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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Brigstocke, es handle sich um jemanden aus dem Army Personnel Centre oder aus dem Regimentshauptquartier in Somerset. Er wollte sich bedanken für die exzellente Arbeit und die prompte Weitergabe der Informationen.
    Aber es war kein gewöhnlicher Soldat am Apparat.
    Der Special Investigations Branch of the Royal Military Police entsprach dem CID. In ihren Aufgabenbereich fiel die Aufklärung von Verbrechen, die an Armeeangehörigen und deren Familien verübt wurden. Eine Eliteeinheit, die aus weniger als zweihundert handverlesenen Beamten der Royal Military Police bestand und deren Teams für weltweite Einsätze bereitstanden. Aber sie ermittelten auch bei Verbrechen, die von Soldaten begangen wurden. So wie die Typen, die vielleicht bald Tom Thorne in die Mangel nahmen, sobald das alles vorüber war. In Brigstockes Augen waren sie deshalb etwas unheimlich, »Gummisohlen«, weil die Mistkerle stets unvermutet auftauchten. Wenn der normale Soldat dieses Auftreten genauso empfand wie der normale Bulle, dann waren sie Brigstockes Einschätzung nach so beliebt wie Hundehäufchen im Sandkasten.
    Brigstocke neigte nicht zu vorschnellen Urteilen – und war schon gar nicht in Tom Thornes Liga –, aber dieser SIB-Typ brachte ihn bereits am Telefon auf die Palme. Er war ein Major, was, soweit Brigstocke informiert war, durchaus seinem eigenen Rang entsprechen könnte. Doch von so etwas wie Respekt war bei dem Telefonat nichts zu spüren. Er redete mit Brigstocke, als wären sie Kollegen, was in Anbetracht der Tatsache, dass er von dem Kerl noch nie was gehört hatte, ausgesprochen irritierend war.
    Während sie miteinander sprachen – oder besser gesagt: während Brigstocke zuhörte –, beschäftigte ihn die Frage, ob nun ein Bulle oder ein Soldat am anderen Ende der Leitung war. Oder eine bizarre Mischung aus beidem. Die Arroganz seines Gesprächspartners jedenfalls schlug beide um Längen.
    Der Major redete eine Weile um den heißen Brei herum, plauderte über dieses und jenes und was es noch alles gab: erkundigte sich nach der Arbeitsbelastung Brigstockes und verglich sie mit der seinen …
    Er brauchte etwa zehn Minuten, um zum entscheidenden Punkt zu kommen: »Also die Sache mit dieser Panzercrew …«
    Brigstocke wiederholte, was Kitson und Holland bereits Rutherford und Spiby von Media Ops und erneut ein paar Tage später unten in Somerset im Regimentshauptquartier erzählt hatten. Er sprach von einem komplizierten, Kräfte und Zeit raubenden Mordfall: zwei Obdachlose, die, wie sich herausstellte, beide bei der Army gewesen waren, und zwei weitere, die sie ausfindig zu machen versuchten. Sie versuchten, einen Mörder zu fassen, das war alles.
    »Und wie läuft’s?«
    »Es geht langsam voran. Sie kennen das …«
    »Aber die Crew haben Sie. Sie haben jetzt doch alle vier Namen?«
    Er hatte sie vom AP-Center erhalten. Vielleicht von Stephen Brereton. Es spielte keine große Rolle.
    »Ja, die kamen heute Nachmittag rein.« Wobei er sich dachte: Ihr Arschlöcher seid ja schneller als die Aasgeier! » Die Army war uns eine große Hilfe …«
    »Warum auch nicht?«
    Brigstocke brachte ein Lachen zuwege. »Keine Ahnung. Aber wenn Ihr Laden auch nur im Entferntesten so funktioniert wie die Met … Manchmal hat das nicht die Bohne zu tun mit dem Wunsch zu helfen, sondern ist nur eine Frage der Bürokratie, wissen Sie … »
    In der kurzen Pause, die darauf folgte, glaubte Brigstocke ein leises Rascheln zu hören, als würde umgeblättert.
    »Es gibt also nichts, was wir wissen sollten?«
    Hätte Brigstocke eine paranoide Ader gehabt, hätte er das vielleicht als »Gibt es nichts, was Sie uns sagen sollten?« verstanden. Und bei einer ausgewachsenen Paranoia womöglich sogar: »Gibt es nichts, was Sie uns nicht sagen und das wir schon längst wissen?«
    »Wenn mir noch etwas einfällt, ruf ich Sie zurück …«
    Natürlich hatte Brigstocke mit keinem Wort das Video erwähnt. Zu seiner großen Freude und gelinden Überraschung billigte Jesmond, der normalerweise bei diesen Dingen sehr korrekt war, seine Einschätzung und genehmigte, die Sache weiterhin unter Verschluss zu halten.
    »Ich bin sicher, wir sprechen uns noch öfter«, sagte der Major, bevor er auflegte.
    Natürlich würden sie irgendwann von dem Video erfahren. Sobald es kein Beweisstück mehr war, würde man es ihnen ohne viel Aufhebens zukommen lassen. Und dann war es an den Redcaps, etwas zu unternehmen. Spätestens dann hätte er den Major wieder am Telefon.

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