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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gingen. Noch eine Woche leichter Lektüre.
    Er ließ Lickwood gewähren.
    »Ohne einen Namen war das Zeitverschwendung. Die Firma ist nicht klein. Wir fragten herum, verschafften uns einen Eindruck, sahen uns ein paar Leute an, doch wir fragten nicht, ob irgendjemand hier eine Frau belästigt hatte, die gerade ermordet aufgefunden worden war. Mehr war nicht drin.«
    Thorne fiel es schwer, auch nur einen Anschein von Respekt für den Dienstgrad dieses Mannes zu wahren. »Wie sah die Firmenpolitik aus? Gab es Intrigen? Es gibt immer Klatsch. Konnten Sie darüber etwas in Erfahrung bringen?«
    Lickwood lehnte sich erneut auf seinem Stuhl zurück, so gewagt diesmal, dass er jeden Augenblick nach hinten umzukippen drohte. »Genau das war das Problem, Kumpel. Wir hatten sie bereits gefunden, nicht wahr? Mausetot, hundert Meter von der Wood Green High Road entfernt. Soweit wir das beurteilen konnten, drehte sich die Gerüchteküche natürlich um Jane Lovell …«
     
    Dave Holland ging selten ins Kino. Er und Sophie liehen sich lieber ein Video aus, und manchmal fragte er sich, ob er nicht etwas versäumte. Ein Blick auf die schmuddligen, mit einem versifften, klebrigen Teppich ausgekleideten Innenräume des Odeon in Wood Green machte ihm klar, dass er mit Blockbuster, seinem Videoverleih, besser fuhr.
    Michael Murrell war ein hoch gewachsener, unnatürlich hagerer Schwarzer Ende dreißig, der hüstelte, um sich bemerkbar zu machen, nicht vorhandene Flusen von seinem Jackenkragen fegte und Holland kurz angebunden erklärte, er könne höchstens fünf Minuten für ihn erübrigen. Diese Zeit war mehr als ausreichend für Holland, um zu erkennen, dass sein Job als Geschäftsführer so ziemlich alles war, was dieser Mann für sich ins Feld führen konnte. Was ihm an menschlicher Wärme fehlte, machte er mit seiner Effektivität und einem unerreichten Wissen über den Verkauf von Popcorn wett. Er hätte ihm zweifelsohne genau auseinander setzen können, wie viele Eimer süßes oder gesalzenes Popcorn im letzten Kalendermonat verkauft worden waren und ob Männer oder Frauen mehr Käse-Nachos vertilgten. Zwar war Holland nicht gerade hingerissen von seinem Charme, aber er war erleichtert. Was immer die Ursache sein mochte für Mr. Murrells merkwürdige Hingabe an seine Arbeit, sie machte ihn vermutlich zu einem verlässlichen Zeugen. Er konnte sich noch immer ausgezeichnet an den Mann erinnern – oder er behauptete es zumindest –, den er vor fünf Monaten vor dem Kino hatte herumlungern sehen.
    »Pearl Harbour mit Ben Affleck und Kate Beckinsale. Die Vorführung begann um zwanzig nach acht, der Hauptfilm um acht Uhr fünfunddreißig, und das Publikum verließ den Saal ab zwanzig nach zehn. Ich habe ein gutes Gedächtnis, Detective Constable, ich seh noch immer sein Gesicht vor mir.« Murrell sprach unaufgeregt, nüchtern über den Abend und musterte Holland dabei durch die übergroßen Gläser seiner Brille. »Sehen Sie, was mir nicht aus dem Kopf geht, ist die Tatsache, dass er weder irgendwie verschlagen noch verdächtig aussah … sondern eher verängstigt.«
     
    Sarah McEvoy mochte rauchen, als ginge es um England, doch neben Lyn Gibson wirkte sie wie ein Waisenknabe.
    Diese arbeitete für eine kleine Public-Relations-Firma in Putney, in einem Gebäude, in dem Rauchen strengstens untersagt war. Sie standen kaum zwanzig Minuten auf dem Parkplatz und froren sich den Arsch ab, und schon häuften sich die Zigarettenkippen zu ihren Füßen.
    Die von Lyn Gibson waren leicht zu erkennen. Sie waren voll knallroter Lippenstiftspuren. Alle vier.
    Dass ihr Mund anderweitig beschäftigt war, war nur ein Grund, warum sie zunächst nicht viel über den Tod ihrer Freundin erzählte. Offensichtlich fiel es ihr immer noch schwer, sich darüber auszulassen. McEvoy ließ ihr Zeit. Fünf Monate waren eine lange Zeitspanne in der Mordkommission.
     
    Für die Freunde und Verwandten der Toten waren fünf Monate nur ein Augenblick.
    »Jane war keine Heilige, verstehen Sie. Aber sie war nicht boshaft, nicht im Geringsten.« Wenn Lyn redete, redete sie langsam, gab eine Reihe unzusammenhängender Feststellungen von sich, als suche sie Trost in diesem Katalog von Wahrheiten, in dieser soliden Charakteranalyse ihrer toten Freundin.
    »Sie lachte ständig. Zumindest, wenn ich dabei war. Ich weiß, dass sie sich gelegentlich ihren Frust von der Seele heulte, wenn sie allein war…«
    Erst als McEvoy Jane Lovells Job erwähnte, wurde Lyn Gibson

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