Verletzung und manchmal so voll heiterer Leichtigkeit, dass alle Hindernisse und Stürze vergessen sind.
    In Alice Fantastic kommen alle Varianten romantischer Liebe vor, aber am meisten faszinierte mich Esteps Schilderung der Liebe zwischen den Schwestern Alice und Eloise. Die Schwestern haben ausgeprägte Meinungsverschiedenheiten über praktisch alles, von der Arbeit bis zum Sex. Als sie herausfinden, dass beide einmal mit demselben Mann zusammen waren (ohne es zu wissen, hatten beide eine Affäre mit einem gewissen William), unterstreicht diese zufällige Gemeinsamkeit nur noch, wie unterschiedlich sie sind. Eloise fühlt sich ausgenutzt und ist wütend, Alice nimmt es gelassen, weiß aber, dass sie nie wieder mit William schlafen wird.
    Erst als die beiden Schwestern mit einem Geheimnis über ihre Mutter konfrontiert werden, finden sie zueinander: »Die Tränen flossen, und Alice schloss mich in die Arme und hielt mich ganz lange fest. In diesem Augenblick waren wir wieder wie die Kinder. Die Ozeane der Unterschiede waren ruhig.« Die »Ozeane der Unterschiede« zwischen ihnen sind klein im Vergleich zu ihrer Liebe zueinander. Das Einzige, was die Schwestern gemeinsam haben (mit Ausnahme von einem Zufallslover und ihrer Vorliebe für Hunde), ist die Tatsache, dass sie niemanden, abgesehen von ihrer Mutter, so sehr lieben wie einander.
    Solch einen Widerspruch kann es nur unter Geschwistern geben. Mit meinen Schwestern hätte ich mich vielleicht nie an einem Mensatisch oder bei einer Party angefreundet, aber ich liebte sie trotzdem. Mit meinen Eltern habe ich mehr Gemeinsamkeiten, als ich zugeben mag, doch mit Anne-Marie teilte ich, abgesehen von unserer Begeisterung für Bücher und das Schöne in der Kunst, nur sehr wenig. Natasha hat mehr Interessen, die sich mit meinen decken, aber keine von uns drei Schwestern hatte je ähnliche Freunde oder Geliebte. Ganz gleich, ob es um das beste Essen, den schönsten Urlaub, das ideale Haus, die Politik ging – nie waren wir einer Meinung. Als ich Kinder bekam, waren wir uns sogar in Bezug auf Namen, Frisuren

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