Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
schon sagte, ich kann nicht …«
»Okay, verstehe. Also, es gab ein paar Gerüchte über was in der Richtung, soweit ich mich erinnern kann. Mehr war nicht.«
»Über eine Panzercrew?«
»Ja, … denke schon.«
»Also, hier kommt meine Frage. Falls außer den vier Männern in der Panzercrew noch jemand mit drinsteckt, wer könnte das sein?« Er sah wieder auf. Das Pärchen vor ihm umarmte sich jetzt.
»Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen«, sagte Ward. »Das kann praktisch jeder sein. Helfen Sie mir auf die Sprünge.«
»Ein fünfter Mann. Der dabei war, als die Geschichte passierte.«
»Sie meinen, ein fünfter Soldat?«
»Wahrscheinlich …«
»In welcher Gegend war das?«
»Das weiß ich nicht wirklich. Wir gehen davon aus, dass es irgendwo in der Pampa war.«
»Da ist nichts als Pampa«, sagte Ward. »Sie wollen damit sagen, dass sich die Stelle geographisch nicht zuordnen lässt, richtig?«
In diesem Punkt war Thorne sich einigermaßen sicher. »Ja.«
»Wir reden also über jemanden, der Zugriff auf ein Fahrzeug hatte. Vielleicht ein Offizier?«
Vielleicht, dachte Thorne. Jedenfalls hatte der Betreffende kein Problem damit, den vieren von der Panzercrew zu sagen, was sie zu tun hatten. Und seine Befehle wurden befolgt.
Vielleicht …
Weiter kamen sie wohl nicht.
»Ich möchte eine kleine berufliche Bitte anbringen«, sagte Ward unvermittelt. »Könnten Sie dafür sorgen, dass ich es als Erster erfahre, wenn die Geschichte rauskommt?«
Das verblüffte Thorne nun doch etwas. Ward war offensichtlich ebenso ehrgeizig wie clever. Aber im Grund war die Bitte nur angemessen, schließlich hatte Thorne ihn angerufen. »Ich bin nicht sicher, ob ich das versprechen kann …«
»Das ist nun mal mein Job, Tom. Jetzt mal ernsthaft, wenn der Zeitpunkt kommt und das, worum immer es geht, publik gemacht wird, kommen Sie hoffentlich zu mir. Wie ich schon sagte, ich bin beeindruckt … «
»Okay …«
»Wann immer es Ihnen passt, Tom. Und es versteht sich von selbst, dass meine Quellen vertraulich behandelt werden. Keine Namen, das heißt Genuss ohne Reue.«
»Verstehe.«
»Und natürlich zeige ich mich erkenntlich.«
»Ja?«
»Möchten Sie das Spiel nächste Woche sehen oder nicht?«
Nichts lieber als das. Thorne verfluchte sein Pech und das Timing und erklärte Ward, dass er, so gern er die Karten hätte, leider zu beschäftigt sei, um das Spiel zu sehen.
Für Russell Brigstocke fiel die Aussicht auf ein Gespräch mit Steve Norman in dieselbe Kategorie wie ein Besuch beim Zahnarzt: Es war zwar nötig, aber in der Regel unangenehm. Es ließ sich immer wieder verschieben, aber am Ende musste man durch.
Und hinterher musste man sich den Mund ausspülen …
Diese Ermittlung brachte es mit sich, dass Brigstocke gezwungenermaßen mehr Kontakt zur Presseabteilung auf sich nehmen musste, als es normalerweise der Fall war. Seit Jesmonds erster Pressekonferenz klebten die Medien an ihnen wie die Kletten, und Norman – was immer man von ihm persönlich hielt – hatte sich als außerordentlich begabt für seinen Job erwiesen. Er befriedigte den Informationshunger der Medien und forderte, wenn nötig, den einen oder anderen Gefallen von Journalisten ein. Und ein solcher Gefallen war nun definitiv nötig.
Mithilfe der Presse waren sie auf Umwegen zu Chris Jago gelangt. Nachdem jetzt die Suche nach Ryan Eales an Fahrt verlor, bestand die letzte Hoffnung des Teams darin, sich wieder an die Presse zu wenden. Sie hatten bereits im Standard ein fünfzehn Jahre altes Foto von Eales gebracht – in der Mitte der Ausgabe, mit einem Foto von Terry Turner auf der Titelseite. Der Soldat wurde in dem dazugehörigen Artikel als jemand beschrieben, »mit dem die Polizei gerne Kontakt aufnehmen würde im Zusammenhang mit …«
Es kamen Anrufe rein, aber sie brachten keine Ergebnisse.
»Ich glaube, ich kann die Typen vom Fernsehen noch mal dazu kriegen, dass sie was in Crimewatch bringen«, sagte Norman.
»Heute Abend?«
Am Telefon klang die Stimme des Pressesprechers noch nasaler und nerviger als ohnehin schon. »Das ist eine große Ermittlung, Russell, wir müssen alles geben …«
Sie hatten vor einem Monat eine Rekonstruktion vom Mord an Paddy Hayes in der Sendung, die Freitagabend auf BBC1 lief, ausgestrahlt, und nach dem Mord an Robert Asker hatte es einen weiteren Aufruf mit einer Bitte um Informationen gegeben. Dies war eine Art Coup gewesen, denn die Programmmacher waren bekannt dafür, zimperlich zu
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