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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sich besser darauf verstanden, das zu verbergen. Über seine Lieblingsnutte hatte er leider nur gelesen, obwohl er sie allzu gern persönlich kennen gelernt hätte. Eine Legende unter den Huren namens Miss Corbett, die im achtzehnten Jahrhundert in diesen Straßen ihrem Gewerbe nachging und die ihren Freiern eine zusätzliche Guinea für jeden Zoll berechnete, den ihr »Maibaum« unter den neun Zoll blieb, die sie als befriedigend erachtete.
    Zweihundertfünfzig Jahre später durchkämmte die Drogenpolizei die Straßen des Viertels Nacht für Nacht, nicht die Sitte. Die Drogensuchhunde taten, wofür sie ausgebildet waren, doch Thorne hielt es für eine ziemliche Zeit- und Geldverschwendung. Ein riesiger Aufwand an Arbeit und Ressourcen, um den gelegentlichen User, den gelegentlichen Kleindealer zu schnappen, falls sie Glück hatten …
    »Sie sagen doch immer, manchmal braucht man ein bisschen Glück?«
    Thorne hatte es sich inzwischen auf dem Sofa bequem gemacht, hielt sich mit der einen Hand das Telefon ans Ohr und kraulte mit der anderen Elvis’ Bauch. »Kommst du jemals zum Punkt, Kodak?«
    »Nun, hier haben Sie Glück. Ich hab das Foto in meinen Computer eingescannt, es ordentlich vergrößert, okay? Man kann alles Mögliche machen, wenn das Original einigermaßen in Ordnung ist.« Es war wirklich unglaublich, aber Bethells Stimme wurde wirklich noch einen Tick höher, während er sich für sein Thema erwärmte. »Also nahm ich mir das Ding auf Pixelebene vor, zoomte rein und konnte mir dann diesen braunen Fleck genau ansehen. Ich erkannte ihn, verstehen Sie.«
    »Erkannten ihn?«
    »Es ist ein Brandfleck, auf dem Hintergrund. Ich erkannte ihn, weil ich dabei war, als es passierte. Vor ein paar Monaten hab ich drei Mädels fotografiert, und eine dumme Tussi, die wohl ein paar Pillen zu viel eingeschmissen hatte, stieß eine große Lampe um. Der ganze Schuppen hätte in Flammen aufgehen können, doch es entstand kein größerer Schaden als dieser Brandfleck auf dem Studiohintergrund. Ich konnte mich noch an die Form erinnern. Der widerliche Geizkragen, dem der Laden gehört, machte sich nicht mal die Mühe, ihn auszuwechseln …«
    Thorne hatte sich aufgesetzt. »Name und Adresse des widerlichen Geizkragens wären eine Hilfe.«
    »Charles Dodd. Eigentlich Charlie, aber er besteht auf Charles. Wär gern was Besseres, dabei kommt der Arsch von Canvey Island …«
    »Kodak …«
    »Der Schuppen ist im ersten Stock über einem Fischhändler in der Brewer Street.«
    Thorne kannte den Laden. »Gut, also hör mir zu …«
    »Sie werden ein paar Tage warten müssen, fürchte ich, Mr. Thorne. Er ist drüben in Europa. Ich hab’s gecheckt.«
    Thorne überlegte. Sollte er warten? Konnte er sich einen Durchsuchungsbefehl besorgen und das Unterste zuoberst kehren, während Dodd weg war …?
    »Ich finde, ich habe gute Arbeit geleistet, Mr. Thorne«, sagte Bethell. »Was meinen Sie?«
    »Ich will sofort informiert werden, wenn er wieder da ist …«
    Drei Tage nach diesem Gespräch beobachtete Thorne Dennis Bethell in dem Buchladen auf der anderen Straßenseite. Er schaute sich die Kunstbücher im modernen Antiquariat an, obwohl höchstwahrscheinlich einige seiner eigenen, etwas schärferen Bücher im Untergeschoss zu finden waren.
    Thorne wollte gerade die Straße überqueren, als er von links kräftig angerempelt wurde. Er reagierte darauf sehr britisch. »Entschuldigung«, sagte er. Der andere Mann brummte etwas, hob eine Hand und lief weiter.
    Inzwischen winkte ihm Bethell aus dem Buchladen zu.
    Mit einer Kopfbewegung deutete Thorne die Straße hoch und lief los. Bethell legte einen Fotoband über nackte Freaks zurück, schlängelte sich aus dem Laden und folgte ihm.
     
    Schmunzelnd schlenderte Welch die Wardour Street entlang. Er hatte einiges gelernt in den Jahren, die er in diversen Einrichtungen verbracht hatte. Sich niemals entschuldigen war das eine. Einen Bullen zu erkennen das andere … Seit seiner Entlassung war er die meiste Zeit nur spazieren gegangen. Das Männerwohnheim war deprimierend, und er hatte es genossen, einfach draußen rumlaufen zu können. Das Wetter war fantastisch; ein paar Tage an der frischen Luft, und schon hatte er wieder etwas Farbe bekommen. Falls er nun besser aussah, die Knastblässe verlor, dann sahen die Frauen, die hier rumliefen und praktisch nichts anhatten, seiner Ansicht nach umwerfend aus. Richtig geil. Scheiß drauf, wenn das die globale Erwärmung war, wer scherte sich

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