Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
etwas Zeit für sich und ein ordentliches Hotelrestaurant, in dem er sich auf Spesen einen schönen Abend machen konnte.
»Pech gehabt, Kollege«, sagte er.
»Hättest du nicht etwas mit dem DCI drehen können?«
Wahrscheinlich hätte ich das, dachte Holland. Es war schon merkwürdig, dass er es nicht einmal versucht hatte, wo er es sich doch so wünschte, rauszukommen. Wahrscheinlich hätte Sophie ihm sogar freiwillig den Koffer gepackt …
»Mit wem ziehst du los?«
»Mit Mackillop«, sagte Stone. Er schwenkte seine Namens- und Adressenliste. »Der Wunderknabe und ich verschwenden unsere Zeit in Hounslow, Lewisham und Finchley. Den Nobelvierteln.«
»Wir müssen jedem Hinweis nachgehen, Andy.«
»Weiß ich«, sagte Stone. »War nur ein Scherz. Und du?«
Holland deutete hinüber zu Karim, der zurückwinkte und den Rest seines Kaffees in einen Abfalleimer schüttete. »Ich und Sam haben es etwas besser getroffen.«
»Versteckt sich Eales etwa in Mayfair?«
»Wir haben eine Frau, die glaubt, ihn mit einem Hund in der Hampstead High Street gesehen zu haben.«
»Warum kommen eigentlich so viele dieser Anrufe von Frauen?«, fragte Stone, bevor er sich auf den Weg machte.
Frauen beobachteten eben besser, vermutete Holland. Und sie fühlten sich eher angesprochen, wenn man sie um Hilfe bat – abgesehen davon, dass sie ihren Hintern hochbrachten, wenn es drauf ankam. Sie hätten nicht einmal Eales’ Namen, wenn nicht dieser weibliche Assistant Adjutant gewesen wäre.
Karim kam herüber, anscheinend aufbruchbereit. Holland suchte sich zusammen, was er brauchte. Wahrscheinlich würde er einen Großteil des Tages damit verbringen, über Lieutenant Sarah Cheshire und Nächte in schicken Hotels nachzudenken.
»Ich hab ihn in einem der Zimmer oben untergebracht«, sagte Maxwell.
Thorne nickte. »Ich komm mit …«
Maxwell hatte Thorne im Café abgefangen und ihm erklärt, Laurence Healey habe Spike auf den Stufen vor dem Lift gefunden, als er kam, um aufzusperren. Spike sei völlig weggetreten gewesen. »Nicht so ungewöhnlich«, sagte Maxwell, als er Thorne zu den Büros führte. »Ihr Zeitgefühl kommt völlig durcheinander. Manchmal tauchen sie mitten in der Nacht hier auf, um zu frühstücken, und schlafen dann einfach ein.«
Sie gingen die Wendeltreppe hinauf. Thornes Blick fiel auf ein Plakat, das vor Drogen warnen sollte: das Gesicht eines Jungen, der Mund ein schwarzer Fleck. Die Widerstandskraft, die er Hendricks beschrieben hatte, hielt anscheinend nur so lange wie das High.
»Healey hat schon befürchtet, Spike hätte eine Überdosis genommen«, fuhr Maxwell fort. »Er hat ihn zwanzig Minuten lang herumgeführt und versucht, ihn mit Ohrfeigen zurückzuholen.« Maxwell grinste. »Als Dank hat er sich selbst eine eingefangen.«
»Klingt ganz nach Spike.«
»Aber so, wie es aussieht, ist es wohl nur eine Frage der Zeit …«
Sie kamen zu einer Tür mit einem Schild »Privat. Therapieraum«. Maxwell klopfte und stieß sie auf. »Ich lass dich allein. Ruf einfach, wenn du fertig bist.«
»Danke, Bren.«
Maxwell ging, drehte sich aber noch einmal um und grinste. »Heute Morgen bin ich nicht ganz schlau geworden aus Phil. Der hatte aus irgendeinem Grund einen ziemlichen Brummschädel … Hat aber was gemurmelt, wir würden mit dir und Dave ausgehen. Klingt nett …«
Spike ließ den Kopf hängen, der Rauch seiner Zigarette stieg ihm ins Gesicht. Er saß auf einem schmutzigen beigen Sofa, das Thorne an das Sofa in dem Zimmer erinnerte, in dem er sich mit den anderen das Video angesehen hatte. Er blickte sich um und stellte fest, dass die beiden Räume nahezu identisch waren. Nur der Videorekorder fehlte.
»Hab schon gedacht, ich wär dich los«, sagte Thorne. Er ließ sich in einen Sessel fallen, beugte sich vor und trommelte mit den Fingern auf den Couchtisch.
Spike hob den Kopf, grinste und breitete die Arme aus. Krächzte ein Willkommen, aber ihm ging schnell die Luft aus. Er trug eine Baggyhose und seine rissige Vinyl-Bomberjacke. Das T-Shirt darunter war voller Flecken, braun am Halsausschnitt, und als er den Kopf nach hinten sinken ließ, konnte Thorne den kleinen Verband sehen.
Thorne deutete auf Spikes Hals. »Was hast du da?«
»Ein Abszess ist aufgegangen«, sagte Spike. »Hat vielleicht gestunken …«
Nicht mal einem Blinden mit Krückstock wäre entgangen, wie hinüber Spike war. Thorne vermutete, dass Spike alles Nötige bei sich trug und sich, nachdem Healey ihn vor dem Lift
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