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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Thorne die Poster an der Wand, während Holland sich Lessers Telefonnummer geben ließ und ihr eine Karte reichte. Vor allem eines fesselte seine Aufmerksamkeit: ein Mädchen und ein Junge, Hand in Hand, die mit feuchten, großen Augen bittend in die Kamera schauten. Sie waren weitaus jünger, als Mark und Sarah Foley gewesen waren, beinahe noch Kleinkinder, und sie waren bestimmt von einer Agentur. Dennoch hielten ihre Gesichter Thornes Aufmerksamkeit gefangen …
    Er spannte sich leicht an, als Lesser ihn am Arm berührte.
    »Doch irgendwie merkwürdig«, sagte sie, »die Vorstellung, dass Menschen einfach so durch das Netz schlüpfen können, oder?«
    Thorne nickte und dachte, dass es selbst beim Durchs-Netz-Schlüpfen gewaltige Unterschiede gab.
     
    Bei der Fahrt durch das Stadtzentrum redete Holland über Joanne Lesser. Er zog darüber her, dass manche Frauen aussähen, als könnten sie kein Wässerchen trüben, nach Hause gingen, sich in die Badewanne legten, in der einen Hand einen Gruselkrimi, mit der anderen …
    Thorne war in Gedanken woanders. Er fühlte sich, als hätte man ihm Beton in die Ohren gefüllt. Die Gedanken taumelten ihm durch den Kopf, schwerfällig und quälend, während sein Gesicht ihn, wie immer, verriet.
    »Wie sie sagte, es ist eine ziemliche Wegstrecke«, bemerkte Holland. »Wahrscheinlich Zeitverschwendung. Wir finden sie woanders …«
    Thorne brummte. Holland hatte Recht. Trotzdem hatte er eigentlich mehr erwartet.
    Holland fuhr Richtung Autobahn, entlang der römischen Mauer. Hier, bei St. Mary of the Wall, hieß es, sei während des englischen Bürgerkriegs eine riesige Kanone der Royalisten namens Humpty Dumpty heruntergefallen, die später durch den berühmten Kinderreim unsterblich wurde. Sie kamen an dem alten Stadttor vorbei, durch das Claudius, der Imperator, einst auf dem Rücken eines Elefanten nach Colchester geritten war. Thorne fand es merkwürdig, dass zweitausend Jahre später die viel jüngere Geschichte gewöhnlicher Menschen so schwer greifbar war.
    »Ich wette, dass Miss Marple sich bereits durch ihre abgelegten Akten wühlt«, sagte Holland. Er lachte, und Thorne brachte etwas zustande, das man als Lächeln hätte interpretieren können, wenn er unter einer halbseitigen Gesichtslähmung gelitten hätte. »Was denken Sie?«
    Thorne dachte, dass er Recht gehabt hatte mit seinem Gefühl, Spuren zu verfolgen. Diese hier hatte solide geklungen, aber sie führte sie nirgendwohin und verschwand in rasendem Tempo in der Ferne. Thorne blieb nichts anderes übrig, als ihr nachzusehen.
     
    Die Scheibe Weißbrot in Peter Foleys Hand war dunkel von seinen zeitungspapiergeschwärzten Fingern. Er betrachtete seine Hände. Unter den Fingernägeln war noch immer Öl von heute Vormittag, als er an seinem Motorrad herumgebastelt hatte. Er strich mit dem Brot den Rest der Soße zusammen und griff anschließend nach der Teetasse, lehnte sich gegen die rote Plastikbank. Er schaute hinaus aus dem Caféfenster und sah den Autos zu, die vorbeifuhren. Dachte nach über seine Familie. Die Toten und die Verschwundenen.
    Hing rum …
    Das hatte er diesen Ärschen erzählt, als sie ihn gefragt hatten, was er damals gemacht hatte, als es passierte. Eigentlich hatte er seither nichts anderes gemacht. Einen Job länger zu behalten hatte sich als schwierig erwiesen. Als er sich wieder fing, hatte er einen Hang entwickelt, Dinge falsch zu verstehen, dumme Bemerkungen oder einen schrägen Blick übel zu nehmen. Er war sich nicht sicher, ob das mit den damaligen Ereignissen zusammenhing. Vielleicht wäre er so oder so ein lahmarschiger Versager geworden, der ab und zu gern kräftig hinlangte. Scheiß drauf, es war in Ordnung, etwas die Schuld dafür geben zu können.
    Jemandem die Schuld dafür geben zu können.
    Er hätte aus der Gegend wegziehen sollen. Es gab immer einen alten Tattergreis mit einer Meinung. Oder zwei jugendliche Mums, die miteinander tuschelten und ihre Kinder abschirmten. Irgendein Arschloch mischte sich immer ein, nur zu bereit, jeder Frau, die ihm nahe kam, von seiner glücklichen Familie zu erzählen. Die Leute hatten ein gutes Gedächtnis. Allerdings nicht ein so gutes wie er …
    Er konnte sich noch genau an einen Streit mit Den erinnern, ein paar Tage, bevor es passierte. Er hatte vorbeikommen wollen, hatte Den gefragt, warum sich Jane seit einiger Zeit nirgends mehr blicken lasse, ob alles in Ordnung sei. Den war durchgedreht und hatte ihm erklärt, er solle sich um

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