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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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genug Kleingeld zum Einwerfen, damit die Messgeräte weiterlaufen können. Ich will nicht plötzlich mitten in der Nacht abkratzen, nur weil jemand keine Fünfzigpencemünze hatte.
    Ich weiß, dass das nicht Annes Fehler ist und dass man nur über diese Dinge nachdenkt, wenn man selbst betroffen ist. Trotzdem …
    Ich war ziemlich froh über mich selbst, als es zu der Sache mit dem Alphabet kam. Wir brauchen nur eine Möglichkeit zu finden, dass ich Anne sagen kann, sie soll bei den Buchstaben rückwärts statt vorwärts gehen. Sonst wird es uferlos. Ich bin sicher, sie wird das schaffen.
    Der Arzt, den sie dabei hatte, war ein gescheites Kerlchen, dass er gemerkt hat, dass ich zu früh geblinzelt habe. Ich musste einfach loslegen. Hätte ich gewartet und wäre dann nicht in der Lage gewesen, rechtzeitig zu blinzeln, sodass ich den Buchstaben verfehlt hätte, den ich wollte, wäre die ganze Sache versaut gewesen. Dann hätte ich wahrscheinlich das tschechische Wort für Chemiker buchstabiert.
    Ich glaube, ich sollte diesem Arzt dankbar sein, wenn er derjenige war, der mir bei der Einlieferung den Kopf wieder zurechtgerückt hat. Ich erinnere mich, wie er zu mir heruntergeblickt und gesagt hat, ich solle aufwachen, aber ich bin einfach wieder weggedriftet. Davor erinnere ich mich nur an Bruchstücke. Bruchstücke einer Stimme. Nicht an die Worte. Noch nicht. Nur den Klang. Sanft und freundlich wie die von Dr. Bishop.
    Mein Gott, und ich habe mir Sorgen gemacht, dass ich von meinem Mobiltelefon Krebs kriegen könnte!

Zehn
    In Clapham Junction stieg Thorne aus. Er verließ den Bahnhof, schaute in sein Adressbuch und ging den Lavender Hill hinauf. Sein Ziel war nur zehn Minuten Fußmarsch entfernt. Nach fünf war er schon ziemlich geschafft. Dass er den Aktenkoffer tragen musste, machte die Sache auch nicht besser.
    Nicht, dass etwas darin gewesen wäre.
    Er hatte an diesem Morgen genau eine Stunde im Beck House verbracht und nicht zugehört, als Brigstocke ihn über allerlei Fälle von Vergewaltigung und schwerer Erpressung informiert hatte. Er hatte sich die Adresse eines Wachmanns aufgeschrieben, der befragt werden musste, und war auf direktem Weg zum Bahnhof von Hendon gegangen. Er musste irgendwie genug Zeit für die Befragung finden, bevor er zum Queen Square fuhr. Nun, heute würde er jedenfalls einiges von London zu sehen bekommen.
    Diesen Teil der Stadt kannte er nicht besonders gut, aber man musste schon blind sein, um nicht zu sehen, dass es eine wohlhabende Gegend war. Schicke Bars an jeder Ecke, Feinkostläden, Restaurants und natürlich jede Menge Immobilienmakler. Aus Neugier blieb er kurz vor einem der Schaufenster stehen. Eine schmierig aussehende Kreatur mit schlechter Haut und spitz zulaufendem Haaransatz lächelte ihm hinter einem PC-Bildschirm entgegen. Thorne blickte zur Seite und las ein paar Einzelheiten auf einer sich drehenden Anzeige im Fenster. Kentish Town war nicht billig, aber dort hätte er sich mindestens ein Zweizimmerhäuschen mit Garten für den Preis kaufen können, den eine Nasszelle im grünen Battersea kostete .
    Als er wieder zu Atem gekommen war, ging er weiter den Hügel hinauf. Er keuchte bereits wieder, als sein Mobiltelefon klingelte. Das Quieken war unverwechselbar.
    »Hier ist Bethell, Mr. Thorne.«
    »Ich weiß. Sind sie fertig?«
    »Oh … Sie haben mich wohl an der Stimme erkannt, was?« Bethell lachte.
    Thorne musste das Telefon ein Stück vom Ohr weghalten. Wahrscheinlich rannten schon sämtliche Hunde des Viertels auf ihn zu.
    »Hat’s geklappt, Kodak?«
    »Hätte besser laufen können.«
    Dämlicher Idiot. Thorne hätte sich seinen Fotoapparat schnappen und die Fotos selber machen sollen.
    »Hör mal, Bethell …«
    »Keine Sorge, Mr. Thorne, ich habe die Fotos. Und richtig gute. Er stand im Türrahmen und hat sich über eine Blumenampel aufgeregt. Was macht der Kerl eigentlich? Ist er Geschäftsmann oder so?«
    »Warum hätte es besser laufen können?« Bethell antwortete nicht. »Es hätte besser laufen können, hast du gesagt.«
    Er hörte, wie Bethell einen langen Zug von seiner Zigarette nahm.
    »Es war folgendermaßen: Nachdem er wieder reingegangen ist, taucht da dieser andere Kerl auf, und als er aus dem Wagen steigt, dreht er sich um und, ich weiß nicht, vielleicht hat sich die Sonne in der Linse gespiegelt oder so was, aber er hat mich jedenfalls gesehen.«
    »Wie sah er aus?«
    »Ich weiß nicht – groß, Anfang zwanzig, nehme ich an. So ein

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