Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
Vom Netzwerk:
Frauenzimmer von Ihrem Verdienste die Herablassung hätte, ihn –« – »Ich muß um Verzeihung bitten, Herr Alwerth,« antwortete Sophie, »daß ich einen Antrag von dieser Art nicht anhören kann! Herr Jones hat viele Verdienste, davon bin ich überzeugt; aber, ich werde den Herrn Jones niemals als den Mann betrachten, der mein Ehemann werden kann, und in dieser Rücksicht keinen Besuch von ihm annehmen – Auf meine Ehre! das werd' ich niemals.« – »Verzeihen Sie, mein Fräulein,« sagte Alwerth, »wenn mir dies, nach dem, was ich von Herrn Western vernommen habe, ein wenig unbegreiflich ist. – Ich hoffe doch nicht, daß der unglückliche Jüngling etwas gethan habe, wodurch er sich Ihrer guten Meinung verlustig gemacht, da er doch ehemals die Ehre hatte, sich derselben zu erfreuen. – Vielleicht ist er bei Ihnen fälschlich verleumdet worden, eben, wie bei mir geschehen ist. Dieselbige Bosheit kann ihn allenthalben angeschwärzt haben. – Er ist kein Mörder, wie man ihn beschuldigt hat, das versichr' ich Sie.« – »Lieber Herr von Alwerth,« antwortete Sophie, »ich habe Ihnen meinen Entschluß gesagt. Ich wundre mich nicht über das, was Ihnen mein Vater vielleicht erzählt hat! Aber, wie groß auch seine Furcht und Besorgnis gewesen sein mag, so habe ich, wenn ich irgend mein Herz kenne, dazu keinen Anlaß gegeben: weil es allemal ein fester Grundsatz bei mir gewesen ist, niemals ohne seine Einwilligung zu heiraten. Dies ist, denke ich, die Pflicht eines Kindes gegen die Eltern; und diese Pflicht, hoff' ich, hätte mich nichts vermögen können, jemals aus den Augen zu setzen. Ich kann mich freilich nicht überzeugen, daß uns die väterliche Gewalt nötigen könne, uns ganz und gar gegen unsre Neigung zu verheiraten. Um einem Zwange dieser Art, welchen ich Ursache zu vermuten hatte, auszuweichen, verließ ich das Haus meines Vaters und suchte anderwärts Schutz. Dies die Wahrheit von meiner Geschichte; und wenn die Welt oder mein Vater meiner Absicht nur die geringste weitere [286] Ausdehnung geben, so rechtfertigt mich mein eignes Gewissen.« – »Fräulein Western,« rief Alwerth mit Bewunderung, »ich höre Sie, ich bewundre die Richtigkeit Ihrer Grundsätze; aber gewiß, es muß noch etwas mehr vorgegangen sein! Ich möchte nicht gern etwas sagen, das Ihnen zuwider wäre, liebes Fräulein; aber, sollte ich denn alles, was ich bis dahin gesehn und gehört habe, für einen bloßen Traum halten? Und haben Sie so viele Grausamkeit von Ihrem Vater eines Mannes wegen erduldet, gegen den sie immer ganz und gar gleichgültig gesinnt waren?« – »Ich bitte Sie, liebster Herr von Alwerth,« antwortete Sophie, »bestehn Sie nicht darauf, meine Ursachen zu wissen! – Ja! ich habe wirklich gelitten; ich will es nicht verhehlen. – Ich will sehr aufrichtig gegen Sie sein, Herr Alwerth. – Ich gesteh' es Ihnen, ich hatte eine große Meinung von Herrn Jones – ich glaube – ich weiß, was ich für meine Meinung gelitten habe – ich bin hart behandelt worden, von meiner Tante sowohl, als von meinem Vater. Aber, das ist nunmehr vorbei! – Ich bitte nur, daß man nicht ferner in mich dringen möge; denn, wie es auch sonst gewesen sein mag, für jetzt ist mein Entschluß ein- für allemal fest. Ihr Neffe, Herr Alwerth, besitzt manche Tugend, er besitzt große Tugenden, Herr Alwerth. Ich zweifle nicht dran, er wird Ihnen in der Welt Ehre und Sie selbst glücklich machen.« – »Ich wünschte auch ihn glücklich machen zu können, mein liebstes Fräulein,« erwiderte Alwerth! »Aber das bin ich überzeugt, steht nur in Ihrer Gewalt. Diese Ueberzeugung ist es, welche mich zu einem so ernstlichen Fürbitter bei Ihnen gemacht hat.« – »Sie sind hintergangen, in der That, mein teuerster Herr von Alwerth, Sie sind hintergangen,« sagte Sophie – »ich hoffe nicht von ihm – Es ist schon genug, daß ich hintergangen bin, Herr Alwerth! Ich muß darauf bestehn, daß man wegen dieser Sache nicht weiter in mich dringe. – Es sollte mir leid thun! – Nein, ich will ihm in Ihrer Gewogenheit keinen Eintrag thun! Ich wünsche Herrn Jones alles mögliche Gute; ganz aufrichtig wünsch' ich es ihm, und nochmals widerhol' ich's, was er auch an mir verschuldet haben mag, so bin ich gewiß, daß er viele gute Eigenschaften hat. Ich leugne meine vorigen Gesinnungen gegen ihn nicht; aber sie können durch nichts wiederhergestellt werden. Gegenwärtig wüßt' ich keinen Mann auf Erden, den ich mit mehr Entschlossenheit

Weitere Kostenlose Bücher