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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gefunden hatte, einen Schuss gesetzt hatte. Wahrscheinlich hatte Spike jede wache Stunde, seit er ihn zuletzt gesehen hatte, in diesem Zustand verbracht.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte Thorne.
    Spike hob die Hände, um sich die Haare, die feucht an seinen Kopf geklatscht lagen, zu den Punkstacheln aufzurichten, die sein Markenzeichen waren. Vergeblich. »Überall und nirgends. Und du?«
    »Mir war klar, dass dich das fertig macht.«
    »Was fertig macht?«
    »Was mit Terry passiert ist«, sagte Thorne. »Mir war klar, dass ihr beide am Boden zerstört wart.«
    »Ich war bei meiner Schwester.«
    »Ist doch egal, wo du warst. Ich bin froh, dass du noch lebst.«
    »Sie hat mir Geld gegeben …«
    Er hatte das Gefühl, als spräche er mit jemandem unter Wasser. Als schwimme Spike in einer Flüssigkeit, die zusehends dicker wurde, während sie redeten. Die sie beide unter sich begrub.
    »Na ja, irgendwie war Terry eine Hilfe«, sagte Spike.
    »Wie denn das?«
    »Natürlich hab ich Stoff gebraucht. Jede Menge Stoff. Wir haben beide was gebraucht. Die meisten von diesen Arschlöchern sind knallhart, egal, was du ihnen erzählst. Aber ein paar Dealer gibt es, die haben kapiert, dass es auf lange Sicht besser fürs Geschäft ist, wenn sie einem auch mal ’nen Gefallen tun. Dann steht man am nächsten Tag wieder auf der Matte …
    Also hab ich ein bisschen dick aufgetragen. Hab ihnen erzählt, dass ein Kumpel von mir umgebracht wurde und dass ich mehr Stoff brauch. Dass ich wirklich noch was drauf brauch, weil ich so verdammt fertig bin. Verstehst du? So einfach ist das …«
    Unfähig, die Pausen zwischen den immer länger werdenden Sätzen zu füllen, hörte Thorne einfach zu. Spike hob den Arm und deutete mit dem Finger in die Luft, beschrieb einen kleinen Kreis.
    »Also, Terry stirbt, und ich brauch Stoff … Und ich bekomm den Stoff, weil ich allen erzähl, wie fertig ich bin … Dann wird mir klar, wie krank und beschissen das ist … und ich hasse mich selbst.« Er verzog das Gesicht und malte Anführungszeichen in die Luft, als er das Wort »hasse« aussprach. »Also brauch ich noch mehr Stoff … und so geht’s weiter und weiter …«
    Thorne wartete, bis er einigermaßen sicher war, dass nichts mehr kommen würde. Schwer zu sagen, ob Spike mitbekam, dass er weinte oder dass die Zigarette zwischen seinen Fingern völlig abgebrannt war. »Wo ist Caroline?«, fragte er.
    »Holt der Typ die Polizei, weil ich ihm eine gelangt hab?«
    »Healey meinst du?«
    »Sie ist in Camden …«
    »Was ist dort?«, fragte Thorne.
    Spike zog an einem losen Faden in dem Kissen neben ihm. »Wohnt ’n Dealer.«
    »Wie lange ist sie schon da?«
    »Ein paar Tage.« Er zog das Kissen heran und drückte es fest an sich. »Ich hab sie hingebracht …«
    … und dreht sich im Kreise …
    Thorne verstand, dass Spike und Caroline verzweifelt waren. Dass jeder selbst für sich einen Weg gefunden hatte zu bekommen, was er brauchte. »Besuchen wir sie doch«, sagte er.
    Stöhnend schüttelte Spike den Kopf.
    Thorne stand auf und ging hinüber zu ihm. Er griff nach Spikes Hand und hob sie hoch zum Tisch. Dann drückte er sie, bis die abgebrannte Zigarette in den Aschenbecher fiel.
     
    »Wo genau kommen Sie her?«, fragte Stone.
    Der Barkeeper unterbrach seine Arbeit und drehte sich um. »Wellington.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    Der Barkeeper seufzte und begann, in seiner Brieftasche zu kramen. »Ich hab Kreditkarten dabei …«
    Stone warf erneut einen Blick auf die Fotos, die er bei sich trug: das ursprüngliche Foto von Ryan Eales und die digital gealterte Version. Er sah zurück zu dem Mann hinter dem Tresen. »Vergessen Sie’s. Ist schon in Ordnung …«
    Er ging zurück an den Tisch, an dem Mackillop saß. Die Frau neben ihm, die angerufen hatte mit dem Hinweis, der Mann hinter dem Tresen im Pub bei ihr um die Ecke könne der Kerl sein, den sie suchten, sah neugierig auf.
    »Er ist fünfzehn Jahre zu jung, und er kommt aus Neuseeland«, sagte Stone. »Was man deutlich hört.«
    Die Frau, die fünfzehn Jahre älter war, als ihr recht war, und aus Hounslow kam, war nicht gerade erbaut. »Ich hab nie gesagt, dass ich mit ihm gesprochen hab, klar?« Sie blieb noch etwas sitzen, bevor sie nach ihrer Handtasche griff. »Na, für den nächsten Drink zahl ich dann wohl selber …«
    Mackillop und Stone sahen ihr nach, wie sie an der Bar bestellte. »Wir könnten was essen, wenn wir schon hier sind«, sagte Mackillop. »Ist beinahe

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