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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns
Autoren: Mark Billingham
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irgendeine Beschreibung geben. Vielleicht hatte man sogar das Auto gesehen. Umso besser.
    Er kaute auf seinem Toast und blickte aus dem Fenster quer über London. Der Nebel hob sich bereits, und es würde wieder herrliches Wetter geben. Helen war so leicht vorzubereiten gewesen wie die anderen. Leichter sogar. Er wurde dabei immer besser. Zuvor hatte es ein paar verheerende Versuche gegeben, doch jetzt ging er entspannter an die Sache ran.
    Christine und Madeleine waren am Anfang vorsichtig gewesen. Sie hatten ihn nur widerwillig eintreten lassen, doch sie waren einsame Frauen gewesen, und er war ein attraktiver Mann. Sie wollten reden. Und mehr. Und er war sehr überzeugend. Susan und Alison hatten ihn beinahe sofort hereingebeten und sich in Vergessenheit getrunken. Sprichwörtlich. Der Champagner war eine geniale Idee. Er hatte zuerst an eine Spritze gedacht, aber das wäre ein Chaos geworden, und er wollte keinen Kampf. Die Wartezeit war beim Champagner natürlich etwas länger, aber ihm gefiel es, wenn sie langsam wegsackten. Er genoss es schon im Voraus, wie dehnbar sie gleich sein würden. Die andere – er hatte nicht einmal Zeit gehabt, ihren Namen herauszufinden – hatte das Zeug förmlich hintergestürzt. Aber dann hatte er gehen müssen, weil er das mit der zeitlichen Abstimmung nicht auf die Reihe bekommen hatte. Aber er war sicher, dass sie nichts über den Vorfall erzählt hatte. Es wäre bestimmt schwer für sie gewesen, ihrem Mann, ihrem Freund oder ihrer Freundin zu erklären, warum sie so fertig war. Mit Sicherheit hätte sie nicht erwähnt, dass sie einen Fremden in die Wohnung gelassen hatte.
    Es war eine Erleichterung gewesen, mit Helen bei sich zu Hause zu arbeiten. Er hatte es gehasst, ihnen etwas vorzumachen und in diese trostlosen Wohnungen zu schleichen. Es war ihm zuwider gewesen, die Seifenstücke und Pillendosen in diesen kleinen, schmierigen Badezimmern zu lassen. Aufgerollte Strumpfhosen und Klopapier in der Toilettenschüssel. Er hasste es, sie anzufassen. Am Kopf. Auch durch die Handschuhe hindurch spürte er den Dreck und das Fett in ihren Haaren. Er hätte schwören können, dass er sogar spürte, wie sich etwas … bewegte. Doch nun konnte er in einer sauberen, bequemen Umgebung arbeiten. Jetzt wusste er, dass sie wussten, dass er wusste, dass …
    Er pfiff eine erfundene Melodie, während er versuchte wach zu bleiben. Thorne war nicht der Einzige, der die Anstrengungen spürte. Er brauchte noch einen Kaffee. Einen Augenblick lang schloss er die Augen und dachte an Alison. Sie hatte ihn nicht im Stich gelassen. Sie wollte leben. Er dachte darüber nach, sie noch einmal zu besuchen, doch vielleicht war das ein wenig riskant. Die Sicherheitsvorkehrungen im Krankenhaus waren ziemlich verschärft worden. Die Überschwemmung war eine geniale Idee gewesen, die er aber nur einmal umsetzen konnte. Langsam verschwammen seine Gedanken. Ja, er musste sich etwas anderes ausdenken, wenn er Alison ein zweites Mal besuchen wollte, ohne erwischt zu werden.
    Ohne auf Anne Coburn zu stoßen.
     
    »Haben Sie Schmerzen, Alison?« Dr. Anne Coburn und Steve Clark blickten aufmerksam in das blasse, friedliche Gesicht. Sie erhielten keine Reaktion. Anne versuchte es erneut. »Blinzeln Sie einmal für Ja, Alison.« Nach einem kurzen Moment bemerkten sie eine winzige Bewegung – ein angedeutetes Zucken um Alisons linkes Auge. Anne schaute hinüber zu dem Beschäftigungstherapeuten, der sich Notizen auf seinem Klemmbrett machte und ihr zunickte. Sie fuhr fort. »Ja, Sie haben Schmerzen? War das ein Ja, Alison?« Nichts. »Alison?« Steve Clark legte seinen Stift zur Seite. Alisons linkes Augenlid flatterte dreimal schnell hintereinander. »Gut, Alison.«
    »Vielleicht ist sie einfach nur müde, Anne. Ich bin sicher, dass Sie Recht haben. Es kommt nur darauf an, dass sie genügend Kontrolle über sich erhält.«
    Anne Coburn arbeitete oft mit Steve Clark zusammen, ein hervorragender Therapeut und netter Mann, aber er konnte nicht besonders gut lügen. Er war ganz und gar nicht überzeugt. Aber Anne Coburn war es. »Ich komme mir vor wie jemand, der den Fernsehmonteur geholt hat, und dann ist nichts kaputt, nur andersrum … oh, Mist, Sie wissen, was ich meine, Steve.«
    »Ich glaube einfach, dass Sie etwas zu voreilig sind.«
    »Ich folge nur zuverlässigen Richtlinien, Steve. Das Elektroenzephalogramm zeigt normale Gehirnaktivität.«
    »Niemand bestreitet das, aber das heißt doch nicht, dass sie
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