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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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lebte. Denn aller Erfahrung nach waren die vor kurzem Verstorbenen meist sehr einfach aufzuspüren. Die zweite Schlussfolgerung war beunruhigender.
    »Er will bewusst nicht gefunden werden«, sagte Kitson.
    Holland wusste, sie hatte Recht. Und ihm war klar, dass Eales, wenn er Wert darauf legte, sich bedeckt zu halten, gute Gründe dafür hatte. »Er versteckt sich vor dem Mörder.«
    Kitson widersprach ihm nicht. »Gut möglich. Wenn er Zeitung liest, wenn er in den letzten Jahren zu den anderen oder ihren Familien Kontakt hatte, wäre es eine arge Überraschung, falls er nicht wüsste, dass zumindest zwei der anderen tot sind. Und dann läge der Gedanke nahe, dass er der Nächste sein könnte.«
    »Und er könnte eins und eins zusammenzählen, dass wir wissen, warum …«
    Falls Eales wusste, dass die Polizei nach ihm suchte, konnte er sich ausrechnen, dass sie das Video kannten, was seiner Bereitschaft, sich zu melden und sich den Konsequenzen der Geschehnisse von 1991 zu stellen, sicher nicht förderlich war.
    »Noch so was, worin sie gut sind«, sagte Holland.
    »Wer?«
    »Sie sind Exsoldaten. Durch ihre Ausbildung sind sie in der Lage, auf der Straße zu überleben. Wie Bonser und Jago. Aber sie wissen auch, wie man sich unsichtbar macht, wenn es sein muss.«
    »Etwa wenn sie sich hinter den feindlichen Linien bewegen.«
    Holland fiel etwas ein. Er trat ans Brett und deutete auf den Namen »Poulter«. »Wissen Sie noch, was er sagte, als wir in Taunton waren? Wenn Eales beim SAS oder bei einer anderen dieser Geheimdiensteinheiten war, wüsste er noch besser mit diesen Undercoversachen Bescheid. Das würde auch erklären, warum wir keinerlei brauchbare Unterlagen über ihn auftreiben können …«
    Wieder blickten sie zum Foto von Lance Corporal Ryan Eales.
    Sein Gesicht gehörte zu denen, die durch ein Lächeln weicher wirken. Er hatte ein kantiges Kinn, große blaue Augen und eine etwas flache, von Sommersprossen übersäte Nase. Rotblonde Haare gingen in sorgfältig in Form gebrachte Koteletten über. Vollkommene Vierecke unter dem rotbraunen Barett.
    »Kommt mir nicht ganz sauber vor«, sagte Kitson.
    »Die sehen alle ein bisschen komisch aus«, meinte Holland. »Aber vielleicht liegt es daran, dass wir uns die Fotos jetzt anschauen, nachdem die Sache gelaufen ist. Weil wir wissen, was später passiert ist.«
    »Ich glaube, leicht seltsam muss man schon sein, wenn man zur Army geht.«
    »Manchen bleibt nicht viel andres übrig.«
    Kitson zuckte die Achseln. Da hatte er Recht. »Wohl auch nicht seltsamer, als zur Polizei zu gehen.«
    »Wenigstens kommen sie in der Welt herum …«
    »Warum bist du Bulle geworden, Dave?«
    »Wegen des intellektuellen Kicks, denk ich«, antwortete Holland.
     
    »Nein, lassen Sie mich raten. Das Spurs-Arsenal-Spiel.«
    »Jetzt, wo Sie’s erwähnen …«
    »Sie hätten gern Karten für das Spiel am nächsten Wochenende.« Alan Ward klang eher amüsiert als verärgert über seine Vermutung. »Ich glaube, ich kann mich daran erinnern, Ihnen gesagt zu haben, ich könne welche besorgen.«
    »Ich ruf nicht wegen der Karten an«, sagte Thorne. »Ich wollte Sie eigentlich um einen Rat bitten. Haben Sie ’ne Minute?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin froh, aus dem Studio rauszukommen. Bleiben Sie dran …«
    Thorne hörte im Hintergrund Wards Stimme. Dann sagte er jemandem, dass er gleich wiederkäme, und falls es ein Problem gäbe – er sei nur kurz draußen.
    Thorne war Richtung Osten, nach Holborn, gelaufen und weiter zur City am Smithfield Meat Market vorbei und in das versteinerte Herz des Barbican, des einzigen Gebäudekomplexes mit Wohnungen in der City. Hier gab es praktisch weder Fußgänger noch Verkehr. Die hoch aufragenden Türme waren durch Fußwege und Brücken verbunden. Trotz des Kunstzentrums, des Museums und der trendigen Läden und Restaurants strahlte der Komplex etwas Feindseliges aus, das einem von den endlosen Betonmauern entgegen sprang, die sich vor einem auftürmten, wenn man um die Ecke bog.
    »Legen Sie los«, sagte Ward.
    Thorne trat in den Schatten unter einen Vorsprung, unter dem sich das Wasser gesammelt hatte. Er hielt das Telefon ans Ohr. Den Small Talk hakten sie so schnell wie nur möglich ab. Beide erklärten, sie seien im Moment sehr beschäftigt, ohne ins Detail zu gehen. Ward erzählte, er habe Steve Norman erst vor kurzem gesehen, und fragte Thorne, ob er ihn auch getroffen hätte. Thorne verneinte, worauf sie noch ein, zwei Minuten über

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