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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Typen, die …«
    »Paddy hab ich ein bisschen gekannt, ja. Absolut durchgeknallt, aber völlig harmlos. Paddy war glücklich mit Gott und einer Flasche.«
    »Du glaubst also nicht, dass er sich mit irgendjemandem verkracht hat? Dass jemand einen Grund hatte, ihn zusammenzutreten?«
    Der Junge sah Thorne direkt in die Augen, aber es schien, als habe er eine völlig andere Frage gehört. Er nickte rasch ein-, zweimal und wiederholte, was er eben gesagt hatte. »Mit Gott und einer Flasche …«
    »Schon gut.«
    »Wie heißt du?« Wieder so ein abrupter Stimmungsumschwung.
    »Tom.«
    »Wir sehn uns, Tom …«
    »Und du? Du siehst vielleicht aus wie der Mann ohne Namen in Zwei glorreiche Halunken , aber du hast sicher einen.«
    »Spike. Wegen der Haare, verstehst du? Wie der Vampir in Buffy .«‹
    Nun war die Reihe an Thorne, die Anspielung nicht zu verstehen. »Okay, aber wie heißt du wirklich?«
    Der Junge neigte den Kopf und sah Thorne an, als sei auch er ein harmloser alter Irrer. »Einfach Spike.«
    Dann drehte er sich um, zog seine Decke fester und marschierte los Richtung Soho.

Siebtes Kapitel
    Thornes Handy war auf Vibration gestellt und steckte tief in der Innentasche seines Mantels. Sie hatten vereinbart, dass Thorne und Holland zweimal täglich miteinander telefonierten, morgens und abends. Falls nötig, würden sie natürlich auch außerhalb der vereinbarten Zeiten Kontakt aufnehmen, und zudem sollte, wenn alles nach Plan lief, einmal pro Woche ein persönliches Treffen mit Holland oder Brigstocke stattfinden.
    Als Thorne in das London-Lift-Tageszentrum spazierte, kaum dass es um neun Uhr geöffnet hatte, hatte er bereits mit Holland gesprochen. Er fand sich in einem kleinen Eingangsbereich zwischen dem Haupteingang und einer großen Glastür wieder. Der junge Inder oder Pakistani an der Rezeption musterte ihn zehn, fünfzehn Sekunden durch die Glastür, bevor er diese mit einem Knopfdruck öffnete.
    »Alles in Ordnung?«
    Thorne trat an den Tresen und lehnte sich dagegen.
    »Bei mir schon, und bei dir?«
    Thorne zuckte die Achseln und kritzelte seinen Namen in die Liste, die man ihm hingeschoben hatte. Der Mann an der Rezeption, auf dessen Namensschild RAJ stand, hackte kurz auf der Tastatur seines Computers herum, worauf ein Summen Thorne durch eine Stahltür in die Cafeteria geleitete.
    Nicht wenige der grauen oder orangefarbenen Plastikstühle, die an den Wänden entlang oder um die Tische standen, waren bereits besetzt. Die meisten Leute waren allein und tranken zu ihrem Brötchen eine Tasse Tee oder Kaffee.
    Und obwohl auch einige in Gruppen saßen, übertönte das gelegentliche Kratzen eines Messers auf dem Teller deutlich das gedämpfte Gemurmel. Obwohl ziemlicher Betrieb herrschte, war es erstaunlich leise. Im Starbucks gegenüber wären halb so viele Leute doppelt so laut.
    Thorne stellte sich an einer kurzen Warteschlange an und studierte die Preisliste hinter der Theke. Am anderen Ende erhob sich ein bekanntes Gesicht und nickte ihm zu. Spike kam herüber. Er bewegte sich heute etwas langsamer als gestern.
    »Hast ja schnell hierher gefunden, hm?«
    »Hat mir ein Sozialarbeiter verraten«, antwortete Thorne. »Kam gestern Abend vorbei, kurz nachdem du weg warst. Der hat gemeint, wenn ich hier gleich am Morgen vorbeikomme, gibt’s ein ordentliches Frühstück.« Die zweite Lüge des Tages ging ihm leicht über die Lippen. Die erste hatte er vor einer halben Stunde am Telefon erzählt, als Dave Holland ihn gefragt hatte, wie seine Nacht gewesen war.
    Thorne blickte sich um. Ein großer Raum, hell. Eine Wand wurde von einem riesigen, ins Auge springenden Wandgemälde dominiert. Eine andere war voller Plakate, Zettel und Anschläge.
    »Kriegst du Stütze?«, fragte Spike.
    Thorne nickte. Er hatte sich entschlossen, seinen Lebensunterhalt von demselben Betrag zu bestreiten, den der Staat an Stütze zahlte. Er musste mit dem fürstlichen Entgelt von sechsundvierzig Pfund die Woche auskommen, und falls ihm das nicht reichte, musste er sich selbst behelfen. Genauso wie alle anderen, die auf der Straße schliefen.
    Er trat einen Schritt näher an die Theke und dachte an Brendans Bemerkung über die De-Niro-Kacke.
    »Die Brötchen sind nicht übel«, sagte Spike. »Der Speck könnte knuspriger sein.«
    »Ich will nur ’ne Tasse Tee.«
    In diesem Moment hätte Thorne am liebsten tief in seine Tasche gegriffen und Spike auf eine Tasse Tee eingeladen, aber er widerstand diesem natürlichen Bedürfnis,

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