Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Problem damit?«
Ein schwüler Samstagvormittag, an dem einem schon im Sitzen der Schweiß ausbrach.
»Ja, ich habe ein Problem damit«, entgegnete Thorne. »Und das sollten Sie auch haben. Und falls Sie je dieses kleine Ekelpaket zu fassen kriegen, das mein Schlafzimmer als Toilette benutzt hat, wird diese miese Ratte ein sehr großes Problem damit haben …«
Ein Gast in einem schicken Anzug sauste an ihr vorbei zum Lift. Fiona wünschte ihm einen guten Morgen und hielt sich die in einem Gummihandschuh steckende Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. Sie schob ihren Wagen den Gang entlang zum nächsten Zimmer und dachte dabei darüber nach, was sie heute noch unternehmen könnte.
Die Schicht am frühen Abend war für gewöhnlich ein Klacks. Eine Möglichkeit, mit ihrem Lieblingskellner zu flirten, während sie die Tische in der Bar abwischte, oder mit den Mädchen an der Rezeption zu schwatzen, während sie staubsaugte. Ein paarmal war es ihr gelungen, in der Hälfte der Zeit fertig zu werden und eine ruhige Ecke zu finden, wo man sie nicht sah und wo sie ungestört ein Buch lesen konnte.
Wenn sie nicht zu kaputt war, könnte sie noch mit ihren alten Freunden um die Häuser ziehen. Vielleicht konnte sie etwas früher hier verschwinden …
Gestern Abend hatte sie kein solches Glück gehabt. Eine Sommergrippe ging um, und das Personal war knapp. Sie hatte den gesamten Rezeptionsbereich alleine machen müssen und hoffte gerade, endlich rauszukommen, als man sie auch noch dazu vergatterte, im Konferenzraum mit anzupacken und die Tische für das Frühstück am Samstagmorgen zu decken.
Als sie den Wagen mit dem Besteck und den Servietten in den Lift geschoben und die Taste für das oberste Stockwerk gedrückt hatte, kam ein Paar herein. Sie war attraktiv, in schickem Rock und Seidenbluse. Er war sehr attraktiv und etwas lässiger gekleidet.
Die Frau stieg im ersten Stock aus. Also gehörten sie doch nicht zusammen. Als sich die Türen schlossen, hatte der Mann sie angelächelt. Fiona hatte gespürt, wie sie rot wurde, und den Blick gesenkt, hatte angefangen, die Messer und Gabeln zu zählen.
Es klingelte, als der Lift das oberste Stockwerk erreichte, und sie hatte den Wagen an die Tür geschoben. Der Mann hatte für sie die Tür offen gehalten. Er hatte sie noch einmal angelächelt, als sie den Wagen, begleitet von dem Klappern des Bestecks, durch die Tür bugsierte.
Nach ein paar Metern hatte sie sich, etwas verwirrt, warum er selbst nicht ausgestiegen war, zu ihm umgewandt. In dem Moment, als die Türen zugingen, hatte der Mann in der Motorradjacke ihren Blick aufgefangen. Er hob die Hände und schüttelte den Kopf über seine Dummheit.
»Ewig weit weg, bin an meinem Stockwerk vorbeigefahren … »
Es gab Zeiten, da schien sich eine Decke der Finsternis über Ermittlungen zu legen. Dann verschwand das Licht – unabhängig von der Jahres- oder Tageszeit – aus den Räumen, in denen der Fall bearbeitet wurde, in denen die Fortschritte beim Ergreifen des Mörders diskutiert und bewertet wurden. Für die, die im Dunkeln tappten, war da immer dieses frustrierende Gefühl, etwas Wichtiges würde offenbart, wenn nur jemand das Licht darauf richtete. Dann würden die Schatten kürzer, um schließlich ganz zu verschwinden. Aber niemand wusste, wohin mit dem Lichtstrahl.
Der Tag fing schleppend an, doch Brigstocke schien nicht in der Stimmung, mit der Peitsche zu knallen. Was Thorne nur recht war. Er spürte, dass die zehn zusätzlichen Minuten, die man zusammensaß und über nichts Bestimmtes redete, bevor man loslegte, allen gut täten.
Vielleicht ein paar Schatten vertrieben …
Sie saßen an drei verschiedenen Schreibtischen in der Einsatzzentrale. Kaffee und Tee wurden verteilt, Zeitschriften und Unterlagen durchgeblättert, Löcher in die Luft gestarrt.
»Jemand was Interessantes gemacht am Freitagabend?«, fragte Thorne in die Runde. Niemand schien besonders wild darauf, etwas dazu zu sagen. Thorne lachte. »Scheiße, was seid Ihr doch für Partylöwen!« An Stone gewandt setzte er hinzu: »Komm schon, Andy, du bist jung und ein Single …«
Stone sah auf, doch nur für eine Sekunde. »Zu kaputt …«
Holland lachte. »Du großes Baby …«
»Dir wird das Lachen vergehen, sobald der Nachwuchs da ist«, sagte Brigstocke.
»Stimmt.« Kitson trat zu dem vor kurzem aufgestellten Wasserspender. »Du solltest deine Freitage genießen, Dave. Bald gehört das der Vergangenheit an
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