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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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fähig ist zu kommunizieren. Ich stimme zu, dass sie ihr Lid bewegt hat, aber ich habe nichts gesehen, was mich überzeugt, dass es gewollt war.«
    »Aber ich stehe damit doch nicht allein, Steve. Sie können mit dem Pflegepersonal sprechen. Ich bin sicher, sie ist bereit zu kommunizieren.«
    »Sie könnte bereit sein –«
    »Und fähig dazu. Ich habe es gesehen. Sie hat mir gezeigt, dass sie Schmerzen hat, dass sie müde war. Sie grüßt mich, Steve.«
    Clark öffnete die Tür. »Vielleicht fühlt sie sich nicht wohl unter diesem Druck, etwas vorführen zu müssen – wie im Theater.«
    Später, wenn sie sich beruhigt haben würde, würde sie merken, dass er einfach nur Anteilnahme zeigen wollte. Doch im Moment war sie wütend und frustriert – wegen sich selbst und wegen Alison. »Weder ist sie jemand, der anderen etwas vorführen will, noch hat das etwas mit Theater zu tun.«
     
    Als Holland mit dem offenen Rover in die ruhige, von Bäumen gesäumte Straße in Battersea einbog, überfuhr er die heimtückische Schwelle gerade so schnell, dass der Wagen mit der Unterseite aufsetzte und sein Chef auf rüde Weise geweckt wurde.
    »Jesus, Holland …«
    »Tut mir Leid, Sir …«
    »Ich weiß, dass es nur ein Dienstwagen ist, aber ich muss doch sehr bitten!«
    Die Sonne blendete, und Thorne spürte jede einzelne der achtundzwanzig Stunden, die er seit dem Aufwachen hinter sich gebracht hatte. Holland hielt sogar die Wagentür für ihn auf! Thorne spürte, dass er dies nicht so sehr aus Achtung vor seinem Vorgesetzten tat, sondern weil sich die fünfzehn Jahre Altersunterschied langsam bemerkbar machten.
    Jeremy Bishop wohnte in einem vornehmen dreistöckigen Haus mit einem kleinen, aber gepflegten Vorgarten. Vermutlich vier Schlafzimmer. Vermutlich geschmackvoll eingerichtet, dachte Thorne, und voll gestopft mit dem, was Immobilienmakler als »Stilmöbel« bezeichnen würden. Vermutlich läppische fünfhunderttausend Pfund wert. Und auf dem Parkplatz davor ein hübscher Volvo. Offenbar hatte Bishop zumindest keine Geldsorgen.
    Holland drückte auf die Klingel, während Thorne zu den Fenstern hinaufblickte. Die Vorhänge waren zugezogen. Nach ungefähr einer Minute wurde die Tür geöffnet. Nachdem sie sich vorgestellt hatten, wurden sie von dem verschlafen wirkenden Jeremy Bishop hereingebeten.
    Während Holland mit seinem Notizbuch bereitstand, ließ sich Thorne in einen Sessel fallen, sagte dankbar Ja zu einer Tasse Kaffee und zermarterte sich das Gehirn, warum ihm Jeremy Bishop so vertraut vorkam. Er war, wie Thorne vermutete, Mitte bis Ende vierzig und sah trotz der Bartstoppeln und der Ringe unter den Augen zehn Jahre jünger aus. Er war groß, mindestens einsachtundachtzig, und er erinnerte Thorne an Dr. Richard Kimble, der in Auf der Flucht von Harrison Ford gespielt wurde. Sein kurzes Haar war schon ziemlich grau, doch zusammen mit der schicken Brille diente es nur dazu, ihn »vornehm« aussehen zu lassen. Thorne war konsterniert – seine eigenen grauen Haare machten ihn einfach nur »alt«. Zweifellos spielte Bishop in der Fantasie der Schwesternschülerinnen regelmäßig eine große Rolle – »Aber Herr Doktor, hier im Desinfektionsraum?« Er dachte an Anne Coburn, versuchte aber, das Bild zu vermeiden, wie sie sich im Waschraum auszog. Waren Ärztinnen eigentlich nicht immer hässlich? Er erinnerte sich an die widerliche Krankenhausärztin, zu der er als Kind gezerrt worden war, ein altes Weib mit Männerhaarschnitt und Schnurrbart, die nach Käse gerochen und immer eine Craven A im Mundwinkel hängen hatte, wenn sie mit osteuropäischem Akzent unverständliches Zeug vor sich hin brummelte. Bei Jeremy Bishop bestand diesbezüglich keine Gefahr. Seine wohlklingende Stimme würde einen durchdrehenden Epileptiker in null Komma nichts beruhigen.
    »Ich nehme an, Sie kommen wegen Alison Willetts«, sagte er.
    Holland blickte zu Thorne, der an seinem Kaffee nippte. Sollte doch der Constable die Sache in die Hand nehmen.
    »Und warum nehmen Sie das an, Sir?«
    Thorne blickte Holland durch die Dampfwolke an, die seiner Kaffeetasse entstieg. Netter Anfang: Sarkasmus, Dominanz und ein Anflug von Aggression. Ermöglicht dem Gegenüber, sich gleich wohl zu fühlen.
    Bishop ließ das kalt. »Alison Willetts wurde überfallen und schwer verletzt. Ich habe sie behandelt, und man schickt doch keine Detective Inspectors vorbei, wenn man seine Strafzettel wegen Falschparkens nicht bezahlt hat.« Er lächelte Holland zu,

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