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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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machen. Um zu planen.
    Heute gefiel ihm nicht, was er sah. Es ging alles den Bach runter. Er spürte, wie er gefährlich auf eine Depression zusteuerte, von der er wusste, dass sie ihn lähmen würde, falls er sich von ihr packen ließ.
    Die Tage nach Helen waren hart gewesen, aber er hatte Licht am Ende des Tunnels gesehen. Das Wissen, dass der Erfolg möglich war. Dass er die Fähigkeit zum Erfolg hatte.
    Und die Tage nach Alison. Ein Glücksgefühl, wie er es vorher und nachher nicht gehabt hatte.
    Heute sah er vor sich kein Licht. Der Zweifel hielt ihn in seinen Klauen und presste Freude und Hoffnung aus ihm heraus.
    Es war natürlich mehr als nur sein eigenes Versagen. Auch Thorne versagte, oder zumindest war es ihm nicht gestattet, Erfolg zu haben.
    Ohne Thorne machte alles keinen Sinn.
    Die Nachrichten, die Gerüchte, die Worte waren eindeutig gewesen – er hatte es ihnen doch so leicht gemacht, und sie hatten alles versaut. Sie hatten alle Markierungen übersehen, die er so umsichtig auf ihrem Weg zurückgelassen hatte.
    Er setzte sich und starrte auf die glatte weiße Wand. Was auch immer passieren würde, Alison war ihm gewiss. Sie würde immer ein Zeugnis für ihn und seine Arbeit sein. Der andere Teil, die andere Hälfte, klappte vielleicht nicht so wie geplant, aber das war nicht sein Fehler. Dies war das Ergebnis der anderen, die sich einmischten. Es gab Möglichkeiten, dass er von sich aus ähnliche Resultate erzielte.
    Die Bestrafung würde nicht zum Verbrechen passen, aber er würde dennoch dafür sorgen, dass sie vollstreckt wurde.
    Es war noch nicht vorbei, doch er begann der Sache bereits überdrüssig zu werden.
    Vor zwölf Tagen war er fröhlich gewesen und hatte sich unbesiegbar gefühlt, als Margaret Byrnes Körper dort ausgekühlt war, wo er ihn hatte liegen lassen, und als sein Wagen mühelos hinter dem Nachtbus hergefahren war, in dem Leonie Holden saß. Heute war er sich nicht sicher, ob er sich überhaupt durch die Tür schleppen konnte.
    Auch wenn er es später auf jeden Fall tun musste.
     
    Sie lachten über seinen Musikgeschmack. Es lief »Delia’s Gone«, in dem erzählt wurde, wie Johnny Cash seine Freundin an einen Stuhl fesselte und mehrmals auf sie schoss, weil sie »teuflisch« war. Thorne hatte damit kein Problem …
    Dann klingelte das Telefon. »Tom? Hier ist Sally Byrne.«
    Thorne lachte. »Hallo, Sally. Elvis geht es gut. Er stellt die Wohnung auf den Kopf, aber das ist schon in Ordnung.«
    Anne, der die Katze noch nicht über den Weg gelaufen war, warf ihm von der anderen Seite des Bettes einen seltsamen Blick zu. Er grinste über die Schulter zurück und schüttelte den Kopf. Keine Sorge. Sie griff nach der Zeitung und begann zu lesen.
    »Eigentlich rufe ich nicht wegen der Katze an, Tom.«
    Thorne setzte sich langsam auf. Er spürte ein winziges Kitzeln, ein Brennen, eine Erregung, die sich zwischen seinen Schulterblättern aufbaute. »Ich höre, Sally.«
    »Es ist ein bisschen komisch, und vielleicht hätte ich mit diesem irischen Polizisten darüber reden sollen. Wie hieß er noch mal?«
    » Tughan .« Sprich weiter.
    »Nun, ich bin die Sachen meiner Mutter durchgegangen, Sie wissen schon, das Zeug aussortieren für die Wohlfahrtsvereine und so. Und unter ihrem Schmuck habe ich einen Männerring gefunden.«
    Thorne war bereits aus dem Bett geschlüpft und auf dem Weg ins Wohnzimmer, während er versuchte, sich den Bademantel anzuziehen.
    »Tom?«
    »Entschuldigung. Um welchen Schmuck geht es?«
    »Nun, das Zeug, das sie mitgenommen haben. Die Leute, die den Tatort untersucht haben. Nach der Beerdigung habe ich alles zurückbekommen, weil man es wohl nicht mehr brauchte. Ich weiß nicht, wo sie diesen Ring gefunden haben. Auf dem Boden bei den anderen Sachen, nehme ich an, und offenbar dachten sie, er gehöre meiner Mutter. Aber das tut er nicht.«
    »Es ist eindeutig ein Männerring?«
    »Eindeutig. Er ist aus Gold, wie ein Ehering.«
    »Nicht von Ihrem Vater?«
    »Machen Sie Witze? Dieser Mistkerl hätte nie einen Ehering getragen. Das hätte seine Chancen zunichte gemacht, andere Frauen flachzulegen.«
    Thorne konnte sich kaum noch auf das konzentrieren, was Sally Byrne sagte. Ein Lied drang in seinen Kopf und füllte sein Gehirn aus. Traurig und beklemmend. Er konnte sich nicht erinnern, wie es hieß. Irgendetwas Deutsches. Aber er erinnerte sich, wo er es gehört hatte. Und er erinnerte sich an einen Rhythmus, der von einem Ehering auf einen Schaltknüppel

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