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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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nicht zu meinen Leuten, aber ich dürfte dir nicht mal was erzählen, wenn ich was wüsste.«
    Hendricks warf seinem Freund einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Thorne kam es vor, als bitte er Maxwell, die Sache etwas lockerer zu nehmen. Die Regeln nicht ganz so eng zu sehen.
    »Jetzt komm schon, Phil«, sagte Maxwell. »Du weißt doch, wie das funktioniert.« An Thorne gewandt fuhr er fort. »Ich hab mich darüber länger mit deinem Boss unterhalten. Bestimmte Vertraulichkeitsregeln müssen einfach beachtet werden.«
    »Ist ja gut«, sagte Thorne. Brigstocke hatte ihm diese Position sehr gründlich dargelegt. Solange nichts ausdrücklich dafür sprach, dass die persönlichen Informationen über andere Obdachlose die Ermittlung unmittelbar vorantrieben, würde Thorne keine erhalten.
    »So arbeiten wir hier. Ich hatte schon Samariter am Telefon, die Leute im Auftrag ihrer Eltern ausfindig zu machen suchten. Eltern, die nur wissen wollten, ob ihr Kind noch lebt oder bereits tot ist. Manchmal saß die Person, nach der sie suchten, unten und trank Tee, aber ich durfte nichts sagen. Ich kann es ihnen nicht sagen, weil sie möglicherweise der Grund dafür sind, dass ihr Kind auf der Straße lebt, verstehst du?«
    »Red doch einfach mit ihm, wenn du was über ihn wissen willst«, sagte Hendricks.
    Maxwell nickte zustimmend. »Spike ist nicht schüchtern, so viel kann ich dir sagen. Der erzählt dir seine ganze Lebensgeschichte, wenn er in der entsprechenden Stimmung ist.«
    Einen Augenblick lang sprach keiner. Hendricks und Maxwell scheuten sich normalerweise nicht, ihre Gefühle füreinander in der Öffentlichkeit zu zeigen, indem sie sich berührten oder in den Arm nahmen. Doch jetzt hatte Thorne den Eindruck, Hendricks fühle sich nicht wohl dabei, als Maxwell ihm den Arm um die Schultern legte.
    Es hatte Phasen gegeben, da war das Verhältnis der drei etwas kompliziert. Thorne hatte das Gefühl gehabt, Maxwell sei zuweilen eifersüchtig auf seine platonische Beziehung zu Hendricks. Dann wieder, wenn er ein oder drei Bier getrunken hatte, war Thorne sich nicht ganz sicher, ob nicht er der Eifersüchtige war. In dieser Minute aber war er zu müde, um überhaupt zu denken. Er brauchte einen Moment für sich. Er wusste, wenn er diese Sache hier durchstehen wollte, dann musste er sich schnell an diese Müdigkeit gewöhnen.
    »Also was gibt’s?«, fragte er Hendricks. Er war zwar nach seinem Gespräch mit Holland auf dem Laufenden, aber es lohnte sich immer, Hendricks’ Sicht der Dinge zu hören. Schließlich war er der einzige »Zivilist« im Team. »Etwas Neues, das ich wissen sollte?«
    Hendricks sah nachdenklich aus und begann, die Schlagzeilen aufzuzählen. »Brigstocke hat einen Profiler hinzugezogen. Sie nehmen noch einmal die Gegend unter die Lupe, in der Paddy Hayes angegriffen wurde. Um ehrlich zu sein, alle warten darauf, dass die nächste Leiche auftaucht. Ach ja, und die Spurs haben gestern drei zu eins gegen Aston Villa verloren.«
    »Prost …«
    Es klopfte an der Tür, und gleich darauf trat ein Mann ein. Er war Ende vierzig, hatte eine Brille, und seine braunen Haare waren ordentlich frisiert. Er trug eine etwas enge Jeans, ein kariertes Hemd und darüber einen blauen Blazer.
    Nach einem kurzen Blick auf die Anwesenden wandte er sich an Maxwell. »Entschuldigen Sie, Brendan. Haben Sie kurz Zeit für mich?«
    Maxwell stieß sich vom Tisch ab, doch bevor er noch etwas sagen konnte, war der Mann bereits wieder draußen.
    »Scheiße«, brummte Maxwell.
    Hendricks beugte sich zu Thorne und flüsterte betont theatralisch: »Brendans neuer Chef.«
    Was Maxwell sauer aufstieß. »Er ist nicht mein Chef. Er ist nur der Arsch, der die Finanzen verwaltet.« Auf dem Weg zur Tür hielt er inne und wandte sich zu Thorne um. »Übrigens hab ich mich geirrt, als ich sagte, es dauert ein paar Wochen. Du siehst jetzt schon ziemlich heruntergekommen aus.«
    Thorne sah ihm nach. Maxwell hatte gelächelt, aber das hatte seiner Bemerkung nicht die Spitze genommen.
    »Mach dir nichts draus.« Hendricks rieb sich hastig über den kahl geschorenen Schädel. »Er ist nur übel drauf, weil er nicht klarkommt mit diesem …«Er deutete auf die Tür.
    Thorne nickte. »Dem Arsch. Ein ziemlicher Schickimicki-Typ, wie’s scheint.«
    »Ein widerlicher Schickimicki-Typ. Die Sozialarbeit auf der Straße wird inzwischen von einem großen Konsortium gemanagt, und das bevorzugt Leute aus dem Managementbereich. Nicht nur Brendan ist hier

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