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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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riskierst du gleich eine Anzeige wegen unsozialen Verhaltens. Dieses ASBO-Gesetz ist echt beinhart.«
    Thorne wusste, wovon Spike sprach. Der Anti Social Behaviour Act ; kurz ASBO und während der Blair-Euphorie entstanden, sollte Randale in der Nachbarschaft eindämmen. Den übelsten Unruhestiftern, Teenagern, die ausflippten und der großen Mehrheit in den Städten das Leben zur Hölle machten, sollte Einhalt geboten werden. Übermäßig aggressives Betteln wurde von diesem Gesetz abgedeckt, aber es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass bestimmte Gemeindeverwaltungen »aggressiv« auf ihre ganz eigene Weise auslegten, um jegliches Betteln zu unterbinden. Vor allem Westminster Council verteilte ASBOs, als handle es sich dabei um Strafzettel wegen falschen Parkens. Betteln, der Konsum von Alkohol auf der Straße und alles andere, was irgendjemanden stören könnte, sollten verhindert werden, auf dass dieser Pöbel nicht die ehrlichen Bürger belästige, wenn diese unterwegs nach Hause waren, um ihre Kinder zu verprügeln oder sich hinter verschlossener Tür bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen …
    »Nicht zu vergessen die Asylanten«, fuhr Spike fort. »Viele schicken ihre Kinder los oder leihen sich welche aus, und wenn sich jemand entscheiden muss, wem er sein Kleingeld gibt, wird er es wohl eher den lieben Kleinen geben. Wenn du also Kohle brauchst, musst du dir was einfallen lassen. Und ab und zu unangenehm werden.«
    »Unangenehm?«
    »Genau, unangenehm. Na ja, es gibt verschiedene Grade von unangenehm, wie …«
    Thorne nickte. Er kannte sie alle.
    »Einige sind übel dran, die können ziemlich durchdrehen, weißt du. Da war so ein Typ, der hat sich einen Sturzhelm aufgesetzt und ist mit einem Klauenhammer in eine Apotheke gestürmt. Einmal hab ich ihn mit einem Arzneischrank auf dem Rücken herauskommen sehen. Er hat dieses riesige Metalltrumm die Scheißstraße hochgeschleppt. Ein anderer Kumpel von mir ist immer in Läden rein, kurz bevor sie zugesperrt haben. Hat sich versteckt und sie nach Ladenschluss ausgeraubt. Danach ist er ausgebrochen.«
    »Ein Einbruch durch Ausbruch …«
    Spike grunzte. Thornes Witz hatte es ihm angetan, und er wiederholte ihn ein paar Mal. »Ich rede nur von einem kleinen Diebstahl, ja? Am besten ist Marks & Spencer. Früher konnte man da Sachen klauen, sie hinterher zurückbringen und Geld dafür kassieren. Heute geben sie dir nur Gutscheine, die kannste aber problemlos verhökern. Du verkaufst einfach Gutscheine im Wert von zwanzig Kröten für fünfzehn. Du hast deine Kohle, und die haben fünf Kröten mehr für Unterhosen und Socken – Caz kann das gut …«
    Thorne war sich ziemlich sicher, dass er mit seinen sechsundvierzig Pfund die Woche kaum über die Runden kommen würde. Aber ob Ladendiebstahl die Lösung war? Er hatte weniger ein moralisches Problem damit, und kleinere Gesetzesverstöße wurden als Teil seiner verdeckten Ermittlung billigend in Kauf genommen. Es hatte mehr mit dem ganzen Stress zu tun, erwischt zu werden. Zum letzten Mal hatte er etwas stibitzt, als er dreizehn oder vierzehn gewesen war. Und seine Karriere als Ladendieb war sehr kurz gewesen. Er sah noch immer den Gesichtsausdruck seines alten Herrn vor sich, als ihn der Kontaktbereichsbeamte aus der WH-Smith-Filiale nach Hause brachte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Spike.
    »Klar.«
    Er sah noch immer den Gesichtsausdruck vor sich …
    »Als Kind wurde ich erwischt, wie ich bei Smith’s eine Elton-John-Platte geklaut hab.« Eigentlich wollte Thorne nichts sagen, aber nachdem es ihm herausgerutscht war, tat es ihm gut, etwas aus seiner Vergangenheit zu erzählen. »Es ist nicht viel passiert, die Sache wurde fallen gelassen, aber ich hab mir deswegen beinahe in die Hosen gemacht. Mein Dad ist halb durchgedreht.«
    »Hat er dich verprügelt?«
    »Nein, aber meine Mum.« Thorne dachte an die im Großen und Ganzen erfolglosen Versuche seiner Mutter, so etwas wie Disziplin bei ihm einzuführen. Sie hatte ihn mit der bloßen Hand hinten auf die Beine geschlagen, manchmal auch eine stachlige blaue Haarbürste dazu benutzt, aber sie war nie mit dem Herzen bei der Sache gewesen. »Aber der Gesichtsausdruck von meinem Vater war schlimmer.«
    »Hattest du Angst vor ihm?«
    Thorne wollte einen Witz darüber reißen, dass sein Vater Angst vor ihm gehabt habe, hielt dann aber den Mund. Er dachte daran, wie sein Vater, als es dem Ende zuging, fast nur noch Angst hatte. Eine schreckliche Vorstellung, ihn

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