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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns
Autoren: Mark Billingham
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Thorne hatte eigentlich gehofft, dass Tughan schon einen Ausdruck bereitliegen hatte. Es wäre einfacher gewesen, zu seinem eigenen Goldfischglas hinüberzugehen und die Kopie von seinem Schreibtisch zu holen, doch er wollte Tughan den kleinen Triumph in Sachen Effizienz nicht missgönnen. Schließlich missgönnte er ihm sonst alles, ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Thorne blickte auf die Liste. Ein halbes Dutzend Ärzte, die im Leicester Royal Infirmary zu dem Zeitpunkt turnusmäßig gewechselt hatten, als das Midazolam geklaut worden war, arbeiteten jetzt in Londoner Krankenhäusern. Anne Coburns Aussage hatte jeglichen Enthusiasmus gedämpft, der in diese Richtung der Nachforschungen geführt hätte, und die Entdeckung von Helen Doyles Leiche hatte mit Recht alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen, doch Thorne hatte immer noch das Gefühl, dass diese Liste wichtig sein könnte. Das Datum des Midazolam-Diebstahls ließ sich auch genauso gut andersherum deuten. Könnte nicht der Mörder (wenn es tatsächlich der Mörder gewesen war) dieses Datum gewählt haben, damit es so aussah, als hätte er auch von woandersher kommen können, obwohl er tatsächlich zu dem Zeitpunkt im Krankenhaus beschäftigt gewesen war?
    Außerdem arbeiteten sie sich immer noch durch die weitaus längere Liste der Ärzte, die zum fraglichen Zeitpunkt in den anderen örtlichen Krankenhäusern turnusmäßig gewechselt hatten.
    Jeremy Bishops Name war der zweite auf der Liste.
     
    Thorne bemerkte das, was nur als einfältiges Grinsen auf Hollands Gesicht beschrieben werden konnte, als sie im Fahrstuhl zum Parkplatz hinunterfuhren. »Ist er nicht der Freund von Dr. Coburn?«
    »Sie kennt ihn, ja. Und sein Alibi ist theoretisch wasserdicht, ja.«
    Jeremy Bishop war der Arzt, der Alison Willetts bei ihrer Einlieferung in der Notaufnahme behandelt hatte.
    »Aber Alison wurde aus einem bestimmten Grund ins Royal London eingeliefert«, erklärte Thorne, als würde er mit einem Kind sprechen. »Ich möchte genau überprüfen, wann Bishop seinen Dienst angetreten hat und wann sie eingeliefert wurde.«
    Holland grinste weiterhin. Er wusste über Thornes Besuch am Queen Square Bescheid. Aber nicht, ob er Alison Willetts oder die behandelnde Ärztin besuchte. Er war sich sehr wohl bewusst, dass sich die Sache mit Bishop mit einem Anruf erledigen lassen könnte.
    Thorne fühlte sich nicht veranlasst, Holland gegenüber eine Erklärung abzugeben. Als sie im Erdgeschoss aus dem Fahrstuhl stiegen und zum Auto gingen, versuchte er, sich zu überzeugen, dass Bishops Freundschaft mit Anne Coburn, über die er mehr nachdachte, als er sollte, nicht der Hauptgrund war, warum er Bishop bezüglich der Ermittlungen so schnell wie möglich abhaken wollte.
     
    Während er sein spätes Frühstück verdrückte, dachte er darüber nach, wie müde Thorne um acht Uhr an diesem Morgen ausgesehen hatte, als er zur Arbeit gekommen war. Er hatte von dem schmierigen Schnellimbiss gegenüber beobachtet, wie Thorne sich einen Augenblick gegen sein Auto gelehnt hatte, bevor er schwerfällig zur Tür gestapft war. Es hatte ihn gefreut, dass Thorne an dem Fall arbeitete. Er hatte Thorne nicht als schwerfälligen Typ eingeschätzt. Thorne, so dachte er, war hartnäckig eigensinnig und fast schon zu clever. Dies waren Eigenschaften, die er benötigte. Alles in allem war Thorne perfekt. Aber es hatte ihm Sorgen gemacht, dass Thorne so fertig ausgesehen hatte. Er hoffte, dass die Müdigkeit nur physischer Natur und der Detective Inspector nicht ausgebrannt war. Sie hatten das Mädchen schnell gefunden. Er war beeindruckt. Deswegen hatte Thorne eine harte Nacht hinter sich. Er auch.
    Eins zu fünf. Von fünfundzwanzig auf zwanzig Prozent abgerutscht. Er hatte den notwendigen Telefonanruf erledigt und sich dann seiner Aufgabe gewidmet, aber innerhalb einer Minute war klar gewesen, dass sie ihn im Stich lassen würde. Diese betrunkene, dumme Ziege. Sein Herz war wegen der bevorstehenden eiligen Fahrt ins Krankenhaus, um die Nächste an die Geräte anschließen zu lassen, gerast, dann aber rasch wieder in seinen üblichen gleichmäßigen Takt verfallen. Ihr nutzloses, mit Cholesterin voll gepumptes Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen. Was für eine Gelegenheit er ihr geboten hatte! Aber sie hatte ihr trauriges, dummes kleines Leben verebben lassen. Oh, mit ziemlicher Sicherheit war er dabei beobachtet worden, wie er sich dieses Mädchens entledigt hatte. Es würde bereits
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