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Tolstois Albtraum - Roman

Tolstois Albtraum - Roman

Titel: Tolstois Albtraum - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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dass wir eine budget -Variante machen, in einem Absatz. Das haben Sie ja schon gesehen. Und was die zweite Position angeht, da haben sie uns sogar Geld versprochen, weil ihnen das Thema wichtig ist.«
    »Betrifft das mich auch?«, fragte T.
    »In gewisser Weise ja – indirekt. Sie wollten, dass wir dem tibetischen Buddhismus an den Karren fahren.«
    »Wieso?«
    »Pantelejmon beklagt sich, dass plötzlich haufenweise tibetische Lamas hier auftauchen – sie kommen aus New York oder aus London, ganze Boeing-Ladungen. Sie benehmen sich, als hätten sie das Ganze erfunden. Als wären sie die Ersten, die hier Geschäfte machen.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Pantelejmon hatte die Idee, man müsse die ganze Eitelkeit der östlichen Satanskulte künstlerisch aufarbeiten. Zuerst irgendeinen erleuchteten Lama beseitigen und dann, wenn Sie schon im Jenseits sind, ihr Bardo als unseren orthodoxen Leidensweg zeigen. Nur ohne Engel und Hoffnung auf Erlösung.«
    »Sehr einfallsreich«, brummte T. vor sich hin.
    »Und ob. Er ist nicht dumm. Übrigens hat er mittlerweile seine Dissertation verteidigt, stellen Sie sich vor! Er ist jetzt Doktor der theologischen Wissenschaften.«
    »Doktor der was?«
    »Sie sind inzwischen den Wissenschaftlern gleichgestellt«, kicherte Ariel. »Sie können jetzt einen wissenschaftlichen Grad erwerben, wie früher Physiker oder Mathematiker. Und Pantelejmon hat mal eben schnell seine Doktorarbeit gemacht – ›Das heilige Abendmahl als Quelle eines ganzen Spektrums heilsamer Proteine‹. Hat er natürlich nicht selbst geschrieben, er hat einen Doktoranden aus der Fakultät für Ernährungswissenschaften und zwei Jungs aus dem Fonds für effektive Philosophie angeheuert. Sonst hätte er das in einem Monat nicht hingekriegt.«
    »Und wer soll mit den Lamas kämpfen? Etwa Sie wieder?«
    »Nein«, sagte Ariel, »das schaffe ich nicht. Da setzen wir unseren Metaphysiker dran. Mit dem haben wir schon einen zusätzlichen Vertrag abgeschlossen.«
    T. nickte schweigend.
    »Und für so ein Projekt«, fuhr Ariel fort, »sind sie bereit, die übliche Kohle zu bezahlen. Nicht direkt natürlich, sondern durch eine Bank. Pantelejmon will dreißig Prozent zurück, aber sie geben so viel, dass auch nach dem Rücklauf alles in Ordnung ist. Wir tilgen den Kredit, zahlen vertragsgemäß den Restbetrag und sind im grünen Plus. Und vor allem, was für ein toller Plan, überlegen Sie doch mal – erst haben wir den Entwurf zu einem Roman für einen ironischen Shooter umgeschrieben, jetzt verwenden wir den Shooter wieder für einen Roman, schreiben alles wieder um und jubeln es Archimandrit Pantelejmon unter, wegen dem ich das Veilchen habe. Da kommt man sich vor wie ein Kamikaze, ha-ha …«
    »Kami… was?«
    »Das ist ein Japonismus, mein Bester. Das Wort hat zwei Bedeutungen – ein Flieger, der beim Angriff auf ein großes Schiff umkommt, und ein Minister, der während der Reformen Milliarden geklaut hat. Ich meine das selbstverständlich positiv.«
    T. grinste düster.
    »Was ist denn daran positiv?«
    »Das ist doch klar – alle haben ihren Vorteil: Wir schließen einen Vertrag ab, Armen Wagitowitsch zahlt den Kredit zurück, Pantelejmon … übrigens habe ich vergessen, Ihnen eine lustige Geschichte zu erzählen. Als Pantelejmon erklärte, wie man gegen den Lamaismus kämpfen soll, erzählte er von einem Tantristen, einem Armenier, mit dem er im Baubataillon gedient hat. Jeden Morgen beim Wachaufzug sagte der Klotz von Feldwebel zu dem: ›Ich fick dein Papa, dein Mama und dein Lama …‹«
    »Und ich?«, unterbrach T. »Sie behaupten, alle haben ihren Vorteil, aber was ist mit mir?«
    Ariel breitete ratlos die Arme aus, und T. bemerkte plötzlich, dass die Arme und auch Ariel selbst durchsichtig wurden: Das Fenster zur Fontanka hin schien durch ihn hindurch.
    »Das müssen Sie schon selbst herausfinden«, sagte Ariel. »Ich bemühe mich, Ihnen zu helfen, so gut ich kann. Aber die Situation ist objektiv höchst kompliziert, und in einer bestimmten Phase muss man …«
    Er fuhr sich mit zwei Fingern quer über den Hals und hielt dann mit einer eleganten Armbewegung seine durchsichtige Uhr vor die durchsichtigen Augen.
    »Dieses Mal gibt es keine graue Leere, das verspreche ich Ihnen. Es wird alles voll sein bis obenhin. Wie sagt man in Tibet und in Hollywood – der Tod ist nur der Anfang, ha-ha … Aber jetzt, Graf, muss ich los. In nächster Zeit habe ich zu tun – die Prügelei, die Anzeige bei

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