Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
hinauflief.
    Soho war selbst zu den besten Zeiten schwer einzuordnen, und das war wahrscheinlich seit Jahren der Grund für die Probleme dieses Viertels. Herrschte hier nun die Boheme oder der Mief? Hatte es Charakter oder war es nur versifft? Sicher, heutzutage traf das alles auf Soho zu, und das war gut so. Aber bis dahin war es nicht leicht gewesen. Nach vierzig Jahren galten die Gangster nun als schick, die Soho in den Fünfziger- und Sechzigerjahren regierten. Dank der Flut britischer Gangsterfilme waren Billy Hill, Jack Spot und ihre Jungs mit ihren zurückfrisierten öligen Haaren und ihren scharfen Anzügen nun offizielle Ikonen. So sexy diese Männer und ihre Nachfolger in den Siebzigerjahren im Nachhinein auch erscheinen mochten, die Vertreibung der ursprünglichen Bewohner des Viertels und das Erlahmen des pulsierenden Lebens waren ihr Werk gewesen.
    Hauptsächlich war es den schwulen Bewohnern zu verdanken, dass Sohos Herz wieder angefangen hatte zu schlagen. Jetzt gehörte es zu den wenigen Vierteln im Zentrum der City, in dem es ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl gab; ein Gefühl, das der grauenvolle Bombenanschlag im Admiral Duncan Pub vor ein paar Jahren nur verstärkt hatte. Obwohl sich Thorne bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen Phil Hendricks ihn auf einen Drink mit hierher genommen hatte, nicht absolut wohl in seiner Haut gefühlt hatte, konnte er nicht bestreiten, dass hier eine angenehme Atmosphäre herrschte.
    Thorne lief an der Greek Street vorbei, an der Frith Street, am Prince Edward Theatre und an der Markise des Ronnie Scott. Vor den Cafés saß das Jungvolk, genoss das schöne Wetter und die Gelegenheit, den durchtrainierten Körper vorzuführen. Soho war noch immer ein großartiger Ort, um auszugehen, aber für jede Bar Italia gab es ein Starbucks oder ein Costa Coffee, für jeden familienbetriebenen Deli zwei Filialen von Pret A Manger …
    Thorne spürte plötzlich, wie hungrig er war, und ihm dämmerte, dass er ein Problem hatte. Die Zeit war zu knapp, um sich ein zweites Frühstück reinzuziehen, doch je länger er mit dem Essen wartete, desto größer war die Gefahr, sich das Abendessen zu ruinieren, und darauf freute er sich nun wirklich …
    »Warum nicht?«, hatte Eve gesagt, als er sie anrief. »Wir waren bereits miteinander frühstücken und haben Tee getrunken …«
    An der Ecke zur Dean Street befand sich ein Fetischladen. Thorne blieb stehen und betrachtete die ins Auge stechende Auslage. Eine Schaufensterpuppe in einem Latexanzug, mit einem stachligen Hundehalsband und einer Gasmaske vor dem Gesicht. Die Fotos von Jane Foley fielen ihm ein, der Grund, warum er hierher gekommen war.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Er war spät dran …
    »Haben Sie sich das Foto wirklich angesehen?«, hatte Bethell ihn am Telefon gefragt.
    »Was?«
    Bethell hatte sich ausgesprochen selbstzufrieden angehört. »Genau angesehen, mein ich …«
    Thorne war nicht in bester Stimmung. »Ich bin müde, und ich habe einen miesen Tag hinter mir. Also schieß bitte schon los, ja?«
    »Wirklich richtig genau studiert, Mr. Thorne. In einem Ihrer Labors. Es vergrößert mit diesen Wundermaschinen, die Sie haben, auf Pixelgröße reduziert …«
    »Das ist die Londoner Polizei, Kodak. Ich hab nicht mal ein Büro für mich allein …«
    »Ich hab zu Hause eine ganz nette Ausrüstung, brauch ich für meine Airbrush-Sachen, verstehen Sie? Damit hab ich mir das hier angesehen, und Bingo!«
    »Was …?«
    »Das Foto ist vor einem weißen Hintergrund aufgenommen, ja? Einem Rollenhintergrund, das übliche Zeug. Und da ist ein kleiner Fleck in der rechten unteren Ecke, sieht aus wie ein Schmutzstreifen, erinnern Sie sich?«
    »Nein …«
    Thorne bog rechts in die Brewer Street ab. Nirgends in Soho konnte man Schick und Mief so nah nebeneinander sehen wie hier. Die Peepshow Tür an Tür mit der Sushi-Bar. Eine Praxis, die Shiatsu-Massage anbot, gegenüber einem Laden, der sich auf eine weitaus intimere Massage verstand.
    Eine gelangweilte Blondine in einem Schaufenster winkte ihm zu, lud ihn ein zu einer Show, die »live« einen »doppelten Akt« versprach. Thorne fragte sich, ob es hier Shows gab, die den Akt auch »dead« anpriesen.
    »Komm rein, Süßer«, baggerte sie ihn an. Thorne schüttelte lächelnd den Kopf. Sie sah aus, als wäre ihr das scheißegal. So war es natürlich im horizontalen Gewerbe schon immer gewesen, es war stets nur um Geld gegangen, aber Thorne hatte Nutten gekannt, die

Weitere Kostenlose Bücher