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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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besseren Eindruck. »Okay«, sagte er neutral, aber mit einem leicht aggressiven Unterton.
    Der Junge sah nach rechts. »Du pennst um die Ecke im Theatereingang, stimmt’s?«
    Thorne nickte und machte sich auf den Weg dorthin.
    »Nur damit du’s weißt, da macht Terry T. Platte.« Der Junge lief auf der anderen Straßenseite in dieselbe Richtung wie Thorne.
    »Und wo ist der?«
    »Macht ’nen Besuch. Für die nächste Zeit hast du also kein Problem. Aber irgendwann kommt er zurück. Nur damit du Bescheid weißt. Hier macht Terry T. Platte.«
    »Also jetzt weiß ich Bescheid. Danke.«
    Der Junge lief über die Straße, ein paar Schritte, und schon war er neben Thorne. »Eine gute Stelle. Geschützt …«
    »Deshalb hab ich sie mir ja ausgesucht«, sagte Thorne. »Wahrscheinlich eh besser, wenn ich ein bisschen rumziehe. Mal sehen, wie’s läuft.«
    »Terry kann manchmal richtig durchdrehen. Der hat echt ’ne Schraube locker. Und er ist ein Riesenkerl …«
    »Schraube locker?«
    Der Junge schnippte seine Zigarette auf die Straße und stieß ein heiseres Lachen aus. »Hab dich nur verarscht. Terry ist in Ordnung, ist ein Freund von mir. Wenn es ein Problem gibt, kann ich das für dich regeln.«
    Thorne hatte die Pointe kommen sehen, wollte dem Jungen aber den Spaß nicht verderben und sagte: »Danke.«
    Sie bogen um die Ecke. Thorne war erleichtert, als sein Schlafsack und sein Rucksack noch da waren. Er hatte sich entschlossen, beides kurz unbeaufsichtigt zu lassen, als ihn der Ruf der Natur ereilte. Die Erleichterung war ihm anscheinend ins Gesicht geschrieben.
    »Mach dir keinen Kopf, Kollege. Die Leute klauen nur, was sie auch verkaufen können. In deinem Rucksack ist doch nichts Wertvolles, oder?« Thorne schüttelte den Kopf. »Und keine Sorge wegen dem Schlafsack. Bei der Heilsarmee liegen die haufenweise rum. Oder du schnappst dir einen, wenn du einen siehst. Allerdings musst du aufpassen, dass du dir nicht die Krätze holst. Nicht lustig.«
    »Danke …«
    »Am besten, du schleppst das Zeug nicht ständig mit dir rum. Lass es einfach in ’nem Tageszentrum oder sonst wo. Glaub mir, sogar ’ne Plastiktüte mit alten Zeitungen und ein Paar Socken ist scheißschwer, wenn du sie ständig mit rumschleppst.«
    Thorne stieg die Marmorstufen hinauf und setzte sich in den Eingang. »Woher kommt es, dass du so viel weißt? Mit deinen zwölf Jahren?«
    Wieder grinste der Junge, nickte und stieß ein Lachen zwischen den Zähnen hervor. »Schon klar, Mann. Aber auf der Platte zählt jedes Jahr sieben. Wie bei Hunden. Also bin ich viel älter als du, kapiert?«
    »Wenn du das sagst.«
    »Wie lange bist du denn schon hier? Ich hab dich noch nicht gesehen …«
    »Die erste Nacht«, sagte Thorne.
    »Scheiße.« Der Junge zog seine Jacke enger um die Schultern. »Scheiße«, wiederholte er leise, und es klang respektvoll.
    »Was nun? Bist du das Begrüßungskomitee?«
    »Besser wird’s nicht, okay?«
    Thorne sah dem Jungen dabei zu, wie er unter seiner Decke nach einer neuen Zigarette kramte. Er war viel größer, als er zunächst gedacht hatte.
    Das lag an seinem Gang, den hochgezogenen Schultern und den an den Boden gehefteten Augen, als lese er den Weg an den Fugen zwischen den Pflastersteinen ab und an dem Muster der ausgespuckten Kaugummis auf dem Bürgersteig.
    »Du siehst aus wie ›Der Mann ohne Namen‹«, sagte Thorne.
    Der Junge hatte sich die Zigarette angezündet und blies eine dünne Fahne blauen Rauchs aus. »Wie wer?«
    Thorne deutete auf die Decke um seine Schultern. »Damit. Wie Clint Eastwood in dem Film, kennst du ihn nicht? Zwei glorreiche Halunken.«
    Der Junge zuckte die Achseln und dachte kurz nach. Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere und wippte hin und her. »Ist das der, der die Affenfilme gemacht hat?«
    »Vergiss es.« Thorne steckte die Füße in den Schlafsack. »Dein Freund Terry hat sich ’ne gute Zeit für seinen Besuch ausgesucht.«
    »Wieso das denn?«
    »Einer weniger zum Umlegen für diesen Irren. Dieser Wahnsinnige, der Penner abmurkst.«
    Wieder verschwanden die Wangen des Jungen in tiefen Höhlen, als er an der Zigarette zog und den Rauch so lange in den Lungen behielt, bis er wieder Luft holen musste. »Kann sein. Aber es gibt noch genug andere.« Mit einem Schlag änderte sich seine Laune. Er wirkte ängstlich, misstrauisch oder beides. Thorne war sich nicht sicher.
    »Hast du einen gekannt?«, fragte Thorne beiläufig, während er gähnte. »Einen von den

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