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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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vielleicht so in Erinnerung behalten zu müssen.
    »So ’ne Scheiße«, sagte Spike. »Elton John?«
    Thorne schaute durch einen Wachmann hindurch, der sie von einer Ecke aus beobachtete. »Damals war er besser …«
    Sie traten hinaus auf die Straße und blieben unschlüssig stehen. Plötzlich riss Spike den Arm hoch und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Meine Schwester arbeitet dort.« Er winkte Richtung Tottenham Court Road. »In der City. Irgendwas mit Aktien und Anleihen. Hat eine superschicke Wohnung in den Docklands.«
    Thorne war überrascht. Mehr über das, was Spike gesagt hatte, als darüber, dass er es ihm gleichtat und von seiner Familie erzählte. Er hatte angenommen, dass Leute wie Spike keine Familie in der Nähe hatten, aber da lag Thorne offenbar falsch.
    »Seht ihr euch?«
    »Seit ich auf der Straße lebe, hab ich mich ein paar Mal mit ihr getroffen. Beide Male hat sie sich ziemlich aufgeregt.« Er begann von einem Fuß auf den andern zu treten und zu wippen. Genau wie an dem Abend, an dem Thorne ihn kennen lernte. »Hab sie schon eine Weile nicht mehr gesehen.«
    Thorne hätte gern mehr darüber gewusst, aber bevor er etwas sagen konnte, war Spike schon unterwegs.
    »Besorgen wir uns was Essbares …«
    Thorne hatte seit acht Stunden nichts mehr gegessen. Er beeilte sich, ihn einzuholen.
    Erneut deutete Spike nach vorn. »Da hinten ist ein McDonald’s auf der rechten Seite. Wie wär’s mit einer Portion Rinderwahn?«
     
    »Ich hab’s gewusst, der Laden ist nicht nur zum Scheißen wunderbar.« Thorne schob sich den Rest seines Cheeseburgers in den Mund. Es schmeckte fantastisch.
    Spike verdrückte gerade seinen dritten Crunchie MacFlurry. Die Junkies aßen immer Schokolade und Eis.
    »Die H-Diät«, grinste Spike. Vom Eis überzogen wirkten seine Zähne weißer als sonst.
    »Wie ist eigentlich dieser Bulle, dieser Britton?«, fragte Thorne.
    »Ganz okay so.«
    »Okay?«
    »Na ja, auch nicht anders als die anderen. Von denen da unten in Charing Cross kann sich irgendwie keiner entscheiden, auf welcher Seite er steht.« Spike redete schneller, ein Wort verschluckte das nächste. Sein Gesicht war plötzlich ganz grau, und Thorne entging die Gänsehaut auf seinen Handrücken nicht. »Können sich nicht entscheiden, ob sie da sind, um uns zu helfen oder um uns von der Straße zu vertreiben.«
    »Wo ist übrigens Caroline?«
    Spike brummte. Was?
    »Der Bulle hat doch nach ihr gefragt. Ich hab sie den ganzen Tag nicht gesehen. Habt ihr beiden euch verkracht?«
    »Sie trifft sich mit ihrem Sozialarbeiter. Er redet ihr dauernd ein, sie soll in ein Heim. Aber sie ist noch weniger scharf drauf als ich.«
    »Sie ist auch ›chaotisch‹, oder?«
    »Nicht wirklich. Sie hat nur ein Problem mit diesen Einrichtungen. War als Kind lange in Pflegeheimen und so ’n Kram. Und da hat sie einiges erlebt. Der Hauptgrund, warum sie jetzt auf der Straße ist. Verstehst du, was ich meine?«
    Thorne verstand sehr wohl.
    Nur wenige Frauen lebten auf der Platte. Bislang waren Thorne nicht mehr als eine Hand voll aufgefallen. Er hatte Brendan Maxwell danach gefragt, und der hatte ihm erklärt, dass viele Frauen bei den »heimlichen Obdachlosen« landeten.
    Spike drückte sich klarer aus.
    »Schau mal, ’ne Menge Mädels können ein Bett für eine Nacht kriegen, aber dann teilen sie es mit einem fetten, verschwitzten Arsch, der von seiner Frau nicht verstanden wird. Sie gehen auf den Strich, sie und ein paar von den Jungs. Das bereitet diesen Sozialarbeitern Kopfzerbrechen. Aber um Caroline brauchen sie sich nicht zu sorgen, die würde lieber hungern.«
    »Aber das Essen ist nicht das Problem?«, sagte Thorne.
    Spike nahm den nächsten Löffel Eis und war bereits beim nächsten Thema. Er begann mit Thorne darüber zu spekulieren, wie beschissen man aussehen musste, um in bestimmten Londoner Restaurants nicht hineingelassen zu werden. In ihrer jetzigen Aufmachung, fand Spike, hätten sie wohl kein Problem bei Kentucky Fried Chicken oder Pizza Hut. »McDonald’s zählt nicht«, sagte Spike. »Ich glaube, wenn du dir dort deinen Hamburger splitternackt bestellst, mit der Unterhose auf dem Kopf und in jeder Hand einen Hundehaufen, fragen sie dich immer noch, ob du ihn mit oder ohne Fritten möchtest.«
    Die Vorstellung war wirklich komisch. Doch während Thorne lachte, entging ihm nicht, wie Spike sich mit den Händen an die Wangen fasste, sich die Haut nach hinten zu den Ohren schob. Er zwickte sich in

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