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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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unterzogen hatte, zu welcher bekanntermaßen Gelehrsamkeit erfordert wird, so war diese doch die geringste unter seinen empfehlenden Eigenschaften. Er war einer der gutherzigsten Gesellen von der Welt und besaß dabei so viele Spaßhaftigkeit und Laune, daß er als Schöngeist der Gemeinde berühmt war; und alle benachbarte Landjunker hatten seine Gesellschaft so gern, daß er, weil Versagen eben sein Talent nicht war, in ihren Häusern manche liebe Zeit versaß, die er mit mehr Nutzen in seiner Schule hätte anwenden können.
    Es läßt sich denken, daß ein Edukator von solchen Eigenschaften und Neigungen gar keine Gefahr lief, den gelehrten Seminarien zu Eaton oder Westminster großen Abbruch zu thun. Unverblümt zu sprechen, seine Schüler waren in zwei Klassen verteilt. In der obersten saß ein junger Herr, der Sohn eines benachbarten Gutsherrn, welcher in einem Alter von siebzehn Jahren eben bis in seine Syntaxis gekommen war, und in der niedern saß ein zweiter Sohn eben jenes Landjunkers, welcher darin nebst sieben Jungens aus dem Kirchspiele lesen und schreiben lernte.
    Das Einkommen, welches diese Schulanstalt abwarf, möchte schwerlich hingereicht haben, dem Lehrer die fröhlichen Genüsse des Lebens zu verschaffen, hätte er nebst diesem Amte nicht auch zugleich die Aemter eines Küsters und Barbierers verwaltet, und hätte nicht Herr Alwerth dem Ganzen einen Jahrgehalt von zehn Pfund hinzugethan, welche der arme Mann jede Weihnachten empfing und wodurch er instandgesetzt war, sein Herz während dieses heiligen Festes fröhlich und guter Dinge sein zu lassen.
    Unter andern Schätzen besaß der Pädagog auch ein Weib, das er aus Herrn Alwerths Küche ihres Vermögens wegen geheiratet hatte, denn sie hatte wirklich an zwanzig Pfund zusammengespart.
    Dieses Ehegemahl war nicht sehr liebreizend von Person. Ob sie wirklich meinem Freunde Hogarth zu der Zeichnung saß, lasse ich dahingestellt sein, aber sie glich dem jungen Frauenzimmer Zug für Zug, das auf dem dritten Blatte vom Harlots Progreß ihrer Gebieterin Thee einschenkt. Sie war dabei eine offenbare Anhängerin jener berühmten Sekte, welche in sehr alten Zeiten von der heiligen Xanthippe gestiftet worden; vermittelst dessen sie in der Schule sich mehr Ehrfurcht erwarb, als selbst ihr Eheherr. Denn die Wahrheit zu gestehen, war er dort ebensowenig jemals Herr, als er es sonst irgendwo in ihrer Gegenwart sein durfte.
    [58] Obgleich ihre Physiognomie eben nicht die größte natürliche Sanftmut andeutete, so mochte doch ihr Gemüt durch einen Umstand noch etwas mehr versäuret sein, der gewöhnlich das Glück der Ehen vergiftet. Denn Kinder werden gar richtig Liebespfänder genannt und ihr Mann, ob sie schon neun Jahre im Ehestande lebten, hatte ihr noch kein solches Pfand gegeben. Ein Fehler, den er mit nichts entschuldigen konnte, weder mit Alter noch mit Krankheit; denn er war nicht volle dreißig und dabei das, was man so einen wackern fixen jungen Mann nennt.
    Hieraus entstand ein andres Uebel, welches dem armen Edukator nicht wenig Unruhe zuzog, auf den sie unaufhörlich so eifersüchtig war, daß er kaum mit einem Weibe oder Mädchen im Kirchspiel sprechen durfte, denn war er gegen ein weibliches Geschöpf nur im geringsten höflich, oder wechselte er nur einige Worte mit ihr, so war ihr sein Weib gewiß auf dem Dache und ihm dazu.
    Um sich in ihrem eigenen Hause gegen allen Ehestandsverlust in Sicherheit zu stellen, trug sie beständig Sorge, da sie doch eine Magd halten mußte, solche aus einer Klasse von den Töchtern des Landes zu wählen, deren Gesichter man als eine Art von Bürgschaft für ihre Ehrlichkeit nimmt; von welcher Zahl, wie der Leser vorher schon belehrt worden ist, Hanna Jones eine war.
    Da das Gesicht der jungen Dirne eine sehr annehmliche Bürgschaft von vorbesagter Art genannt werden mochte und ihre Aufführung allezeit höchst ehrbar gewesen war (welches beim weiblichen Geschlecht allemal die Folge von Verstand und Klugheit ist), so hatte sie in Herrn Rebhuhns Hause (denn so hieß der Schulpräzeptor) über vier Jahre hingebracht, ohne ihrer Hausfrau den mindesten Argwohn einzuflößen. Man war ihr sogar mit ungewöhnlicher Güte begegnet, und ihre Hausfrau hatte Herrn Rebhuhn erlaubt, ihr die Unterweisung zu geben, von welcher unsre Geschichte bereits Meldung gethan hat.
    Allein mit der Eifersucht geht's gerade, wie mit dem Podagra; ist die Krankheit einmal im Blute, so ist man keine Stunde sicher vor ihrem Ausbruche; und

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