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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Bett kommen?«
    Er trottete zum zweiten Bett, schüttelte das Fleisch von Ian Welchs Knochen. Und die ganze Zeit über waren sie ihm scheißegal. Diese Toten. Diese leblosen Haufen …
    An Howard Southerns Bett zögerte Thorne und sah zu, wie das Bett zu vibrieren begann, als etwas laut am Boden vorbeibrauste. Ein Schatten flog über die riesigen Fenster, und Thorne blickte auf. Er beobachtete die Bewegung, vor und zurück, bis ihn der Geruch traf.
    Lachend sah er zurück zu den Betten, sah, was aus den Leichen geworden war. Was sie die ganze Zeit über eigentlich gewesen waren. Thorne musste davon ausgehen, dass jede von ihnen fachmännisch auf die Bettmitte geschissen worden war. Von der Leiche, die über ihnen an einem Seil baumelte.
    Kaum war Thorne aufgewacht, entglitt ihm der Traum, wurden die Bilder in die Dunkelheit zurückgesaugt, bis nur noch die dazugehörigen Gefühle übrig waren. Verachtung, Wut und Scham.
    Es war kurz nach halb drei in der Früh.
    Als die Gefühle verblassten, blieb nur noch der Gedanke an diese Frau, deren Beschmutzung und Tod vor langer Zeit das alles ausgelöst zu haben schien. Jetzt bewegte sie sich so sicher durch diesen Fall, als wäre sie leibhaftig, und Thorne war bereit, sie zu umarmen.
    Sie war beinahe dreißig Jahre tot, und tot war auch ihr Mörder, aber darum ging es nicht.
    Mit Jane Foley hatte Thorne endlich ein Opfer gefunden, dessen er sich erbarmen konnte.

Neunzehntes Kapitel
    Es war Montagmorgen. Auf den Tag genau sieben Wochen, seit die Leiche von Douglas Remfry gefunden worden war. Mehr als fünfundzwanzig Jahre, seitdem Jane Foley vergewaltigt und in Folge totgeschlagen wurde. Noch immer versuchte Thorne, die Verbindung zwischen den beiden Morden zu klären. Er hoffte, dass die Frau, der er gegenübersaß, ihm dabei helfen konnte …
    Trotz seines etwas problematischen Rufs und der schlappen alten Witze über den IQ und die sexuellen Gewohnheiten seiner weiblichen Bevölkerung war Essex voller Überraschungen. Als die älteste beurkundete Stadt und Hauptstadt des römischen Britanniens hatte Colchester mehr an Geschichte zu bieten als die meisten Orte. Womit Thorne dennoch nicht gerechnet hatte, war das öffentliche Gebäude mitten in der Stadt, das wie ein kleines imposantes Palais inmitten eines Parks wirkte.
    Das für Adoptionen und Pflegeelternschaft zuständige Amt war etwas heruntergekommen, aber nichtsdestotrotz eine Überraschung. Thorne hatte gedacht, sämtliche alten Palais der Gegend wären längst fest in der Hand von Fußballstars oder bewaffneten Bankräubern. Die Verblüffung stand ihm offensichtlich ins Gesicht geschrieben, als er und Holland von der Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit in ein großes, rundum eichenvertäfeltes Büro mit schweren Holzbalken geführt wurden.
    »Das hier war ursprünglich das Kutscherhaus. Ich weiß, es sieht nett aus, aber glauben Sie mir, es ist entsetzlich, hier zu arbeiten …« Joanne Lesser war eine fast schon hellhäutige Schwarze Mitte dreißig, groß und – wie Thorne fand – etwas zu dünn. Die Haare trug sie geglättet, und ihre breiten Brauen umrahmten ein Gesicht, das streng wirkte, bis sie das erste Mal ein breites Lächeln zeigte. Dann war es leicht, sich vorzustellen, wie sie sich unwillkürlich über einen dreckigen Witz amüsierte oder auf der Weihnachtsfeier einen Schwips hatte.
    »Der ganze Krempel ist praktisch am Zusammenbrechen«, erklärte sie. »Wir müssen darauf achten, den Boden nicht zu sehr zu belasten. Aktenschränke dürfen nur an bestimmten Wänden aufgestellt werden, und eine ebene Fläche gibt es hier nicht. Wenn man nicht aufpasst, rollt der Bürostuhl auf die andere Seite des Büros
    Thorne und Holland lächelten höflich, unsicher, ob sie bereits fertig war. Nach ein paar Sekunden zuckte sie mit den Schultern und hob eine Augenbraue, als Zeichen, dass sie wartete.
    Das einzige Geräusch in dem Zimmer kam von einem lauten Metallventilator, der selbst aussah wie eine Antiquität. Am anderen Ende des Schreibtisches war eine ganze Armee von Comicfiguren, Actionfiguren und Kuscheltieren auf einem schmuddeligen beigen Computer aufgereiht.
    »Sie sprachen am Telefon mit Detective Inspector Brigstocke«, sagte Thorne. Er hob ein wenig die Stimme, um den Krach des Ventilators zu übertönen. »Mark und Sarah Foley?«
    Lesser zog ein Blatt Papier zu sich heran und las es.
    »1976«, fügte Holland hinzu, um die Sache zu beschleunigen.
    »Also, ich nehme an, Sie dachten, das wäre eine

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