Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
wieder zurückkommt. Ich erwarte nicht, dass sie alle neunzig Sekunden hier reingefegt kommen, um die Seite umzublättern, aber es muss doch irgendwie möglich sein, was zu ändern.
    Ich kann für nichts bezahlen, und ich habe keine Familie, die bezahlen oder von irgendwoher Geld auftreiben kann, aber trotzdem …
    Alles nur halbe Sachen.
    Halbe Sachen für einen halben Menschen.

Sechzehn
    Thorne und Anne Coburn hatten den größten Teil des Tages miteinander im Bett verbracht. Er war nur einmal für etwa eine halbe Stunde aufgestanden. Gerade lange genug, um ein paar Toasts zu machen, ›American Recordings« von Johnny Cash aufzulegen und die Zeitungen zu holen. The Observer für sie (er las den Sportteil), The Minor und Screws für ihn (sie las die Beilagen).
    Einige Stunden zuvor war er allein mit dem Bild von Jeremy Bishop aufgewacht, der auf ihn heruntergeblickt hatte. Das Bild hatte sich zu einer Negativaufnahme gewandelt, wenn er die Augen schloss, als hätte er zu lange in eine Glühbirne geschaut.
    Er hatte die Augen offen gelassen und ein paar Dinge nachgeholt. Das Telefon lag auf dem kleinen Schränkchen neben dem Bett, und er hatte sich ein paar Kissen hinter den Rücken geschoben. Ein äußerst bequemes Büro. Das Telefonat mit seinem Vater war überraschend angenehm gewesen. Jim Thorne hasste Sonntage, und seine jähzornigen Kommentare über alles und jeden, vom Gartencenter bis zu den »Gottesbrüdern«, hatten Thorne mehrmals laut auflachen lassen. Sie hatten vereinbart, in der kommenden Woche an einem Abend gemeinsam auszugehen.
    Thorne hatte sich mit Phil Hendricks verabredet, wovon er sich aber wenig Erfreuliches versprach. Phil war extrem kurz angebunden gewesen. Thorne war sich ziemlich sicher, dass das Treffen nichts mit den Eintrittskarten für Spurs gegen Arsenal zu tun hatte.
    Dann hatte er Anne angerufen.
    Sie hatte gerade mit Rachel beim Frühstück gesessen. Die beiden hatten vor, den Tag miteinander zu verbringen, und sie sagte Thorne, sie werde zurückrufen. Eine Viertelstunde später war sie schon auf dem Weg zu ihm. Rachel schien über die Änderung des Plans nicht besonders enttäuscht zu sein, und in dem Moment, als sie mit ihrem Mobiltelefon zurück ins Bett stieg, stieg ihre Mutter mit Tom Thorne ins Bett.
    Nachdem sie die versäumte Zeit nachgeholt hatten, hatten sie eine Weile vor sich hin gedöst, doch jetzt lagen sie, umgeben von Zeitungen, in dem mit Krümeln übersäten Bett, das nach Sex roch. Dann fing Thorne an zu reden.
    Das Gespräch verlief so ganz anders als das, das sie vor fast einem Monat geführt hatten, an dem Abend, als Thorne bei ihr zum Abendessen gewesen war; an dem Abend, als er überfallen und in seiner eigenen Wohnung mit Midazolam voll gepumpt worden war. Und natürlich hatte es zumindest von seiner Seite aus eine Menge Lügen gegeben. Es hatte die Lügen gegeben, die das Flirten mit sich bringt, und diejenigen, die sich hinter den Fragen nach Jeremy Bishop versteckt hatten.
    Es gab so viel, was er ihr nicht erzählt hatte. So viele Lügen durch Auslassung.
    Jetzt redeten sie unbeschwert und ehrlich miteinander. Sie sprachen über David, Rachel und Jan. Scheidungen mit Kindern kontra ohne Kinder. Über ihre Zeugnisse beim Klavierunterricht, die Arbeit, die sie in ihr Haus gesteckt hatte, und die Tennispokale, die sie gewonnen hatte, bevor sie auf die Universität gegangen war. Darüber, wie sehr er Vollkornbrot hasste und was für ein brauchbarer Fußballer er gewesen war, bis er an Gewicht zugelegt hatte.
    Darüber, wie oft sie Leben gerettet und wie oft er die Waffe abgefeuert hatte.
    Sie redeten darüber, wie herzlich wenig sie zusammenpassten, und sie lachten und liebten sich erneut.
    Ein paar Stunden lang an diesem feuchten Sonntagnachmittag Ende September schien es, als gäbe es den Fall nicht, der ihr Leben verändert hatte – der ihr Leben und das von anderen beeinflussen würde, solange er nicht abgeschlossen war.
    Dann griff eine Frau in Edinburgh zum Telefon und veränderte alles.
     
    Früher hatte er seine Sonntage genossen. Sie waren ein wesentlicher Bestandteil des Prozesses gewesen. Es waren die Tage gewesen, an denen er einige seiner ersten Mädchen ausgewählt hatte. Er hatte Christine an einem Sonntag beobachtet – sie war von Freunden umgeben. Und Susan – allein zu Hause, im Fernsehen ein alter Film. Selbst nachdem er aufgehört hatte, in anderen Häusern zu arbeiten, war der Sonntag noch immer ein Tag, um Bestandsaufnahme zu

Weitere Kostenlose Bücher