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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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schien es eilig zu haben, wegzukommen, was ja verständlich war, aber ich wollte Ihnen doch sagen, daß hinter dem allem eine gewisse Bedrückung zu spüren war, die mich weit mehr beunruhigte als seine erklärliche Nervosität. Ich hatte das Gefühl, er sei drauf und dran, irgend etwas Unüberlegtes zu tun - vielleicht sich selbst etwas anzutun. Ich wußte auch, daß er seine Freundin Marjorie Sherwood nicht wiedersehen wollte, und er sagte, er wolle ihr nach Möglichkeit aus dem Wege gehen, wenn sie wegen der Miles-Affäre aus Mongibello nach Rom käme, um ihn zu besuchen. Ich habe mich sehr bemüht, ihn zu überreden, daß er sich mit ihr traf. Ich weiß nicht, ob er es getan hat. Marge wirkt beruhigend auf Menschen, wie Sie vielleicht wissen werden. Was ich damit sagen will, ist, daß sich Richard meinem Gefühl nach umgebracht haben könnte. Jetzt, da ich dies schreibe, ist er noch nicht gefunden worden. Ich hoffe inständig, daß man ihn findet, noch ehe Sie diese Zeilen lesen. Es versteht sich von selbst, daß ich der Überzeugung bin, Richard habe weder direkt noch indirekt mit Freddies Tod etwas zu tun, ich glaube aber, der Schock, den ihm dieser Vorfall und die nachfolgenden Vernehmungen versetzt haben, hat ihn ziemlich aus der Bahn geworfen. Es ist nicht gerade erfreulich, was ich Ihnen da schreiben muß, und ich bedaure es sehr. Vielleicht ist das alles gänzlich unnötig, vielleicht verbirgt Dickie sich nur (auch das würde durchaus zu seinem Wesen passen), bis all diese Unerfreulichkeiten vorbei sind. Aber je länger es dauert, um so unbehaglicher wird auch mir zumute. Ich hielt es für meine Pflicht, Ihnen dies zu schreiben, einzig und allein zu dem Zweck, Sie wissen zu lassen . . .«
    München, den 3. März
    »Lieber Tom,
    danke für Ihren Brief. Das war freundlich von Ihnen. Ich habe der Polizei schriftlich geantwortet, und einer ist angereist gekommen, um mit mir zu reden. Ich werde nicht über Venedig kommen, aber vielen Dank für die Einladung. Übermorgen fahre ich nach Rom, um Dickies Vater zu treffen, der herüberfliegen wird. Ja, ich gebe Ihnen recht, es war ein guter Gedanke, daß Sie ihm geschrieben haben. Mich hat das alles so durcheinandergebracht, daß ich mich mit so was wie einer schweren Grippe hinlegen mußte, vielleicht war es auch nur das, was die Deutschen Föhn nennen, aber irgendein Virus hat sich auch darin herumgetrieben. War vier Tage lang buchstäblich nicht imstande aufzustehen, sonst wäre ich inzwischen bereits nach Rom gefahren. Bitte entschuldigen Sie deshalb diesen wirren und sicherlich ziemlich geistesschwachen Brief, der eine so schlechte Antwort ist auf Ihren sehr netten. Aber ich wollte Ihnen doch sagen, daß ich gar nicht Ihrer Meinung bin, Dickie könnte Selbstmord begangen haben. So etwas liegt einfach nicht in seiner Art, obwohl ich genau weiß, was Sie alles dagegen einwenden werden, daß man einem Menschen nie ansehen kann, zu welchen Handlungen er noch fähig sein wird und so weiter. Nein, alles, aber das nicht, nicht bei Dickie. Er kann ermordet worden sein in irgendeiner Gasse Neapels - oder sogar Roms, denn wer weiß denn, ob er nicht bis Rom gekommen ist, nachdem er sich in Sizilien auf die Reise gemacht hatte? Ich kann mir auch einen Dickie vorstellen, der sich seinen Verpflichtungen soweit entzieht, daß er sich nun sogar versteckt. Ja, ich glaube, das wird es sein.
    Ich freue mich, daß Sie die Fälschungen für einen Irrtum halten. Einen Irrtum der Bank, meine ich. Ich auch. Dickie hat sich seit November so sehr verändert, daß sich ohne weiteres auch seine Schrift geändert haben kann. Wollen wir hoffen, daß schon irgend etwas geschehen ist, wenn Sie diesen Brief haben. Bekam ein Telegramm von Mr. Greenleaf wegen Rom - muß also jetzt alle Kraft dafür aufsparen.
    Schön, daß ich endlich Ihre Adresse habe. Noch einmal vielen Dank für Ihren Brief, Ihren Rat, Ihre Einladungen.
    Alles Gute, Marge
    P. S. Ich vergaß meine gute Nachricht. Es ist mir gelungen, einen Verleger für ›Mongibello‹ zu interessieren! Er sagt, er möchte erst mal das Ganze sehen, bevor er mir einen Vertrag gibt, aber es klingt doch sehr vielversprechend! Wenn ich das verdammte Ding nun bloß fertigkriegte!
    M.«
    Sie hatte beschlossen, sich mit ihm zu vertragen, vermutete Tom. Wahrscheinlich hatte sie auch bei der Polizei andere Töne angeschlagen, soweit es sich um ihn handelte.
    Dickies Verschwinden rief einen ziemlichen Wirbel in der italienischen Presse hervor. Marge

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