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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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cool«, sagte Spike. »Er passt auf, weißt du?«
    Caroline leckte gerade an einem Paper und drehte sich eine dünne Zigarette. »Er hat ein zweigeschossiges Schlafzimmer hier unten. Sieht aus wie ein Hamsterkäfig.«
    Mit einem Blick auf die zwei riesigen Kartons, die nebeneinander an der Wand standen, fragte Thorne: »Wo bekommt ihr diese Dinger her?«
    »Hinten bei Dixons«, sagte Spike. »Die sind für Gefrier/Kühlschrank-Kombinationen, weißt du? Die riesigen, abgefuckten amerikanischen Dinger, stimmt’s, Caz?«
    »Tagsüber legen wir sie zusammen und stapeln sie. Und dann bauen wir sie wieder auf.«
    »Ein Bett zum Selberbauen, wie von IKEA.« Spike hatte nach dem Tabak und den Zigarettenpapieren gegriffen und rollte sich ebenfalls eine Zigarette. »Nur billiger …«
    Caroline zündete sich ihre Zigarette an und inhalierte tief. Sie deutete auf die kleinere der zwei Schachteln. Atmete den Rauch aus, während sie sprach. »Die da ist deine …«
    Thorne begriff, dass Spike und Caroline gemeinsam in der größeren schlafen würden, weil sie die andere extra für ihn hergerichtet hatten.
    »Haben dir auch was zu futtern besorgt«, sagte Spike. »Unseres haben wir schon gegessen, tut mir Leid.« Er zog eine braune Kentucky-Fried-Chicken-Tüte hervor und reichte sie Thorne.
    Thorne war seltsam gerührt. Während er die Tüte entgegennahm, überlegte er, dass es relativ gesehen nur wenige gab, die so viel für ihn getan hätten. Es gab eine Menge Leute, die mehr besaßen als diese beiden und trotzdem eine so großzügige Geste nicht über sich gebracht hätten.
    »Ist inzwischen eiskalt«, sagte Spike.
    Thorne machte das Bier auf, das er mitgebracht hatte. Während er sich den Magen voll schlug, unterhielten sich die drei. Und lachten dabei viel. Spike war der geborene Geschichtenerzähler und Caroline das perfekte Publikum. Sie freute sich, wenn sie ihm die Stichworte liefern konnte, und half ihm, Anekdoten vom Leben auf der Straße zu erzählen, von denen einige entsetzlich waren, trotz des Witzes, den Spike ihnen abtrotzte. Kein großer Unterschied zu den Geschichten vom Krieg, wie man sie sich bei der Polizei erzählte. Zu den Gags, die dick und schnell durch blutverschmierte Räume flogen, deren Bewohner nur deshalb nicht lachten, weil sie tot waren.
    Seit Thorne auf der Straße lebte, hatte es nicht eine Nacht gegeben, in der er nicht herumsaß oder -lag und sich nach Schlaf sehnte, um der Kälte und dem Hunger zu entkommen, und beinahe alles für sein Bett gegeben hätte. In der er alles gegeben hätte für ein Curry von Bengal Lancer und eine Cash-Platte auf seiner Stereoanlage. Doch hier, in diesem stinkenden Untergeschoss, neben zwei Junkies, die zusahen, wie das Wasser an der Wand hinter ihnen herunter rann, und mit einem kalten Hühnchen von Kentucky Fried Chicken, das ihm bleischwer im Magen lag, fühlte Thorne sich so wohl wie schon lange nicht mehr.
    »Die Sachen für unsere Wohnung kaufen wir bei IKEA«, sagte Caroline plötzlich. »Und ich möchte einen riesigen amerikanischen Kühlschrank.«
    So waren ihre Gespräche: sprunghaft, zerrissen, Anspielungen auf andere Gespräche, die irgendwann einmal im Sand verlaufen waren …
    »Zuerst brauchen wir die Wohnung«, sagte Spike. Er streckte die Beine aus, zog die Knie an und wiederholte das Ganze. »Ja? Verstehst du? Zuerst brauchen wir die Scheißwohnung.«
    »Das kommt schon«, sagte Thorne.
    Caroline schniefte ein-, zweimal und ließ den Kopf nach hinten fallen. Schlug ihn gegen die Wand, wieder und wieder, doch nie so fest, dass es wehgetan hätte. Sie wirkte wie ein Kind, das sich verzweifelt an einen Wunschtraum klammert und unbedingt hören will, dass es sich dabei nicht um eine Lüge handelt, obwohl es ihm insgeheim klar ist. »Wann … wann … wann …?«
    »Ich bin kein Wahrsager«, sagte Spike.
    »Sag es mir.«
    »Wenn wir genug Geld haben. Du musst anfangen, in besseren Läden zu klauen …«
    »Ich weiß, wie ich an Geld rankomme.«
    »Scheiße!« Spike ballte die Hände zur Faust und öffnete sie wieder, rasch hintereinander, als wolle er einen Krampf loswerden. Sie für etwas aufwärmen. »Scheiße!«
    Thorne merkte, dass die Situation zu entgleisen drohte. Nicht dass sie aggressiv geklungen hätten, aber sie waren aufgewühlt, unruhig. Ein Schmerz war zu spüren, der sich über alles legte, was sie sagten.
    »Ihr habt mal davon gesprochen, dass ihr nur ein klein wenig Glück braucht«, sagte Thorne. »Wisst ihr noch? Man weiß nie,

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